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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Feuer loderte neu auf.
    »Urmu, gewähr uns dein Zeichen! Bestätige unsere Eroberung! Wir beten dich an mit Magie und Blut! Wir warten auf dein Zeichen, o Urmu!«
    Plötzlich erschrillte ein Kreischen in dem alten Tempel. Mit noch immer hocherhobenen Händen drehte Du-jum sich um und blickte in die Düsternis. Eilige Schritte waren zu vernehmen, ein weiterer kreischender Schrei zu hören. Ein von Wahnsinn verzerrtes Gesicht mit wilden Augen tauchte auf, ein Arm, der ein Messer hielt. Einen flüchtigen Moment hielt der Besessene in der offenen Tempelvorhalle an.
    »Hunde!« kreischte er. »Hunde! Ihr wollt Thesrad einnehmen? Hunde!«
    Dann stürzte er heraus zum Portikus und schwang das Messer, um den Hexer zu erdolchen.
    Du-jum lachte.
    Der Wind schwoll zu einem pfeifenden Kreischen an. Eine der Geierstatuen hoch am Tempel löste sich vom Gesims und stürzte herunter.
    »Hu-u-u-nde-e-e!« schrie der Wahnsinnige.
    Wieder lachte Du-jum, als keine drei Schritte von ihm entfernt der Besessene von der Statue getroffen wurde. Ein gewaltiges Krachen, ein Knacken und Bersten war zu hören, und der Mann lag zermalmt auf den Fliesen des Eingangs.
    Unter dem steinernen Geier breitete sich eine Blutlache aus. Der Vogel war zersprungen, aber sein Steinschnabel war sichtbar rot von Blut.
    Du-jums Gelächter hallte von den Wänden wider. Seine Soldaten, trunken von fanatischer Ekstase, schrien zum Himmel: »Urmu! Urmu!«
    Der Wind erstarb, doch nicht das Stöhnen der Stadt. Immer wieder führte Du-jum besessen heulend seine Soldaten zum beschwörenden Ruf an: »Urmu! Urmu! Urmu!« Doch schließlich verdrängte ein anderer ihn: »Du-jum! Du-jum! Du-jum!«
     
    Der Mond war fast verblasst, als er den Urmu-Tempel verließ und seine Soldaten ihn zum Hauptpalast geleiteten.
    Er betrat ihn mit wallendem Umhang. Seine Soldaten, die Wache standen, verbeugten sich und salutierten. Sklaven eilten mit tief gesenkten Köpfen vor ihm her, um ihm den Weg zu Omerons Gemächern zu weisen.
    Yarise wartete dort auf ihn.
    Du-jum trat ein. Seine Wachen schlossen die Tür hinter ihm und blieben davor stehen.
    Stille herrschte, nur das Knistern der Fackeln war zu hören. Yarise blickte ihm stolz und erwartungsvoll mit großen Augen entgegen. Ganz schwach neigte Du-jum zu ihr gewandt den Kopf und lächelte ernst.
    Sie benahm sich wie in der Gegenwart eines Gottes: Anbetend, demütig näherte sie sich ihm mit langsamen Schritten. Sie hob ihm das Gesicht entgegen und streckte die Finger durch die Luft, um ihn zu berühren, doch bereit, sie sofort zurückzuziehen, falls die Stärke seines Glühens versengend sein sollte.
    Da breitete Du-jum die Arme aus und lachte dröhnend, von Wahnsinn gezeichnet.
    Yarise warf sich an seine Brust, küsste ihn leidenschaftlich, schlang die Arme um ihn, blickte hoch in seine brennenden Augen, dann presste sie den Busen an seinen Harnisch mit dem grässlichen Vogel und rieb ihr Gesicht in wildem Überschwang an seines.
    »Ich bin dein!« hauchte sie. »Die Stadt ist unser, Du-jum – unser! Unser! Und ich bin dein!«
    Immer noch kamen die Schreie und das Stöhnen gedämpft durch das Fenster. Der Wind pfiff. Soldaten stapften und marschierten.
    »Dein, Du-jum! Nach so langem Warten!«
    »Eine Nacht der Rache und der Schatten!« knurrte der schwarze Hexer. »Eine Nacht des Blutes und des Feuers und der Steingeier. Und jetzt …« Mühelos hob er Yarise auf die kräftigen Arme. »Eine Nacht der Macht, der Eroberung und Ekstase!«
    Yarise erwiderte sein triumphierendes Lächeln, als er sie zu ihrem – zu Omerons – Bett trug.

 
2
     
    Nacht – und das Lager kauerte in ihr, wie eine winzige Traube verlorener Lichter, am Grund eines ungeheuren, tief schwarzen Brunnens. Wald und steile Berghänge erhoben sich ringsum. Ein paar Stimmen murmelten noch schläfrig. Kohle schwelte in erlöschenden Feuern.
    Die Augen der Posten blitzten wachsam wie die von Raubtieren, und die Männer lauschten, mit der Hand nahe dem Schwert, auf die geringsten Geräusche.
    Weit, weit unten lag stumm die Stadt.
    Die immer noch kranke Sonja schlief tief und fest wie im Mutterschoß. Doch Omeron, der sie beobachtete und in die Nacht hinein lauschte, konnte nicht schlafen.
    Der Rachedurst fraß an ihm wie ein schwärendes Siechtum, wuchs immer mehr und wurde zur Besessenheit. Das Erscheinen dieser kranken rothaarigen Söldnerin, einer Ausländerin, erschien ihm wie ein rätselhaftes Symbol, das er noch nicht deuten konnte. Ganz gewiss war es ein Omen,
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