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Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London
Autoren: Verschiedene
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ich mit dem Mann sprach.«
    Sherlock Holmes lächelte. »Wie Sie eben feststellen konnten, verfüge ich über ein ganz ausgezeichnetes Hörvermögen. Ist Ihnen sonst noch etwas unklar, Mr. Craven?«
    »Ja«, sagte ich wütend, obwohl nach Lage der Dinge dazu nun wirklich kein Anlaß bestand. »Was haben Sie jetzt mit mir vor – mich bei Sir Henry und gegebenenfalls auch bei der Polizei als Einbrecher anzuschwärzen?«
    »Oh, ich halte Sie nicht für einen Einbrecher.«
    »Wieso nicht? Schließlich bin ich durch ein Fenster...«
    »Durch ein beleuchtetes Fenster! Einbrecher ziehen üblicherweise unbeleuchtete Fenster vor.«
    »Nun, dann bin ich vielleicht ein Mörder...«
    »Auch Mörder bevorzugen die Dunkelheit. Und sie machen sich nur in den seltensten Fällen die Mühe, eine steile Hauswand emporzuklettern, wenn sie ihr Ziel ebensogut zu ebener Erde erreichen könnten.«
    »Elementar einfach – pure Logik!« spottete ich. Ich konnte einfach nicht anders – dieser Mann brachte mich zur Weißglut. Zum Teufel, hatte er denn die Intelligenz gepachtet? Ich kam mir wie ein grüner Schuljunge neben ihm vor.
    Holmes nahm meine Bemerkung nicht als Spott. »Ganz recht, Mr. Craven«, sagte er nur.
    »Nun, wenn alles so logisch für Sie ist, Mr. Holmes, dann sagen Sie mir doch, warum ich an der Fassade hochgeklettert bin. Oder noch besser: Warum bin ich überhaupt hier?«
    Bedauernd zuckte Sherlock Holmes die Achseln. »Ich stütze mich auf Beobachtungen und logische Überlegungen. Ihre Fassadenkletterei entbehrt jeder Logik und ist deshalb nicht nachvollziehbar. Und was Ihr Herkommen angeht – nun, dazu müßte ich zunächst einmal wissen, in welcher Beziehung Sie zu Sir Henry und den übrigen Bewohnern von Baskerville Hall stehen.«
    »Haben Sie mit Sir Henry nicht über mich gesprochen?«
    »Gewiß. Aber er kennt Sie nicht. Weder mit Ihrem Namen noch mit Ihrer Personenbeschreibung konnte er etwas anfangen.«
    Daß sich Henry Baskerville nicht an mich erinnern konnte, wunderte mich eigentlich nicht. Wer merkt sich schon Namen und Gesicht eines Mannes, dem er nur einmal in einem Restaurant kurz begegnet ist?
    »Nun, Mr. Craven? In welcher Beziehung stehen Sie zu Sir Henry?«
    Ich seufzte. »Wenn ich das nur wüßte!«
    Holmes sagte nichts, wartete wohl darauf, daß ich weitersprach. Ich überlegte. Sollte ich mich dem Detektiv nicht einfach anvertrauen? Er war ein ungemein scharfsinniger Mann. Vielleicht fand er eine Erklärung dafür, warum ich Sir Henry nachstieg wie der Hahn der Henne.
    Und so schenkte ich ihm reinen Wein ein. Ich sagte ihm alles, was den Schloßherrn und mich anging, angefangen bei dem mysteriösen Zwang, das Restaurant Harvey’s zu betreten, bis hin zu meiner Kletterpartie.
    »Verrückt, nicht wahr?« kam ich zum Schluß. »Und Sie glauben mir kein einziges Wort, oder?«
    »Ich glaube Ihnen jedes Wort«, erwiderte Holmes. »Niemand denkt sich eine so... unglaubwürdige Geschichte einfach aus und erzählt sie derart überzeugend, wie Sie das gerade getan haben.«
    »Und sehen Sie eine Chance...«
    »Durchaus. Auch der Wahnsinn hat bekanntlich Methode. Er folgt seiner eigenen Logik, die allerdings mit anderen als den normalen Maßstäben ergründet werden muß.«
    »Mit welchen?«
    »Das müssen wir herausfinden, Mr. Craven. Empfinden Sie gegenwärtig noch immer diese... gewisse Unruhe, da sich Sir Henry nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe befindet?«
    Ich horchte in mich hinein und stellte zu meiner Überraschung fest, daß besagte Unruhe verschwunden war. Der rätselhafte Drang in mir schien vollkommen damit zufrieden zu sein, daß ich hier in Sir Henrys Bibliothek stand.
    »Interessant«, meinte Holmes, als ich auf seine Frage antwortete »Aber als Sie vorhin vor dem Haus standen...«
    »... fühlte ich mich unruhig, ja!«
    »Dann könnte unter Umständen dieser Raum das eigentliche Objekt Ihrer Begierde sein«, folgerte Holmes. »Die Person Sir Henrys wäre sozusagen lediglich eine Art von... Leitobjekt gewesen.« Er sah mich an. »Was fasziniert Sie hier ganz besonders, Mr. Craven – die Bücher?«
    »Bücher faszinieren mich immer«, murmelte ich. Gleichzeitig ging mein Blick zu den langen Bücherreihen hinüber, die zwei Wände der Bibliothek einnahmen. Wie ich vielen Einbänden ansehen konnte, befanden sich darunter zahlreiche antike Kostbarkeiten, vielleicht sogar – was ich allerdings für wenig wahrscheinlich hielt – ein NECRONOMICON, ein Nachdruck der Chtonischen Schriften des
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