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Der Hexer - NR19 - Der achtarmige Tod

Der Hexer - NR19 - Der achtarmige Tod

Titel: Der Hexer - NR19 - Der achtarmige Tod
Autoren: Verschiedene
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und fremd, daß ein intensiver Kontakt reichen mußte, mein Bewußtsein zu zerbrechen.
    Ein dumpfer Schlag brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich fuhr auf, griff instinktiv nach meinem Degen und atmete erleichtert auf, als ich sah, daß es nur die ZUIDERMAAR war, gegen die mein Schiffchen gestoßen war, kein schwarzes Scheusal, das plötzlich aus dem Meer auftauchte.
    Aber die Bestie war nahe, sehr nahe. Ich konnte sie spüren. Und ich spürte, daß sie näher kam...
    Hastig griff ich wieder nach den Rudern, stakste mich an der Bordwand entlang und starrte nach oben.
    Ich mußte nicht lange warten. Der dumpfe Schlag, mit dem die Pinasse gegen den Rumpf des Kriegsschiffes geprallt war, war gehört worden, und schon nach wenigen Augenblicken erschien der Schatten der Bordwache über der Reling. Ich stand auf, ließ das Ruder achtlos ins Wasser klatschen und begann wild mit den Händen zu gestikulieren.
    Meine Kenntnisse des Holländischen beschränkten sich auf die beiden Worte Mijnheer und bedank, so daß ich nur hoffen konnte, daß der Mann über mir die Bedeutung meiner Gesten erkannte.
    Der Mann rief etwas, das ich nicht verstand, wartete wenige Sekunden und verschwand von der Reling. Ich konnte seine Schritte auf dem Deck des Schiffes poltern hören.
    Aber ich hörte auch noch etwas...
    In das monotone Klatschen der Wellen hatte sich ein anderes Geräusch gemischt, ein Laut, als glitte tief unter der Wasseroberfläche ein gewaltiger, mißgestalteter Körper heran.
    Erschrocken fuhr ich herum. Die abrupte Bewegung ließ mein kleines Boot schwanken, so daß ich das Gleichgewicht verlor und mich mit einer Hand am Rumpf der ZUIDERMAAR festhalten mußte, um nicht zu stürzen.
    Als ich mich wieder aufrichtete, sah ich die Wellen.
    Es war ein bizarrer, fürchterlicher Anblick. Vielleicht eine Viertel Meile jenseits der ZUIDERMAAR begann sich die Wasseroberfläche zu kräuseln, als stiege irgend etwas Gigantisches aus den Tiefen des Meeres empor. Eine pfeilförmige, schäumende Bugwelle erschien auf der See, bewegte sich einen Moment lang scheinbar ziellos nach beiden Seiten und richtete sich dann mit tödlicher Präzision auf mein kleines Schiff!
    Plötzlich waren über mir wieder Stimmen. Ich sah auf, gewahrte gleich ein halbes Dutzend Schatten, die sich über die Reling und zu mir herab beugten, und hörte ein Gewirr durcheinanderrufender Stimmen.
    »Um Gottes willen, beeilt euch!« schrie ich. Ich hatte keine Ahnung, ob meine Worte verstanden worden waren oder ob es Zufall war, aber in der nächsten Sekunde fiel ein Schatten über die Reling, wickelte sich auf und wurde zu einer Strickleiter, die keine zwei Yards vor meinem Boot gegen den Schiffsrumpf prallte.
    Ich warf einen hastigen Blick auf die See hinaus. Die schäumende Bugwelle war näher gekommen, und sie hatte noch an Geschwindigkeit gewonnen! Allerhöchstens noch hundert Yards trennten sie von der ZUIDERMAAR – und mir. Für einen winzigen Moment bildete ich mir ein, einen absurd aufgedunsenen Schatten darunter wahrzunehmen, den Umriß eines gigantischen, verzerrten Balges, der sich pumpend und zitternd auf mich zubewegte, schwarze Tentakelarme wie zuckende Nervenfäden nach mir ausstreckend...
    Über mir wurden die Stimmen aufgeregter, als auch die Männer an Deck des Schiffes das gigantische Etwas entdeckten, das wie ein lebender Torpedo auf die ZUIDERMAAR zuschoß, und plötzlich hörte ich ein fürchterliches Rauschen und Klatschen, keine zehn Yards hinter mir!
    Mit aller Kraft zog ich mich an der Strickleiter empor.
    Plötzlich erscholl ein fürchterliches Splittern und Bersten, und eine halbe Sekunde später war das Boot unter meinen Füßen verschwunden und das Meer voller Schaum und Schwärze und zerborstener Trümmer. Ein ungeheurer Schlag ging durch das Schiff. Die ZUIDERMAAR ächzte, legte sich in einer nur scheinbar trägen Bewegung auf die Seite und krängte für einen Moment gefährlich über. Ich schrie auf, klammerte mich mit aller Gewalt an der Strickleiter fest und keuchte vor Anstrengung, als das Schiff in einer umgekehrten Bewegung zur anderen Seite kippte und seine Wand wie eine hölzerne Faust nach mir schlug. Irgendwie gelang es mir, die Strickleiter weiter zu umklammern, und irgendwie brachte ich auch das Kunststück fertig, nicht in die Tiefe geschleudert zu werden, sondern mit zusammengebissenen Zähnen weiterzuklettern.
    Verzweifelt blickte ich in die Tiefe. Von meinem Boot war keine Spur mehr zu sehen. Das Meer unter mir
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