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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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»Hier ist es«, verkündete sie. Wir hatten den Punkt erreicht, gar nicht weit weg von unserem Haus. Vor uns lag das schimmernde Band des Gazar, und in geringer Entfernung schwamm ein Flussdrache im Wasser. So weit, wie seine Augen voneinander entfernt waren, musste es ein großer sein. Ich hoffte, er blieb im Wasser.
    Ich sah sie an, und sie lächelte noch immer. »Bist du sicher, dass keine Gefahr besteht?«
    »Es ist gewachsener Stein. Er hält mich sicher, und ich kann ihn von innen formen.« In ihren Augen blitzte es … »Mach dir keine Sorgen.« Sie sah sich suchend um. »Jetzt brauche ich nur einen Felsen. Hier.«
    Es war ein großer Felsen an der Wand eines Hauses. Ich ging mit ihr dorthin. Er war groß genug, dass ich mich setzen konnte. Also nahm ich meine Pfeife heraus und den Beutel Apfeltabak, von dem ich einen Vorrat erstanden hatte.
    »Ich warte hier und rauche meine Pfeife.«
    »Es wird nicht lange dauern«, antwortete sie, grinste spitzbübisch und verschwand wie ein Geist im Stein.
    Ich zündete mir die Pfeife an und stellte beruhigt fest, dass der Flussdrache weitergetrieben oder -geschwommen war. Auf der anderen Seite des Gazar bemerkte ich ein Fischerboot mit einer Lampe daran, hier und da hörte ich in der Ferne Stimmen. Es war friedlich hier. Irgendwo unter mir lag die Kanalisation, und noch tiefer bereiteten sich die Priester des Namenlosen Gottes darauf vor, dreizehn unschuldige Mädchen zu opfern. Was ist mit diesen Mädchen, Soltar, findest du es gerecht, was da geschieht? Wo bleibt deine Strafe für die, die deinem Bruder folgen?
    Ich vergaß. Soltar richtete ja nicht.
    Dann erweckte etwas meine Aufmerksamkeit – eine Delle im Wasser. Noch während ich verdutzt hinsah, vertiefte sie sich und wurde zu einem Strudel, der in Sekundenschnelle an Durchmesser gewann. Tief unter mir spürte ich den Boden vibrieren. Der Strudel wuchs weiter und war nun fast fünf Mannslängen breit. Er erfasste den Flussdrachen. Ich meinte zu sehen, dass er überrascht war, als er in die Tiefe gezogen wurde. Man konnte das Donnern des Wassers auch durch den Strudel hören.
    Seine Wände wurden immer steiler, der Boden erzitterte heftiger. Ich erinnerte mich an die Halle der Diebe tief unter mir und an die hohe, steile Wand, hinter der ich schon damals den Gazar hatte hören können. Wie musste es aussehen, wenn diese Wand brach und das Wasser schäumend hindurchschoss?
    Es musste auf die Diebe wie das Gericht der Götter wirken, aber sie hatten es nicht weit, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich betrachtete den Strudel, zog an meiner Pfeife und wartete auf Natalyia. Das Beben im Boden ließ sogar etwas nach, dennoch spürte ich unter meinen Füßen die Kraft des Wassers. Fünfzehn Schritt unter mir lag die Kanalisation. Noch einmal zwanzig Schritt tiefer lag die Halle der Diebe, zwanzig Schritt hoch. Ein Wasserfall mit fast sechzig Schritt Höhe hatte eine beachtliche Stärke und spülte vieles einfach weg.
    Sie hätte schon wieder zurück sein sollen, dachte ich beunruhigt.
    Sie kannte sich im Stein aus. Sie sagte, es bestehe keine Gefahr, und sie war auch nicht unruhig gewesen. Dennoch …
    Ich wartete und war schon fast am Verzweifeln. Ich stand auf, ging ruhelos auf und ab und sah auf den Strudel, der noch immer unverändert war.
    Hinter mir taumelte Natalyia aus dem Stein, doch sie war nicht allein. Ein hochgewachsener Mann in Schwarz und Gold war bei ihr und stieß sie achtlos zur Seite. Sie fiel zu Boden, ihre Augen waren geöffnet, doch sie waren leer, ihr Brustkorb hob und senkte sich, noch lebte sie, aber …
    »Nein.« Der Mann lächelte und klopfte sich Staub von seiner Jacke, wo keiner war. »Sie lebt, und sie besitzt auch noch ihre Seele. Vielleicht hole ich sie mir noch, dazu war keine Zeit. Ich halte nur ihren Geist. Sieh.«
    Natalyia richtete sich halb auf und kniete, die Hände auf dem Rücken, den Kopf gesenkt, bewegungslos.
    »Eine hübsche Frau«, sagte der Herr der Puppen. »Vielleicht gönne ich sie mir. Wunderst du dich nicht, Havald, dass ich hier stehe?«
    Ich wunderte mich, dass sein Kopf noch nicht von Seelenreißers Klinge sprang.
    »Ich besitze ihren Geist und weiß, was sie weiß. Das ist die geheime Macht des Puppenspielers.« Er lächelte. »Ich weiß, was meine Puppen wissen. All diese Erinnerungen, all diese Leben … Die anderen bekommen nur die Gaben, ich erhalte alles von meinen Puppen, auch ihre tiefsten Geheimnisse.« Er machte eine Pause. »Also kenne ich auch dich,
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