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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
Autoren: Diane Chamberlain
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Monaten habe ich genug Erfahrung, um in einem guten Restaurant anzufangen, wo ich dann auch mehr Trinkgeld bekomme.”
    “Ich bewundere deinen Ehrgeiz”, sagte er.
    “Danke. Und wo wohnst du? Bestimmt in der Nähe vom Coffeeshop, nachdem du jeden Morgen dort bist.”
    “In der Nähe der Franklin Street”, sagte er. “Ich teile mir ein Haus mit meinem Bruder Marty. Es gehört meinem Vater, aber der lebt in Kalifornien und hat es uns überlassen.”
    “Nur dein Vater? Sind deine Eltern geschieden?” Hoffentlich war das keine zu persönliche Frage.
    Die Bedienung, eine Blondine mit glattem schulterlangem Haar, pinkfarbenem Schmollmund und blutroten Fingernägeln, stellte zwei Wassergläser auf den Tisch.
    “Hallo Tim”, sagte sie, ohne den Blick von CeeCee abzuwenden. “Wie geht es denn so?”
    “Gut”, sagte Tim. “Bets, das ist CeeCee. CeeCee, Bets.”
    “Nimm dich in Acht, CeeCee”, sagte Bets mit einem Augenzwinkern. “Er ist ein gefährlicher Mann.”
    “Danke für die Warnung.” CeeCee lachte.
    “Habt ihr gewählt?” Bets zog zwei Strohhalme aus ihrer Schürze und legte sie neben die Gläser.
    Tim sah CeeCee mit erhobenen Augenbrauen an. “Weißt du schon, was du möchtest?”
    Sie wollte eigentlich nicht vor ihm essen, wahrscheinlich würde sie kleckern oder etwas blieb ihr zwischen den Zähnen hängen. “Limonentorte.” Das schien unbedenklich. Tim bestellte ein Barbecue-Sandwich.
    “Was hat sie damit gemeint, dass du ein gefährlicher Mann bist?”, fragte CeeCee, nachdem Bets gegangen war.
    “Sie wollte dich nur aufziehen.” Er nahm einen Schluck Wasser. “Um auf deine Frage wegen meiner Eltern zurückzukommen, sie sind nicht geschieden. Meine Mutter ist vor nicht allzu langer Zeit gestorben.”
    “Oh, tut mir leid.” Aber das war nur die halbe Wahrheit. Denn jetzt hatten sie doch etwas gemeinsam: Sie hatten beide keine Mutter mehr. Sie hätte gern gewusst, ob seine Mutter auch an Krebs gestorben war, fragte aber nicht. Sie beantwortete schließlich auch nicht gerne Fragen nach ihrer Mutter. “Studiert dein Bruder auch?”
    “Nein, nein. Marty ist nicht der Typ dafür.” Tim trommelte mit den Fingern auf den Tisch, als hörte er eine Melodie, die sie nicht wahrnehmen konnte. “Er war in Vietnam. Er ging als netter Kerl von achtzehn Jahren und kam als verbitterter alter Mann zurück.”
    “Er arbeitet also nicht?” Sie packte einen Strohhalm aus und steckte ihn in ihr Wasserglas.
    “Doch. Er arbeitet als Handwerker. Irgendjemand war wahnsinnig genug, ihm Hammer und Nagel in die Hand zu drücken.” Er lachte.
    “Wie meinst du das?”
    “Ach, nicht wichtig.” Er schüttelte den Kopf, als wollte er die Gedanken an dieses Thema daraus vertreiben, und beugte sich dann über den Tisch. “Zurück zu dir, meine geheimnisvolle CeeCee. Du hast gesagt, du bist erst sechzehn. Hast du früher mit der Schule begonnen, oder wie?”
    “Ich wurde früh eingeschult und habe dann die fünfte Klasse übersprungen”, sagte sie. “Das lag daran, dass ich die Schule wechselte und von einer sehr guten auf eine ziemlich lausige musste. Ich war den anderen Kindern weit voraus, also ließen sie mich eine Klasse überspringen.”
    “Ich wusste, dass du klug bist. Und wo ist deine Familie?”
    Wie viel Persönliches sollte sie preisgeben? “Ich will nicht, dass du Mitleid mit mir hast, ja?”
    “Klar.”
    Sie spielte mit der Verpackung ihres Strohhalms. “Meine Mutter ist auch tot”, begann sie.
    “Oh nein. Tut mir leid.”
    “Sie hatte Brustkrebs, obwohl sie erst Mitte zwanzig war, und wir zogen von New Jersey hierher, damit sie an einer speziellen Studie teilnehmen konnte. Ich war zwölfJahre alt, als sie starb, und danach wurde ich mehr oder weniger hin- und hergeschoben.”
    Tim legte eine Hand auf ihre. “Mitte zwanzig.” Er schüttelte den Kopf. “Ich dachte nicht, dass so was passiert.”
    Seine Wimpern waren so hell wie sein Haar und sehr lang. Sie betrachtete sie intensiv, um in diesem Augenblick nicht etwas Dummes zu tun, zum Beispiel ihre Hand umzudrehen und nach seiner zu greifen. “Sie auch nicht. Deswegen hat sie auch nie nach einem Knoten getastet.” CeeCee erwähnte nicht, dass sie selbst sehr umsichtig mit ihrer Gesundheit umging. Er sollte nicht denken, dass sie eine Frau war, die irgendwann ihre beiden Brüste verlieren würde, so wie ihre Mutter.
    “Aber was meinst du denn damit, du wurdest hin- und hergeschoben?”
    Er hatte seine Hand nicht von ihrer genommen.
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