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Crime

Crime

Titel: Crime
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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genug, um die gemeinsame Bezeichnung »die Mädchen« zu erwerben. Tianna hat ihr Haar zurückgebunden und eine große Sonnenbrille ins Haar geschoben. Sie trägt ein weinrotes Kleid mit weißen Tupfen, ein weißes Seidenhalstuch, cremefarbene Kniestrümpfe und schwarze Schuhe. Sie sieht aus wie eine coole zehnjährige Tochter.– Das ist eine SFA – Sonnenbrille, erklärt ihr Lennox.
    – Skaddisch Football Association, grinst sie und gibt ihm ein nichtenhaftes Küsschen, dann folgt Trudi mit einem dicken Schmatzer auf die Lippen und einem listig reingeschobenen Stückchen Zunge. Sie holt die Feuchtigkeitscreme heraus, die sie für ihn besorgt hat, und streicht ihm etwas auf seine ausgetrocknete, verdörrte Gesichtshaut.– Du musst mehr auf deine Haut achten, Ray, sagt sie; der Ratschlag erscheint ihm in seiner vergnügten Laune durchaus vernünftig: sie hat so lange versucht, ihm davonzulaufen, da sollte er sie vielleicht nun etwas besser behandeln. Er wird wie ein Baby eingeschmiert, vielleicht sogar ein bisschen gedemütigt, aber das macht ihm nichts aus. Der Sex ist mit solcher Vehemenz in ihr Leben zurückgekehrt, dass es bereits schon wieder unvorstellbar ist, dass er jemals weg gewesen sein sollte. Eine weitere Wand ist eingerissen; bald schon würden sie wieder mit einem begrüßenswertenMangel an Hemmungen ficken. Und wie jede Droge dämpfte Sex die Sorgen hinsichtlich anderer Probleme. Das Leben kehrte langsam zu dem zurück, was man vielleicht Normalität nennen könnte.– Und, wie sind die Herbergseltern? Behandeln sie dich immer noch gut?, fragt Ray Lennox Tianna Hinton mit einem Zwinkern zu Eddie und Dolores Rogers.
    – Die sind echt cool, kichert sie.
    – Gute Leute. Und, wo würdest du heute Nachmittag gerne hinfahren?
    – Skatlin.
    Trauer legt sich wie ein Mantel um Lennox’ Schultern. Sie fliegen morgen zurück nach Haus, und er wird das Kind vermissen. Auch Trudi hat sie lieb gewonnen. Er hat angefangen, Gefallen an ihrer spielerischen Allianz gegen ihn zu finden, gewöhnlich wenn es um die anstehenden Hochzeitspläne geht. Aber da gibt es noch etwas, das er mit ihr gemeinsam machen möchte, bevor sie abreisen. Und dafür müssen sie alleine sein.
    Das Essen kommt, und Trudi betrachtet ihren Verlobten, wie süß abwesend er aussieht, wenn er etwas isst, als wäre er ganz davon in Anspruch genommen. Nun trägt er doch Shorts, was sie nur begrüßt, denn seine Beine verlieren endlich ihre milchige Blässe. Tianna wühlt in einer Einkaufstüte, um der Tischgesellschaft irgendetwas zu zeigen.
    Lennox fragt Ginger.– Wie klappt’s bei euch, Eddie?
    – Ein schrecklich nettes kleines Ding und überhaupt keine Last, sagt Ginger.– Sie ist sogar eine echte Hilfe für Dolores, denn die war völlig vernarrt in diesen Scheißköter.
    Nach einem Weilchen hebt Trudi ihr zartflaumiges Handgelenk, um auf die Uhr zu schauen. Lennox versteht den Fingerzeig, und er, Trudi und Tianna verabschieden sich, gehen hinaus, steigen in ihren Mietwagen und fahren runter nach Miami Beach. Als sie den Julia Tuttle Causewayverlassen und palmenbestandene Straßen mit hübschen, stuckverzierten Häusern und üppigen tropischen Gärten zur Bay hin entlangfahren, denkt Lennox, dass dies genau das Fleckchen ist, das ein Neubürger seiner kolumbianischen, haitianischen, kubanischen oder schottischen Familie zeigen könnte, damit diese stolz sagen: der Junge hat’s richtig gemacht. Und dass der amerikanische Traum nicht Amerikanern allein vorbehalten ist, sondern zuzugswilligen Menschen aus der ganzen Welt gehört, dass er verblassen und sterben wird, wenn die USA ihre Grenzen dichtmachen, was so sicher ist wie das Amen in der Kirche.
    Trudi stellt den Wagen an einer Tankstelle an der Alton ab, dann gehen sie hinunter zur Lincoln, der Nobelmeile mit Restaurants, Bars, Galerien und Designerläden, der schicken Hauptschlagader von Miami Beach. Lennox, der einen orange-schwarzen Rucksack über die Schulter baumeln hat, will Trudi zuliebe in die Britto Central Gallery reinschauen, nur mal schnell durchlaufen, weil er glaubt, dass man, wenn man etwas sieht, das einen bewegt, nicht zu lange davor verweilen sollte, um sich seine Fähigkeit zum Staunen zu erhalten. Aber Trudi ist nicht begeistert von der Idee und geht mit Tianna lieber in ein nahe gelegenes Modegeschäft. Danach schauen sie in einem Internetcafé auf der Washington vorbei, wo sie Kaffee trinken und etwas im Internet surfen. Tianna und Trudi checken schottische
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