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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel
Autoren: Cassandra Clare
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zu bedenken.
    »Es ist immer besser, die Wahrheit zu kennen«, erwiderte Tessa fest, selbst erstaunt über die Überzeugung in ihrer Stimme. »Ich kenne jetzt die Wahrheit über Nate, und so schmerzhaft sie auch sein mag, sie ist immer noch besser, als belogen zu werden. Und sie ist besser, als jemanden weiterhin zu lieben, der meine Zuneigung nicht erwidern kann ... besser, als all diese Liebe zu verschwenden«, fügte sie mit zitternder Stimme hinzu.
    »Ich glaube, dass er dich geliebt hat und dich auch jetzt noch liebt, auf seine ganz eigene Weise«, erklärte Jem, »aber du solltest dich damit nicht belasten. Zu lieben ist genauso wertvoll wie geliebt zu werden. Liebe kann man gar nicht verschwenden.«
    »Aber es ist so schwer.« Tessa wusste, dass sie in Selbstmitleid badete, aber sie konnte dieses Gefühl einfach nicht abschütteln. »Es ist schwer, so allein zu sein.«
    Jem beugte sich vor und sah sie eindringlich an. Die roten Trauermale zeichneten sich wie züngelnde Flammen auf seiner blassen Haut ab und erinnerten Tessa an das Muster, das die Roben der Stillen Brüder säumte. »Nicht nur deine Eltern sind tot, auch meine leben nicht mehr. Und dasselbe gilt für Jessies Eltern und sogar Henrys und Charlottes. Und vielleicht auch für Wills. Ich glaube nicht, dass es hier im Institut irgendjemanden gibt, der eine Familie hat. Denn sonst wären wir nicht hier.«
    Tessa öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. »Ich weiß«, räumte sie ein. »Tut mir leid. Das war schrecklich egoistisch von mir ...«
    Beruhigend hielt Jem eine Hand hoch. »Ich will dir gar keine Vorwürfe machen«, sagte er. »Vielleicht bist du ja hier, weil du sonst allein wärst, aber das Gleiche gilt für mich. Und für Will. Und Jessamine. Und in gewisser Hinsicht sogar für Charlotte und Henry. Wo sonst könnte Henry sein Laboratorium betreiben? Wo sonst hätte Charlotte die Möglichkeit, ihren messerscharfen Verstand auf eine Weise zu nutzen wie hier? Und obwohl Jessamine vorgibt, das Institut zu hassen, und Will niemals eingestehen würde, dass er irgendetwas oder irgendjemanden braucht, haben beide sich hier ein neues Zuhause geschaffen. Im Grunde sind wir nicht hier, weil wir sonst nirgendwohin könnten - wir müssen nirgendwo anders hin, weil wir das Institut haben. Und diejenigen, die hier leben, sind unsere Familie.«
    »Aber nicht meine Familie.«
    »Das könnte aber deine Familie werden«, erklärte Jem. »Als ich hierher kam, war ich gerade einmal zwölf Jahre alt. Und das Institut fühlte sich für mich definitiv nicht wie ein Zuhause an. Ich sah an London nur, dass es nicht wie Shanghai war, und hatte fürchterliches Heimweh. Also ist Will zu einem Geschäft in East End gelaufen und hat mir das hier gekauft.« Jem zog die Kette hervor, die um seinen Hals hing, und Tessa konnte nun erkennen, dass es sich bei dem grün aufblitzenden Gegenstand, den sie bereits zuvor bemerkt hatte, um einen grünen Jadeanhänger in Form einer geschlossenen Hand handelte. »Ich denke, Will gefiel der Anhänger, weil er ihn an eine Faust erinnerte. Aber da er aus Jade besteht und Will wusste, dass Jade aus China stammt, hat er ihn gekauft und mir geschenkt. Und ich habe ihn an eine Kette gehängt, die ich seitdem trage.«
    Die Erwähnung von Wills Namen versetzte Tessa einen Stich ins Herz. »Vermutlich ist es gut zu wissen, dass er manchmal doch nett sein kann«, murmelte sie.
    Jem musterte sie mit seinen wachsamen silbernen Augen. »Als ich vorhin hereinkam ... dieser Ausdruck auf deinem Gesicht ... das war nicht nur wegen jener Textstelle im Codex, oder? Dieser Ausdruck hing auch mit Will zusammen. Was hat er zu dir gesagt?«
    Tessa zögerte einen Moment. »Er hat es sehr deutlich gemacht, dass er mich nicht hierhaben möchte«, erklärte sie schließlich. »Und dass meine Anwesenheit im Institut keine solch glückliche Fügung ist, wie ich gedacht habe. Jedenfalls nicht seiner Meinung nach.«
    »Und das, nachdem ich dir gerade erzählt habe, warum du ihn als Teil deiner Familie betrachten solltest«, bemerkte Jem ein wenig reumütig. »Kein Wunder, dass du ein Gesicht gezogen hast, als hätte ich dir gerade eine schlimme Nachricht überbracht.«
    »Tut mir leid«, wisperte Tessa.
    »Nein, das muss es nicht. Will ist derjenige, dem es leidtun sollte.«
    Jems Augen verdüsterten sich. »Wir werden ihn auf die Straße werfen«, verkündete er theatralisch. »Ich verspreche dir, morgen früh wird er verschwunden sein.«
    Tessa zuckte
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