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Black Dagger 20 - Schattentraum

Black Dagger 20 - Schattentraum

Titel: Black Dagger 20 - Schattentraum
Autoren: J.R. Ward
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erstarrt.
    Die Auserwählte hatte ihn außer Gefecht gesetzt wie keine Kriegsverletzung je zuvor, von ihresgleichen würde er sich nie erholen.
    Nur gut, dass er seine Gefühle niemals zeigte, denn es musste ja niemand erfahren, dass er nach all den Jahren doch noch seine Achillesferse gefunden hatte.
    Er würde sie finden müssen.
    Und sei es nur, um sein Gewissen zu beruhigen – sofern er eines besaß. Er musste sie wiedersehen.

42
    Qhuinn kapierte nicht, was hier eigentlich abging. Die Trauernden liefen kopflos in der Eingangshalle umher, rein und raus, alles ging den Bach runter … bis Autumn plötzlich zurückkam.
    Echt abgefuckt.
    Aber zumindest nahm es einen guten Ausgang, alle erholten sich, und die Zeremonie wurde zu Ende geführt: Autumn stand neben Tohr, während John zweimal gebrandmarkt wurde, einmal für Wellsie und einmal für den Bruder, den er nie getroffen hatte. Nachdem das Salz seine Wunden versiegelt hatte, war die Trauergemeinde zum höchsten Punkt des Hauses gegangen, wo man Wellsies Urne geöffnet und ein seltener Ostwind ihre Asche stoßweise in den Himmel emporgetragen hatte.
    Jetzt ging es wieder runter ins Esszimmer, wo man sich mit ein paar Häppchen stärken würde, bevor sich bestimmt bald alle höflich zurückzogen, um auf ihre Zimmer zu gehen und erschöpft zusammenzubrechen.
    Alle waren völlig geschafft, er selbst mit eingeschlossen, und so wandte er sich an Layla, als sie die Eingangshalle erreichten. »W ie geht es dir?«
    Mann, das fragte er sie nun schon seit drei Tagen nonstop, und jedes Mal antwortete sie, dass es ihr gut ging und sie noch nicht angefangen hatte zu bluten.
    Und das würde sie auch nicht. Qhuinn war sich sicher, auch wenn sie selbst noch nicht überzeugt war.
    »G ut«, sagte sie mit einem Lächeln, als wüsste sie seine Freundlichkeit zu schätzen.
    Es war wirklich schön, wie wunderbar sie miteinander auskamen. Nach ihrer Triebigkeit hatte er sich Sorgen gemacht, dass es vielleicht seltsam sein würde zwischen ihnen, aber sie waren wie ein Team, das einen Marathon gelaufen war, ein Ziel erreicht hatte und bereit für die nächste Herausforderung war.
    »K ann ich dir etwas zu essen besorgen?«
    »G erne, ich habe wirklich Hunger.«
    »W ie wäre es, wenn du schon mal hochgehst und dich hinlegst und ich dir etwas bringe?«
    »D as wäre lieb – danke.«
    Ja, es war schön, wie sie ihn auf diese unkomplizierte und warmherzige Weise anlächelte, es weckte in ihm eine Liebe, fast wie zu einem Familienmitglied. Und während er sie zurück zum Fuß der Treppe brachte, genoss er es, auf die gleiche Art zurückzulächeln.
    Doch all die unbeschwerte Leichtigkeit war dahin, als er sich umwandte. Durch die offene Tür der Bibliothek sah er Blay und Saxton, die sich unterhielten. Dann trat sein Cousin einen Schritt vor und nahm Blay in die Arme. Als Qhuinn die beiden so zusammen sah, dicht an dicht, holte er tief Luft und spürte, dass auch er einen kleinen Tod zu beklagen hatte.
    Das war wohl das Ende für sie beide.
    Ein getrenntes Leben, eine getrennte Zukunft.
    Unvorstellbar, dass sie ursprünglich unzertrennlich gewesen waren …
    Ganz unvermittelt blickte Blay ihn an.
    Doch was Qhuinn in diesen blauen Augen sah, brachte ihn aus dem Gleichgewicht: Aus Blays Gesicht strahlte ihm ungetrübte Liebe entgegen, uneingeschränkt von der Schüchternheit, die so sehr Teil seiner Zurückhaltung war.
    Blay schaute ihn unverwandt an.
    Und zum ersten Mal … blickte auch Qhuinn nicht weg.
    Er wusste nicht, ob dieses Gefühl seinem Cousin galt – wahrscheinlich tat es das –, aber er nahm es an: Er blickte Blaylock in die Augen und versuchte nicht, seine Empfindungen zu verbergen.
    Er zeigte sie ganz offen.
    Denn eines hatte ihn die heutige Schleierzeremonie gelehrt: Auch die, die man liebte, konnte man jeden Moment verlieren – und dann dachte man ganz bestimmt nicht an die Gründe, die einen hätten auseinanderhalten können, sondern an all die Gründe, die einen zusammengehalten hatten.
    Sicher wünschte man sich dann, man hätte mehr Zeit miteinander gehabt. Selbst nach Jahrhunderten …
    Niemandem wurde eine Ewigkeit gewährt. Daher war es verdammt noch mal ein Verbrechen, die Zeit zu verschwenden, die einem gegeben war.
    Genug, dachte Qhuinn. Schluss mit den Ausflüchten, dem Ausweichen und den Versuchen, jemand anderes zu sein.
    Selbst wenn es ihn vernichtete, selbst wenn es ihn sein geliebtes kleines Selbstwertgefühl und sein dummes kleines Herz kostete: Es war an
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