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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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Panzerung in seine rechte Schulter.

10
    Die Morgendämmerung war kalt und grau. In ihrer Stille verscheuchte Ezio seine Erinnerungen und konzentrierte sich wieder ganz auf die Gegenwart, als er die Schritte der Wachen auf dem steinernen Boden hörte. Sie näherten sich seiner Zelle. Das war der Moment.
    Er gab sich den Anschein, geschwächt zu sein, was ihm nicht sonderlich schwerfiel. Er hatte so viel Durst und Hunger wie seit Langem nicht mehr, doch der Krug und das Essen standen noch unangetastet auf dem Tisch. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, die Kapuze über den Kopf gezogen.
    Er hörte, wie die Tür zu seiner Zelle krachend aufflog und die Männer hereinkamen. Sie packten ihn unter den Achseln, und halb hoben sie ihn, halb schleiften sie ihn hinaus und den kahlen grauen Gang entlang. Den Blick zu Boden gerichtet, sah Ezio das große Symbol der Assassinen in dunklerem Stein eingelegt, ihr Insigne seit undenklicher Zeit.
    Der Gang mündete in einen größeren Raum, einer Art Halle, die an einer Seite offen war. Ezio spürte scharfe, frische Luft im Gesicht, die ihn belebte. Er hob den Kopf ein wenig an und sah hohe Öffnungen, die von schmalen Säulen eingerahmt wurden. Dahinter fiel der Blick auf die schroffen Berge. Sie befanden sich noch immer hoch oben im Turm.
    Die Wachen zogen ihn auf die Füße, doch er schüttelte sie ab. Sie traten etwas zurück, die Hellebarden gesenkt, die Spitzen auf ihn gerichtet. Ihm gegenüber stand mit dem Rücken zur Tiefe der Hauptmann von gestern. Er hielt eine Henkersschlinge in der Hand.
    „Ihr seid ein zäher Mann, Ezio“, sagte der Hauptmann. „Kommt den weiten Weg, nur um einen Blick in Altaïrs Burg zu werfen. Das beweist Mut.“
    Er bedeutete seinen Männern, noch weiter zurückzutreten und Ezio allein zu lassen. Dann fuhr er fort: „Aber nun seid Ihr ein alter Hund. Es ist besser, Euch von Eurem Leid zu erlösen, als Euch wimmernd ein trauriges Ende nehmen zu lassen.“
    Ezio drehte sich leicht, um sich direkt an den Mann zu wenden. Diese winzige Bewegung genügte, wie er zu seiner Befriedigung feststellte, um die Hellebardiere zusammenzucken und ihre Waffen fester packen zu lassen.
    „Wollt Ihr noch etwas sagen, bevor ich Euch töte?“, fragte Ezio.
    Der Hauptmann war aus härterem Holz geschnitzt als seine Männer. Er stand unverrückbar da und lachte. „Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis die Bussarde Eure Knochen sauber gepickt haben, wenn Euer Leichnam von diesen Zinnen baumelt.“
    „Irgendwo dort oben ist ein Adler. Er wird die Bussarde fernhalten.“
    „Das wird Euch nicht viel nützen. Tretet vor, oder habt Ihr Angst vor dem Sterben? Ihr wollt doch wohl nicht in den Tod geschleift werden, oder?“
    Ezio trat langsam vor, alle Sinne gespannt.
    „So ist es gut“, sagte der Hauptmann, und Ezio bemerkte, wie der Mann sich ein wenig entspannte. Glaubte der Kerl wirklich, dass er nachgab? War er so von sich überzeugt? So dumm? Nun, umso besser, wenn es so war. Aber vielleicht hatte der hässliche Mann, der nach Schweiß und gekochtem Fleisch roch, ja auch recht. Irgendwann musste der Augenblick des Todes kommen.
    Hinter dem breiten Fenster zwischen den Säulen ragte eine schmale Plattform aus Holz ins Leere hinaus, etwa drei Meter lang und knapp anderthalb breit, zusammengesetzt aus sechs rauen Planken. Die Konstruktion sah alt und wacklig aus. Der Hauptmann verneigte sich in einer ironischen einladenden Geste. Ezio trat ein weiteres Stück vor, wartete auf seinen Augenblick, fragte sich jedoch zugleich, ob er wirklich kommen würde. Die Bretter knarrten unheilvoll unter seinem Gewicht. Die Luft um ihn her war kalt. Er blickte in den Himmel und zu den Bergen. Dann sah er den Adler dahinsegeln, zwanzig, dreißig Meter unter ihm, die weißen Flügelspitzen gespreizt, und der Anblick erfüllte ihn aus irgendeinem Grund mit Hoffnung.
    Dann geschah etwas anderes.
    Ezio hatte eine weitere Plattform wie jene, auf der er stand, bemerkt, die etwa fünf Meter rechts von ihm auf gleicher Höhe aus dem Turm ragte. Und nun betrat sie, ganz allein, der junge Mann in Weiß, den er während des Kampfes gesehen hatte, und ging furchtlos nach vorn. Ezio beobachtete ihn mit angehaltenem Atem. Der Mann schien sich ihm zuzuwenden, zu einer Geste anzusetzen …
    Und dann verblasste die Vision abermals, und es gab nur noch den Wind und vereinzelte umherwehende Schneeschleier. Selbst der Adler war verschwunden.
    Der Hauptmann kam näher, die Schlinge
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