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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück
Autoren: Berte Bratt
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früher Lämmer zulegen.“
    „Lämmer zulegen?“ fragte Jess verwundert.
    „Ja, es so einrichten, daß die Schafe früher lammen - früher Hochzeit feiern!“ lachte Anne. „Sie kriegen dann ihre Lämmer im warmen Stall und behalten sie dort die ersten Wochen um sich, verstehst du? Und wenn die Lämmer dann rausgelassen werden, können sie einigermaßen auf eigenen Füßen stehen.“
    „Aha - so ist das - “, sagte Jess.
    „Du glaubtest wohl, der Klapperstorch brächte die Lämmer, was?“ sagte Anne neckend. Da griff Jess in ihre helle Mähne.
    „Wenn du nicht artig bist, dann...“
    „Was dann?“
    „Dann setzt’s was!“
    „Was denn?“
    „Das wirst du schon sehen!“
    „Na gut. Ich bin nicht artig! Das möcht ich wirklich mal sehen!“ Jess nahm sie fester in den Arm, bog ihren Kopf zurück und gab ihr einen Kuß. Wieder und wieder küßte er sie, und dazwischen lachte er sie an.
    Dann schwiegen sie eine lange Weile. Sie saßen in Annes „Lesemulde“, eines sich der Nähe des anderen bewußt, das Glück erfüllte sie ganz. Das Glück, beisammen zu sein, sich lieb zu haben, das Glück, hier oben auf dem Fjäll zu sitzen und die reine, salzige Meeresluft einzuatmen.
    Für Anne aber kam noch das Glück hinzu, daheim zu sein und Jess auf Möwenfjord zu haben, hier bei den Ihren.
    Es war so wunderbar gewesen, heimzukommen. Zwei Jahre hatte Anne in der Stadt geschafft und gearbeitet.
    Zwei Jahre grenzenloser Mühsal hatte es sie gekostet, bis zum Abitur durchzuhalten. Und jetzt war sie am Ziel. Vor drei Tagen hatte sie an der Reling des Dampfers gestanden, der sie heimbrachte. Sie hatte die altbekannten Orte auftauchen sehen, einen nach dem andern. Unbeschreiblich war dies Glück gewesen, so - so voller Andacht. Noch jetzt empfand Anne diese glückliche Stimmung. Die Sonne schien, und der Fjord lag grün und schimmernd da. Anne wußte gut, daß sie nicht ohne Ehren heimkam. Sie war dünner geworden, gewiß - ganz furchtbar dünn sogar. Aber im Koffer lag die schwarze Studentenmütze mit der Troddel und noch etwas Besseres: das Abiturzeugnis, in dem klar und deutlich zu lesen war, daß Anne Viken die Prüfung summa cum laude bestanden hatte.
    Und dann der Höhepunkt des Glücks - eines Glücks, so grenzenlos, daß Anne es kaum fassen konnte:
    Neben ihr, mit seiner Hand auf ihrer, stand Jess an der Reling. Ihr Jess. Ihr junger, fröhlicher, gescheiter Jess. Jess, den sie einmal heiraten wollte. Der Dampfer fuhr mit halber Geschwindigkeit durch den Fjord. Anne ließ ihre Augen über das Nordufer wandern. Dort tauchte der Graukollen auf - dort der Söyhang - und dort... „Schau dort, Jess! Das braune Haus dicht unterm Fjäll.“
    Jess folgte der Richtung ihres Zeigefingers. „Ja? Das ist doch nicht etwa.“
    „Doch, Jess. Das ist unser Hof. Möwenfjord.“

    Er nahm das ganze Anwesen mit einem großen, weiten Blick in sich auf. Das braune Wohnhaus, die alten kleinen Nebengebäude -alt, aber gut gehalten. Den schroffen Felshang - ja, es sah tatsächlich so aus, als ob das Wohngebäude auf einem kleinen Absatz in der Fjällwand läge. Den Steig, der von den Häusern bergauf führte. Den steilen, schmalen Steig. Kleine, sanftere Halden mit Ackerstreifen, kleine Fetzen grasbewachsener Wiese.
    Klein, hart und schroff wirkte alles. Außerdem war es später Nachmittag, und die Häuser lagen im Schatten.
    Dann ließ er seinen Blick auf Anne ruhen. Er betrachtete ihr Profil, ihre Gestalt, wie sie dort stand, aufrecht und glückselig. Ihre Augen hingen an dem Vaterhaus. „Anne“, flüsterte Jess.
    Es war ihr geradezu feierlich zumute, als sie die Brüder und die Schwestern wiedersah - und die Mutter. Vor allen Dingen die Mutter. Sie nahm Anne bei den Schultern, hielt sie von sich ab und schaute ihr forschend in das junge, strahlende Gesicht: „Meine kleine Anne.!“
    Dann hatte sie schleunigst das Taschentuch hervorgeholt.
    Aber dann wandte sie sich Jess zu, ruhig und gelassen, mit jener stillen Sicherheit, die Mutter Kristina immer eigen war: „Willkommen auf Möwenfjord, Jess. Schön, daß du kommen konntest.“
    Anne war inzwischen vielerlei aufgefallen. Wann sie das Wohnhaus gestrichen hätten? Niemand hätte ihr geschrieben, daß eine neue Kuh angeschafft worden war! Und wo war denn die neue Uhr her, die an der Wand in der Wohnstube hing?
    Am alleraufregendsten aber war das Bübchen, das bei Tore und Liv angekommen war. Es lag in seiner Wiege, schlief und ahnte nichts davon, daß es Sonntag über die
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