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Airframe

Airframe

Titel: Airframe
Autoren: Michael Crichton
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ich das erst so spät?«
    »He, der Kapitän hat’s uns eben erst gemeldet, und wir sa-gen’s Ihnen. Ich habe Notarztteams und Löschmannschaften alarmiert.«
    »Löschmannschaften? Ich dachte, Sie sagten, die Maschine sei in Ordnung.«
    »Wer weiß?« erwiderte die Frau. »Der Pilot redet ziemlich wirres Zeug. Klingt, als hätte er einen Schock. Wir übergeben in wenigen Minuten an den Kontrollturm.«
    »Okay«, sagte Greene. »Ich bin unterwegs.«
    Er schnappte sich seine Dienstmarke und sein Handy und eilte zur Tür hinaus. Als er an Karen, der Empfangsdame, vorbeikam, fragte er: »Haben wir jemanden am internationalen Terminal?«
    »Kevin ist dort.«
    »Piepsen Sie ihn an«, sagte Greene. »Sagen Sie ihm, er soll sich TPA 545 vornehmen, im Anflug aus Hongkong, Landung in fünfzehn Minuten. Sagen Sie ihm, er soll am Flugsteig bleiben - und auf keinen Fall die Crew gehen lassen.«
    »Kapiert«, sagte sie und griff zum Telefon.
    Greene raste den Sepulveda Boulevard hinunter zum Flughafen. Kurz bevor die Straße unter der Landebahn hindurchführte, schaute er hoch und sah den Großraumjet von TransPacific Airlines, unverkennbar dank seines leuchtendgelben HeckLogos, auf den Flugsteig zurollen. Transpacific war eine Chartergesellschaft mit Sitz in Hongkong. Die meisten Probleme, die die FAA mit ausländischen Gesellschaften hatte, traten mit Charterfirmen auf. Viele waren Billiganbieter, die den rigorosen Sicherheitsstandards der großen Linienfluggesellschaften nicht entsprachen. Aber TransPacific hatte einen hervorragenden Ruf.
    Wenigstens ist der Vogel schon auf dem Boden, dachte Greene. Und er konnte sehen, daß der Großraumjet keine strukturellen Schäden aufwies. Das Flugzeug war eine N-22, gebaut von Norton Aircraft in Burbank. Es wurde seit fünf Jahren im Zivilflugverkehr eingesetzt und wies beneidenswerte Abfertigungsund Sicherheitsprotokolle auf.
    Greene trat aufs Gas, und während er durch den Tunnel rauschte, rollte über ihm das riesige Flugzeug dahin.
    Er rannte durch das internationale Terminal. Durch die Fenster sah er den TransPacific-Jet am Flugsteig stehen, auf dem Beton darunter war eine Reihe Krankenwagen vorgefahren. Einer davon raste mit heulender Sirene bereits wieder weg.
    Greene erreichte den Flugsteig, zeigte seine Marke vor und lief die Rampe hinunter. Die Passagiere stiegen eben aus, sie waren blaß und verängstigt. Viele humpelten, ihre Kleidung war zerrissen und blutig. Zu beiden Seiten der Rampe kümmerten sich Sanitäter um die Verletzten.
    Je näher er dem Flugzeug kam, um so stärker wurde der ekelerregende Gestank von Erbrochenem. Eine verängstigte TransPacific-Stewardeß hielt ihn an der Tür zurück und redete in hastigem Chinesisch auf ihn ein. Er zeigte ihr seine Marke und sagte: »FAA! In offizieller Mission. FAA!« Die Stewardeß machte ihm Platz, Greene drückte sich an einer Mutter mit einem kleinen Kind im Arm vorbei und betrat die Maschine.
    Er warf nur einen kurzen Blick ins Innere und blieb stehen. »Mein Gott«, sagte er. »Was ist denn mit dieser Maschine passiert?«

6 Uhr 00
    Glendale, Kalifornien
    »Mom, wen magst du lieber, Mickey Mouse oder Minnie Mouse?«
    Casey Singleton stand, noch in Sportshorts nach ihrem allmorgendlichen Fünf-Meilen-Lauf, in der Küche ihres Bungalows und machte ein Thunfisch-Sandwich, das sie ihrer Tochter ins Provianttäschchen packen wollte. Casey war sechsunddreißig Jahre alt und Vizepräsidentin bei Norton Aircraft in Burbank. Ihre Tochter saß am Frühstückstisch und aß Müsli.
    »Und?« fragte Alison. »Wen magst du nun lieber, Mickey Mouse oder Minnie Mouse?« Sie war sieben Jahre alt und wollte alles bewerten und einordnen.
    »Ich mag sie beide«, sagte Casey.
    »Ich weiß das, Mom«, entgegnete Alison entrüstet. »Aber wen magst du lieber?«
    »Minnie.«
    »Ich auch«, sagte Alison und schob den Müslikarton beiseite.
    Casey steckte eine Banane und eine Thermosflasche mit Saft ins Provianttäschchen und schloß die Klappe. »Iß auf, Alison, wir müssen uns fertigmachen.«
    »Was ist ein Quart?«
    »Ein Quart? Ein altes Flüssigkeitsmaß.«
    »Nein, Mom, Qua-irt«, sagte sie.
    Casey sah zu ihrer Tochter und bemerkte, daß sie Caseys neues, plastikbeschichtetes Namensschildchen in der Hand hatte, auf dem ihr Foto zu sehen war. Darunter stand »C. Singleton« und in großen blauen Buchstaben: QA/IRT.
    »Was ist Qua-irt?«
    »Das ist mein neuer Job in der Firma. Die Buchstaben stehen für Quality Assurance und Incident
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