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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien
Autoren: Karl May
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Gefahr begegnete.“
    Seine Augen leuchteten freudig auf. Er holte tief Atem und sagte dann:
    „Ich bin nicht allgegenwärtig, Mademoiselle; aber Gott weiß, daß ich mein Leben hingeben würde, wenn es sich darum handelte, Sie in meinen Schutz zu nehmen.“
    „Nicht übel gesagt“, dachte Schneffke. „Der Kerl besitzt so eine Art Schick, sich in das Vertrauen anderer einzuschmuggeln.“
    Sie gab Schneeberg die Hand und sagte:
    „Sie Guter. Das habe ich ja während der letzten Tage erfahren; denn Sie wagten in der Pulvermühle das Leben, um uns aus der Gewalt dieses Berteu zu befreien.“
    „Das war kein Wagnis, Mademoiselle.“
    „O doch! Und ich kann mich Ihnen nicht dankbar erweisen. Ich habe geglaubt, in Beziehung auf das Dunkel, welches sich über Ihre Herkunft breitet, etwas tun zu können, aber leider ist die Dame, an die ich mich wendete, verreist.“
    „Sorgen Sie sich nicht. Ich denke jetzt lieber an meine Zukunft als an meine Vergangenheit. Übrigens stehen Sie ja unter ganz gleichen Verhältnissen wie ich. Auch Sie kennen Ihren Vater nicht.“
    „Ich werde ihn niemals kennenlernen.“
    „Das dürfen Sie nicht sagen. Gottes Wege sind wunderbar, und er führt alles herrlich hinaus.“
    Es entstand eine Pause. Die Birke, auf welcher Schneffke ritt, schaukelte elastisch auf und nieder; das genierte ihn aber nicht; er brummte vor sich hin:
    „Ja, Gottes Wege sind wunderbar! Mich haben sie hier auf diesen birkenen Stamm geführt. Aber der Kerl hat wirklich gar nicht so unrecht, denn täuscht mich meine Vermutung nicht, so befindet sich ihr Vater hier in Thionville.“
    Nach einer Weile nahm Nanon das unterbrochene Gespräch von neuem auf:
    „Es steht zu erwarten, daß Ihre Eltern sehr vornehme Herrschaften sind, Herr Schneeberg.“
    „Ich denk' nicht daran.“
    „Und doch müssen Sie daran denken! Auch ich denke daran.“
    „Wirklich? Und was denken Sie da?“
    „Ich denke, daß Sie die arme Nanon nicht mehr ansehen würden, wenn Sie Ihre Eltern gefunden hätten.“
    „Nein, das dürften Sie nicht denken. Ich habe da vielmehr Veranlassung, Ähnliches zu vermuten.“
    „Ähnliches? Was denn?“
    „Wenn es Ihnen gelänge, Ihren Vater aufzufinden, so würde ich Ihnen wohl hier nie mehr begegnen.“
    „Hier vielleicht nicht, aber doch an anderen Orten.“
    „Aber Sie würden mich nicht bemerken.“
    „Ich Sie nicht bemerken? Glauben Sie das im Ernst? Halten Sie mich denn für so gefühllos und undankbar, daß ich vergessen könnte, daß Sie mir sogar das Leben gerettet haben?“
    „Ah“, dachte Schneffke. „Er hat ihr das Leben gerettet. Da kann aus diesem Techtelmechtel im Wald der allerschönste Ernst in der Kirche werden. Ich werde noch weiter in die Höhe rutschen. Vielleicht sehe ich etwas.“
    „Bitte, schweigen wir davon“, bat Fritz.
    „Nein, Herr Schneeberg. Hier nehmen Sie meine Hand! Ich sage Ihnen, was auch geschehen möge – Herrgott!“
    „Sapperment“, fiel auch Schneeberg ein.
    Es gab nämlich in diesem Augenblick einen lauten Krach, und im nächsten Moment kam ein Mensch zu ihnen herabgekugelt. Schneffke war zu hoch an der alten Birke emporgeklettert. Unter seinem Gewicht war sie gebrochen, und nun rollte er gerade bis vor die beiden hin.
    „Wer ist das?“ fragte Nanon erschrocken.
    „Ja, Monsieur, wer sind Sie?“
    Schneffkes Gesicht hatte sich in die Schöße seines Rockes verwickelt, so daß es nicht zu sehen war. Er wickelte sich heraus und stand vom Boden auf.
    „Ah, der Maultrommelbläser!“ sagte Schneeberg in einem ziemlich zornigen Ton.
    „Monsieur Schneffke“, fügte Nanon hinzu.
    Schneffke verbeugte sich höflich und antwortete:
    „Ja, Mademoiselle, ich bin der Maler Hieronymus Aurelius Schneffke aus Berlin.“
    „Und noch immer sind Sie der alte Pechvogel“, sagte Fritz.
    „Warum soll ich nicht? Ich kann es ja haben, mein verehrter Herr Schneeberg.“
    „Aber was machen Sie denn hier?“
    „Dieser Dame mein Kompliment, wie Sie sehen.“
    „Sind Sie eigens zu diesem Zweck hierher gekommen?“
    „Eigentlich nicht.“
    „Was treibt Sie denn in den Wald?“
    „Meine Liebe zur Natur.“
    „Aber was krachte denn dort so sehr?“
    „Die Birke.“
    „Die Birke? Ah, sie ist gebrochen. Ich soll doch nicht etwa vermuten, daß – – Herr Schneffke!“
    „Was vermuten Sie denn?“
    „Daß Sie auf diese Birke geklettert waren.“
    „Warum soll ich denn nicht?“
    „Herr, was haben Sie zu klettern?“
    „Klettern ist einmal meine Passion.
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