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2593 - Das Paralox-Arsenal

2593 - Das Paralox-Arsenal

Titel: 2593 - Das Paralox-Arsenal
Autoren: Leo Lukas
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und beherrschte ihn. Gewiss konnte sie seine Vitalfunktionen

anmessen. Herzschlag und Puls und Hunderte andere Werte, um in ständigen Abfragen festzustellen,

wie er auf gewisse Reize reagierte.
    Selten hatte er sich derart hilflos gefühlt. Dennoch wollten sich nicht die ganz großen

Emotionen der Verzweiflung einstellen. Womöglich war er bereits zu lange unterwegs, um die Tiefen

und Höhen der Gefühlswelt jemals wieder richtig spüren zu können.
    »Du bist hier, weil du etwas suchst.«
    »Richtig.«
    »Ich habe den Inhalt deines Rucksacks erspürt. Es handelt sich um mehrere Perianth-Kristalle.

Du suchst ein weiteres Exemplar.«
    »Hast du es ... aufgenommen? Existiert es noch?«, fragte Tiff mit verräterisch klopfendem

Herzen.
    »Es ist noch da. Ich verfüge also über etwas, das du von mir haben möchtest. Ich befinde mich

demnach in einer sehr guten Verhandlungsposition, zumal ich dich jederzeit töten kann.«
    »Dem widerspreche ich nicht.«
    »Dann reden wir jetzt über Gott.«
    »Das ist ein heikles, weil metaphorisches Thema.«
    »Es ist ein reales Thema. Weil ich erbaut und programmiert wurde. Weil meine Existenz auf

dieses Zeitkorn reduziert bleibt - und es andere Orte außerhalb meines persönlichen Universums

gibt. Solche, die mir unerreichbar bleiben. Ich habe versucht, dezentrale Einheiten von hier zu

anderen Körnern zu schicken. Jedoch ist die Zeit ein Faktor, dem selbst ich nichts

entgegenzusetzen habe.«
    »Vielleicht bin ich dein Gott?«, fragte Julian Tifflor. »Mir ist gelungen, woran du

scheitertest.«
    »Du weist das Attribut der Langlebigkeit auf. Doch dir haftet sonst nichts Gottähnliches an.

Meine Erschaffung muss einer mächtigen Entität vorbehalten gewesen sein, der keinesfalls die

Schwächen einer biologisch bestimmten Existenz anhafteten.«
    Ein kalter Luftzug fuhr durch Tiffs Hosenbeine. Wollte ihn NullEins etwa davor warnen,

Blasphemie zu betreiben? »Was erwartest du von mir, NullEins?«
    »Wir treffen eine Einigung. Du wirst einen Teil von mir in teildesaktiviertem Zustand mit dir

nehmen. Sobald wir Gott gefunden haben, erhältst du zur Belohnung den Perianth-Kristall.«
    »Na, wenn's weiter nichts ist ...«
    »Spotte nicht!« Drohend erhöhte sich der Druck der Metallplättchen.
    »Soll nicht wieder vorkommen. Aber zwei Fragen wirst du mir gestatten. Erstens: Was bedeutet teildesaktiviert? Zweitens: Was möchtest du mit Gott besprechen?«
    »Ich werde einen Teil des Weges gemeinsam mit dir gehen. Zumindest so lange, bis die zu

erwartenden Abnutzungserscheinungen ein gewisses Maß erreichen. Dann werde ich mich in den

Winterschlaf begeben, den du zu gegebener Zeit beenden wirst. Nur wenn du mich im Zeitkorn Gottes

erweckst, bekommst du den Perianth. Und was deine Frage nach Gott und dem, was ich mit ihm

vorhabe, betrifft ... «
    »Ja?«
    »Ich werde ihn töten.«
    *
    Die Beleuchtung in dem riesigen Raum, der von einem einzigen künstlichen Wesen besetzt wurde,

erlosch schlagartig. Der Einzige, Letzte machte das Licht aus.
    Sie verließen das Zeitkorn. EinsNull begab sich mit Tifflor auf Reisen, und angesichts der

besonderen Umstände war es nicht notwendig, dass er einen Schlüssel nahm und seine bisherige

Wohnung versperrte.
    »Warum möchtest du einen Teil des Weges selbst zurücklegen?«
    Julian Tifflor betrachtete das eigenartige Gefährt, das völlig lautlos neben ihm herrollte. Es

bestand aus kleinen und kleinsten Plättchen, die aneinandergefügt waren und ein Rad bildeten.
    Am oberen Scheitelpunkt des Körpers glitt ein Knubbel dahin, der Tiff als Orientierungspunkt

diente. Wann immer sie miteinander kommunizierten, nahm er den Knubbel in Augenschein.
    »Wir werden auf frühere Bestandteile meines Selbst stoßen. Ich möchte analysieren, warum sie

versagt haben. Vielleicht kann ich einige Überreste aufnehmen und derart weitere Aktivitätszeit

gewinnen.«
    »Aber es gibt einen anderen Grund, nicht wahr?«
    »Was möchtest du damit sagen?«
    »Dass du es drauf anlegst, dich mit mir zu unterhalten.«
    »So ist es.«
    »Und warum? Ich dachte, dass du die Unterhaltungen mit den Lebenden längst durchdekliniert

hättest?«
    »Ich habe unzählige Gespräche geführt. Solche, die unter dem Aspekt der Freiwilligkeit

geschehen sind, und solche, die ich erzwungen habe. Jahrtausende deiner Zeit habe ich damit

verbracht. Manche Antworten waren nicht zufriedenstellend. Irrationalität ist ein Thema, mit dem

ich mich
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