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2020 - Die Lichtgestalt

Titel: 2020 - Die Lichtgestalt
Autoren: Unbekannt
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genannt wurden?
    Aber eins wußte er: Ein Funke sprang zwischen den Fußballern und dem Publikum über, und bei ihm, dem sechsjährigen Falo Gause, der seinen Vater zum ersten Mal ins traditionsreiche Magellan-Stadion begleiten durfte, schien er außergewöhnlich lange zu verweilen.
    Fast, als wolle er gar nicht mehr von ihm weichen, ihm eindringlich sagen: Spürst du es? Du gehörst hierher! Die Erfüllung deines Lebens ist es, hier zu spielen. Du bist noch zu jung, um es zu verstehen, aber eines Tages wirst du es wissen.
    Verwundert schaute Falo sich um. Das Stadion war schon vor über tausend Jahren erbaut worden und verfügte wahrlich nicht über die modernste Technik. Es war auch nicht besonders groß, gerade einmal fünf zigtausend Zuschauer paßten hinein. „Vielleicht liegt es daran", murmelte Falo Gause. „Was hast du gesagt?" fragte sein Vater geistesabwesend. Er achtete gar nicht auf Falo, verfolgte das Match so begeistert, daß er seinen Sohn überhaupt nicht verstanden hatte.
    Nordstern Terrania spielte das klassische 3-4-2-System, hatte es zur Perfektion entwickelt. Schon in den Jugendmannschaften des Vereins wurde es eingeübt, bis jeder Spieler ein blindes Verständnis für die Bewegungen seiner Teamkameraden hatte. Mehr noch, jeder Nachwuchsspieler wurde auf der Position ausgebildet, die ihm am meisten lag, aber auch auf allen anderen eingesetzt, was das Verständnis unter den Spielern zusätzlich förderte.
    Der Linksaußen der Levitatoren führte den Ball eng und sicher, blieb aber am Nordstern-Außenverteidiger hängen, der so geschickt abblockte, daß der Ball von ihm abprallte und den Angreifer noch berührte, bevor er ins Seitenaus ging. Der Verteidiger führte den Einwurf blitzschnell aus. Die Spieler der Mittelfeld-Viererkette von Nordstern rochierten ständig; bei solchen Spielzügen zeigte sich immer wieder, wie vorteilhaft es war, daß jeder gleichermaßen offensiv wie defensiv sowie auf den beiden Außen- oder Innenpositionen eingesetzt werden konnte.
    Die Levitator-Verteidiger waren weit vorgerückt und befanden sich noch in der Vorwärtsbewegung, als der Nordstern-Mittelkettenspieler den Ball schon wieder annahm und einen Paß in den freien Raum auf die andere Seite des Spielfelds schlug. Der Ball war perfekt gespielt und sprang dem Nordstern-Stürmer in den Lauf. Sein in der Mitte postierter Kollege und zwei Spieler der Viererkette waren bereits nachgerückt.
    Nordstern hatte eine klassische Überzahlsituation erkämpft. Vier Offensiv-Spieler befanden sich auf gleicher Höhe mit drei Levitator-Verteidigern.
    Die Raumaufteilung der Angreifer war ideal. Als der Außenstürmer flankte, blockte einer der Innenstürmer einen der gegnerischen Abwehrspieler ab und stellte damit seinen Stürmerkollegen frei. Der nahm die Kugel an, konnte unbehindert acht, neun, zehn Meter auf das Tor zulaufen und zog dann ab. Der Ball flog wie ein Strich ins gegnerische Tor. Der Keeper der Levitatoren hatte nicht die geringste Chance.
    Als gellender Jubel aufbrandete, stellte sich bei Falo wieder dieses seltsame Gefühl ein. In diesem Augenblick schienen Spieler und Zuschauer eins zu sein. Er spürte ein Band zwischen ihnen - aber auch zwischen dem Großteil der Zuschauer im Stadion -, das stärker war als alles, was er jemals empfunden hatte.
    Er war sechs Jahre alt, verstand nicht, was genau er fühlte, wußte nur, daß es wunderschön war.
    Diese ... Zusammengehörigkeit, diese Verbundenheit ... Die zehn Spieler der Nordsterne da unten auf dem Platz waren mehr als zehn Virtuosen ihres Sports, mehr als zehn hochbezahlte, berühmte und gefeierte Persönlichkeiten, die man nicht nur in Atlan Village, in Terrania, auf der Erde, im Sonnensystem, sondern in der ganzen Galaxis kannte.
    Er wußte nur eins: Er wollte dazugehören.
    Er sah zu seinem Vater hoch, doch der hatte schon längst vergessen, daß sein Sohn irgend etwas gesagt hatte. „Vielleicht liegt es daran", murmelte Falo erneut, diesmal aber so leise, daß sein Vater ihn nicht verstehen konnte.
    Vielleicht lag es tatsächlich daran,, daß das Magellan-Stadion so alt und klein war. Daß es kaum über neue Technik verfügte. Daß sich hier Menschen zusammenfanden, die sich für diesen Sport interessierten und nicht für irgendwelchen Schnickschnack, der ihnen die einzelnen Szenen näher brachte, aber dieses ihm völlig fremde und so eigenartige Gefühl zerstörte.
    Und dann, ganz plötzlich, wußte er, was das für eine Empfindung war.
    Zum erstenmal
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