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148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon
Autoren: Jo Zybell
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künstlichen Landschaften ihren Vorbildern zum Verwechseln ähnlich.
    Captain Ahab war auf seine Weise ein Künstler, wenn man so wollte: Er kombinierte die Daten aus den Ortungs- und Navigationsinstrumenten mit den Karten und Aufzeichnungen seiner Datenbanken und errechnete daraus täuschend echte Bilder. Die wirkliche Hochebene und die wirkliche Prärie lagen fast zwei Kilometer unter einer geschlossenen Wolkendecke, und die Wolkendecke lag inzwischen an die fünf Kilometer unter der Queen Victoria.
    Matthew Drax schwelgte in Begeisterung. Er tat, was er tun wollte, seit er ein Knabe von sechs Jahren gewesen war: fliegen. Und er tat es in der besten Maschine, die er jemals gesteuert hatte. »Ihr habt das Shuttle perfekt modernisiert, Naoki! Seit ich zum ersten Mal einen Steuerknüppel in den Faust hatte, habe ich kein so großartiges Gerät geflogen, ehrlich…!«
    »Danke. Wann ist das gewesen?«
    »Lass mich nachdenken… Im März 2002 über den Rocky Mountains von Colorado. Damals studierte ich an der Air Force Academy in Colorado.«
    »Wieso bist du eigentlich Pilot geworden, Matt? In einer kriegerischen Armee wie die der Vereinigten Staaten muss das doch ein gefährlicher Job gewesen sein.« Die über fünfhundert Jahre alte Naoki hatte zwar japanische Vorfahren, war aber zur Zeit des Kometeneinschlags US-amerikanische Staatsbürgerin gewesen.
    »Kriegerisch? Wie kommst du denn darauf, Naoki?«
    Captain Ahab meldete dreifache Schallgeschwindigkeit und eine Flughöhe von siebenundzwanzigtausend Fuß.
    »Zum einen habe ich ein gutes Gedächtnis, zum anderen interessiere ich mich für Geschichte und stöbere öfter mal in meinen Datenbanken herum. Kaum hatten wir im neunzehnten Jahrhundert die Westküste erreicht, die Spanier besiegt und die Indianer ausgerottet, wurde uns langweilig und wir griffen die spanischen Kolonien in Indonesien an. Natürlich nur, um die Fackel der Freiheit bis an den Arsch der Welt zu tragen. Das nenne ich ein kriegerisches Volk mit einer kriegerischen Armee, wenn du nichts dagegen hast.«
    Drax fehlten die Worte. Es kam selten vor, dass ihn in dieser postapokalyptischen Welt jemand in ein Gespräch über amerikanische Politik vor »Christopher-Floyd« verwickeln wollte. Er räusperte sich. »Nun, mag schon sein…« Er musste sich erst ins Bewusstsein rufen, dass Naoki ja in doppelter Hinsicht seine Zeitgenossin war. Sie kannte die Epoche vor der Katastrophe genauso gut wie er, und die Epochen danach sogar noch besser.
    »Wie auch immer, jedenfalls war mein Vater Pilot«, fuhr er fort. »Erst bei der Army, danach bei den NORTH WEST AIRLINES. Wenn er unterwegs war, und er war viel unterwegs, versuchte ich mir immer vorzustellen, wie er in seinem Cockpit saß und hoch über der Erde flog. Ich glaube, damals erwachte die Sehnsucht nach dem Fliegen.«
    »Mach 4.6«, meldete
    Captain Ahab.
    »Flughöhe vierzigtausend Fuß.« Über das Head-up-Display glitten die Koordinaten ihrer aktuellen Position und ihres Kurses. Fast achthundert Kilometer lag Amarillo bereits hinter ihnen, bis zum Golf von Mexiko waren es nur noch wenig mehr als hundert Kilometer.
    »Vermutlich hast du deinen Vater sehr bewundert«, nahm Naoki den Gesprächsfaden wieder auf.
    Matt lachte. »Er war für mich Superman schlechthin! Natürlich bewunderte ich ihn, bis zum heutigen Tag. Du deinen doch auch, oder?«
    »Hm, das ist eine komplizierte Geschichte…«
    »Ortungsalarm«, quäkte
    Captain Ahab
    dazwischen.
    »Unbekanntes Objekt auf 22-3-Nord, 78-9-West, 79.345 Fuß.«
    Beide fixierten sie das Head-up-Display. Captain Ahab präsentierte die Ortungsdaten darin, und wahrhaftig – da gab es einen Reflex, und zwar einen ziemlich deutlichen.
    »Was ist das?«, fragte Naoki, ihre Stimme vibrierte.
    »Wieder ein Wettersatellit der Vorzeit?« Drax realisierte kaum, was er redete.
    »Keine Witze jetzt, Commander. Sag mir, was das ist!«
    »Keine Ahnung, wirklich nicht.« Sämtliche Möglichkeiten und Unmöglichkeiten jagten einander durch Matts Hirnwindungen. Hatten die Daa'muren ein Flugzeug flott gemacht? Hatte Smythe am Ende doch noch eine ballistische Rakete mit Atomsprengkopf auf London abgeschossen? War es gar ein spezielles Geschoss, um die Nuklearbombenkette zu zünden?
    Naokis Finger glitten über Tastaturen und Schalter auf der Instrumentenkonsole. Im Head-up-Display blätterte sich eine Liste mit Zahlen auf – die genauen Positionsdaten des von der Ortung erfassten Objekts. »Es fliegt über dem Golf von Mexiko,
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