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1224 - Das Herz der Hexe

1224 - Das Herz der Hexe

Titel: 1224 - Das Herz der Hexe
Autoren: Jason Dark
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dem Augenwinkel, dass auch Suko seine Aufmerksamkeit geschärft hatte. »Hat diese Botin einen Namen?«, wollte ich wissen.
    Karin nickte.
    »Heißt sie Amy?«
    Ich war auf die Antwort gespannt, und zum ersten Mal erlebte ich bei Karin eine Reaktion. Sie zuckte nicht nur zusammen, sie hob auch den Kopf noch weiter an. Für einen Moment verließ die Starre ihre Augen, und da wusste ich, dass ich Recht hatte.
    »Das ist sehr gut, Karin, denn auch ich suche Amy. Ich bin extra gekommen, um sie zu finden.«
    »Willst du auch den Weg gehen?«
    »Ja, gern.«
    »Zurück zu den Riesen?«
    Das war wieder etwas Neues. Obwohl ich mir davon kein Bild machen konnte, wusste ich sehr genau, dass mich Karin nicht angelogen hatte. Sie war bereits in einen Kreislauf hineingeraten und als Opfer ausgesucht worden. Hoffentlich nicht als Mordopfer. Zwar kannte ich Amy nicht, aber ich traute ihr alles zu.
    »Darf ich mit dir gehen, Karin?«
    »Wohin?«
    »Zu Amy.«
    »Wenn du willst.«
    »Gern.«
    »Dann komm…«
    Es lief alles ab wie im Traum. Ich schaute kurz auf Suko, der nicht mehr saß und mir zunickte. Er würde auf jeden Fall in meiner Nähe bleiben und mir Rückendeckung geben.
    Ich blieb an Karins Seite, die ihren Gang nicht verändert hatte und auch die langsame und marionettenhafte Schrittfolge beibehielt. »Möchtest du dich bei mir einhaken?«
    »Nein, ich fasse keinen an.«
    »Okay, akzeptiert. War nur ein Vorschlag.«
    Die Bank hatte etwas abseits gestanden, wo nicht der Betrieb herrschte wie auf dem eigentlichen Markt. Man hatte hier wirklich Platz genug gehabt um die Buden aufzubauen.
    Zwischen ihnen waren die Wege auch nicht zu eng, aber Karin stieß die anderen Besucher trotzdem an, weil sie es nicht einsah, einem Menschen auszuweichen.
    Man schien auch Verständnis für sie zu haben, denn niemand sagte ihr ein böses Wort und beschwerte sich. Die Frau war aufgrund ihrer veränderten Psyche für die Besucher des Marktes so etwas wie eine Heilige, die man mit allen Vorund Nachteilen akzeptierte.
    Es gab Frauen, die ihr zulächelten. Andere wiederum nickten ihr zu oder gingen zur Seite, wenn sie Karin sahen.
    Auch ich war nicht zu übersehen. Aber man ignorierte mich in den meisten Fällen. Nur einige Male wurde ich nahezu bösartig und verhasst angeschaut.
    Zwei Mal drehte ich mich um, weil ich sehen wollte, ob sich Suko in meiner Nähe befand. Er war es. Allerdings ging er nicht direkt hinter mir, sondern ließ immer einige Besucher zwischen uns.
    Karin warf nicht einmal einen Blick nach rechts oder nach links. Die mit Waren gefüllten Stände interessierten sie überhaupt nicht. Ihre Blicke galten keinem Ziel. Es sei denn, das Ziel lag in ihrem Innern verborgen.
    Wir hatten das andere Ende des Kräutermarktes schon fast erreicht, und es war noch immer nichts passiert, als ich merkte, wie Karin ihren Kopf bewegte und dann nach vorn schaute, weil sie sich auf ein bestimmtes Ziel konzentriert hatte.
    Ich war noch nicht in der Lage, mir vorzustellen, was es war, dann drehte ich den Blick etwas nach links und schaute dorthin, wo das Gelände zum Fluss hin leicht anstieg.
    Das Zelt war nicht zu übersehen. Es besaß kein Spitzdach, sondern erinnerte entfernt an eine Pagode, die man aufgebaut hatte, als sollte hier ein Tempel hingestellt werden. Das Zelt bestand aus beigefarbenem Stoff, der schon einige große Flecken bekommen hatte. Niemand war in der Lage, hineinzuschauen, denn der Eingang war verhängt.
    Karin hatte mir nicht gesagt, dass dieses Zelt ihr Ziel war, nur ihr Verhalten deutete darauf hin, denn jetzt ging sie schneller und änderte auch nicht die Richtung.
    Vor dem Zelt stand niemand, aber es wurde trotzdem nicht aus den Augen gelassen. Zu viele Personen hielten sich auffällig unauffällig in seiner Nähe auf.
    Schon nach kurzer Zeit hatten wir das Zelt erreicht. Mich hatte niemand versucht aufzuhalten, aber ich legte meine Hand auf Karins Schulter und hielt sie zurück.
    »Nicht anfassen!«
    Ich hörte nicht auf sie. Meine Hand blieb liegen. »Wen treffen wir dort?«, fragte ich.
    »Amy«, erwiderte sie, als wäre es das Normalste auf der Welt…
    ***
    »Ja, Amy«, wiederholte ich und kam mir vor wie jemand, der dicht vor einem großen Ziel steht, aber dem Braten nicht traut.
    Nach wie vor war der Eingang verschlossen, sodass mir kein schneller Blick in das Innere gelang. Zudem schloss der Stoff fugendicht.
    »Ist Amy allein?«
    »Ich weiß es nicht. Manchmal kommen die Leute zu ihr, denn sie holen sich Rat.
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