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1031 - Donnas zweites Leben

1031 - Donnas zweites Leben

Titel: 1031 - Donnas zweites Leben
Autoren: Jason Dark
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Gefangene einer Zwischenwelt, und erst als ich den Druck der Hand spürte, da wußte ich, daß ich etwas wahrnehmen konnte. Donna hielt mich jetzt härter fest.
    Ob sie auch redete, hörte ich nicht, denn jedes ihrer Worte ging im Geschrei der Masse unter.
    Es war ein Henkerkarren, dem wir hier folgten. Denn er brachte den Gefangenen dorthin, wo er sterben sollte, an den Ort seines Todes, der letzten Qualen.
    Es war der Weg zum Wasser. Dunkel und schwarzbraun gurgelte es durch sein Bett. Es war nicht nur ein Lauf, den wir zu sehen bekamen, in dieser Gegend hatte sich der große Hauptfluß verzweigt und mehrere Arme gebildet.
    Zwischen den einzelnen Armen lagen die feuchten Landzungen, die bei Hochwasser sehr schnell überschwemmt wurden. Das war an diesem Tag nicht der Fall.
    Es mußte heiß und stickig sein. Wir spürten es nicht, denn in unserer Zwischenwelt waren wir unempfindlich gegen diese Einflüsse geworden. Nur den Insekten gefiel das Wetter und auch die Feuchtigkeit. Dunkle Wolken tanzten über dem Wasser und auch den schmalen Feuchtgebieten hinweg. Wolken von Mückenschwärmen, die für Menschen zu einer Plage werden konnten.
    Die Bewohner der Flußgegend lebten in Hütten und kleinen Häusern, die etwas erhöht standen. Auf einem Deich, der das Wasser von ihren primitiven Bauten bei Überschwemmung abhalten sollte.
    Zu diesem Zeitpunkt allerdings hatten die Menschen ihre Häuser verlassen und liefen hinter dem Karren her. Die Pferde hatten schwerer zu ziehen. In Flußnähe war der Boden noch weicher und dementsprechend tief. Die Räder gruben sich hinein. Immer wieder drosch der Mann auf dem Bock mit seiner Peitsche zu und ließ sie über die Rücken der Pferde knallen.
    Die beiden Wachposten, die vorgeritten waren, hatten ihre Tiere gezügelt und um die Hand gedreht. Hinter ihnen floß das schmutzig wirkende Wasser mit gurgelnden Geräuschen vorbei. Auf dem Hauptstrom selbst zeichneten sich in der leicht diesigen Luft die Umrisse schwer wirkender Lastkähne ab. Sie schoben sich durch die Fluten mit sehr trägen Bewegungen. Manches Segel hing schlaff am Mast.
    Schwitzende Menschen rahmten den Henkerwagen ein. Sie schrien, sie drohten dem Mann, aber sie warfen nicht mehr mit Steinen.
    Alles andere würden sie dem Henker überlassen. Zu den beiden ersten Reitern hatten sich inzwischen zwei andere hinzugesellt, ebenfalls schwer bewaffnet und furchteinflößend aussehend.
    Der Wagen stand. Die Zugpferde hatten die Köpfe gesenkt. Sie knabberten am feuchten Gras.
    Neben mir hielt sich noch immer Donna Preston. Ihr Griff um mein Handgelenk war so fest, als wollte sie mich nicht mehr loslassen. Trotzdem spürte ich ihr Zittern und hörte auch ihr heftiges Atmen.
    »Sie werden ihn töten, John!«
    »Das denke ich auch.«
    »Können wir denn nichts tun?«
    »Nein!«
    »Aber…«
    »Es hat keinen Sinn, Donna. Wir befinden uns in einer Zwischenwelt. Die Vergangenheit liegt vor uns wie auf dem Präsentierteller. Die andere Seite kann uns nicht sehen, sie wird uns nicht einmal spüren. Im Gegensatz dazu bekommen wir alles mit, denn wir haben diese Brücke nutzen können.«
    »Weißt du, wer der Mann auf dem Wagen ist?«
    »Malcolm, meine ich.«
    »Ja, das wird er sein. Das ist Malcolm. Man hat ihn fertiggemacht, man hat ihn gefoltert, aber das war ja wohl üblich zu dieser Zeit. Er muß furchtbar gelitten haben.« Donna Preston schüttelte den Kopf.
    »Ich will gar nicht weiterdenken.«
    Das konnte ich verstehen, denn ich ahnte, wohin sich ihre Gedanken bewegen würden. Letztendlich war sie dieser Malcolm gewesen. Als er hatte sie gelebt, und sie würde wahrscheinlich miterleben, wie man ihn endgültig tötete.
    Ich konnte ihre Furcht gut verstehen, denn auch ich hatte in der Vergangenheit bereits mehrmals gelebt, und zwar als Personen, die ebenfalls ein hartes Leben hinter sich hatten.
    Den vier Aufpassern war es gelungen, den Kreis der Gaffer um den Wagen herum zu sprengen. Dabei waren sie nicht gerade rücksichtsvoll vorgegangen. Immer wieder hatten sie mit ihren Peitschen zugeschlagen, um freie Bahn zu haben.
    Zwei andere öffneten eine Tür innerhalb des Gitters. Als dies passierte, hob der Gefangene den Kopf. Wir hielten uns so günstig auf, daß wir die Qual in seinen Gesichtszügen erkennen konnten – aber auch einen ungebrochenen Willen in seinen Augen.
    Sicherlich stöhnte er auf. Doch dieses Geräusch hörte ich neben mir, denn Donna Preston konnte sich nicht mehr zurückhalten. Wie ein Stück Vieh zerrten
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