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0987 - Die sanften Invasoren

Titel: 0987 - Die sanften Invasoren
Autoren: Unbekannt
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Jaulen produzierte, mußte unvorstellbar groß sein, denn anders ließ sich die Lautstärke nach Thezeins Meinung nicht erklären. Zweifellos würde es den Eindringling vernichten.
    Aber das Jaulen schwächte sich ab und verklang schließlich ganz, und Thezeins stoffliche Hülle war immer noch völlig unversehrt.
    Vorsichtig erhob er sich und sah sich um, und da entdeckte er die Öffnung. Sie mußte sich eben erst gebildet haben. Thezein spähte hinein und sah fremdartige Geräte, deren Zweck er nicht einmal zu erraten vermochte. Er scheute davor zurück, diesen Raum zu betreten. Abgesehen davon, daß die Einrichtung ihm nicht geheuer war, fürchtete er, daß die Tür sich erneut schließen, und ihn in dem Raum einsperren konnte. Aber plötzlich hörte er etwas, das ihm einen Schock versetzte: aus dem Raum hinter der Tür drangen Stimmen - und es waren die Stimmen von Bürgern.
    „Der Alarm kann nichts mit uns zu tun gehabt haben", sagte der eine laut. „Er kam aus dem äußeren Ring der fünften Ebene. Dort sind nur die Schläfer untergebracht."
    „Wir überprüfen es", bemerkte eine andere Stimme kühl. „Vielleicht ist einer von ihnen aufgewacht."
    „Das ist Zeitverschwendung. Sie können nicht von selbst aufwachen, und wir werden sie erst wecken, wenn wir dieses Fahrzeug beherrschen."
    Thezein begriff endlich, daß die Bürger, deren Stimmen er hörte, durch das Jaulen auf diesen Gang aufmerksam gemacht worden waren. Mit den Schläfern konnten nur die Kristalle gemeint sein. Wahrscheinlich hatten die hochwertigeren Bürger die Möglichkeit, die extrahierten Schiffbrüchigen so zu beeinflussen, daß sie sich nicht spontan aus ihrem Zustand lösten. Thezein war die einzige Ausnahrne.
    „Ich bin hier!" schrie er, so laut er konnte. „Wo finde ich euch?"
    Er erwartete, daß die anderen zwischen den Geräten auftauchen würden. Aber es zeigte sich niemand. Statt dessen fragte die erste Stimme nach einer kurzen Pause: „Wer spricht da? Das war doch eine Stimme!"
    „Ich bin Thezein!" schrie der kleine Bürger von der Tür her, und endlich wagte er sich in den Raum hinein.
    Thezein aus der Ebene der Schnellfüßigen. Kommt endlich hervor, und zeigt euch!"
    „Kennst du ihn?" fragte die erste Stimme.
    „Nein", antwortete die zweite.
    „Es kann keiner von den Bürgern hohen Gehalts sein", erklang wiederum die erste Stimme. „Wie war sein Name?"
    „Ich heiße Thezeint! „ wiederholte der kleine Bürger, der allmählich ungeduldig wurde. „Wo seid ihr denn nur?"
    „Wir sind im Zentrum des Schiffes", antwortete die erste Stimme.
    „Schiff?" fragte Thezein verblüfft.
    Der unsichtbare Bürger seufzte, und jetzt erkannte Thezein, daß die Stimme aus einem der Geräte drang.
    „Warum bist du wach, Thezein?" fragte der andere.
    „Ich weiß es nicht. Ich bin aufgewacht und habe nach den anderen gesucht, aber sie rühren sich nicht. Helft mir! Hier gibt es weder Wasser noch Nahrung ..."
    „Bleib da stehen, wo du dich jetzt aufhältst", unterbrach ihn die erste Stimme. „Es wird jemand zu dir kommen."
    Dann war es still, und Thezein starrte erwartungsvoll den Apparat an, aus dem die Stimmen gedrungen waren. Er rechnete damit, den Bürger, der ihn aufsuchen sollte, daraus hervorkriechen zu sehen. Statt dessen vernahm er hinter sich ein schleifendes Geräusch, und als er sich umdrehte, mußte er mit ansehen wie die Tür sich schloß.
    „Hilfe!" schrie Thezein aus Leibeskräften. „Ich kann nicht mehr heraus!"
    „Hör auf zu schreien!" befahl eine eisige Stimme. Thezein fuhr herum. Ein Bürger stand am Fuß eines Podests, und hinter ihm ragten glühende Säulen auf, die es vorher an dieser Stelle nicht gegeben hatte. Zwischen den Säulen war es so finster, daß man hätte meinen können, der Bürger sei direkt aus dem Nichts hervorgestiegen.
    „Ich habe Angst!" gestand Thezein zitternd und erschrak gleichzeitig uber seine Worte, denn in Art’Yschall war es gefährlich gewesen, zu viele Emotionen zu zeigen.
    Der Bürger hörte jedoch ohnehin nicht zu.
    „Ein Spaltling", sagte er düster und musterte mit seinen kaum sichtbaren Augen den armen Thezein. „Ich hoffe, daß du nicht die Absicht hast,in unserer neuen Sternenstadt den üblichen Unfug zu treiben."
    Thezein wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Er konnte die Blicke nicht von dem halbstofflichen Bürger wenden. Aus alter Gewohnheit bewunderte er den anderen, dessen durchgehend halbtransparente Hülle darauf hindeutete, daß er einen hohen Grad
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