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0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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begann. Sie mußte schon sehr genau hinschauen, um den helleren Schaumstreifen zu sehen, den die auslaufenden Wellen hinterlassen hatten. Wasser, Luft und Boden flossen ineinander über und bildeten ein Gemenge. Unterschiede waren für Helen kaum auszumachen. Sie hatte sogar Mühe, ihren Frontera auszumachen, denn auch über ihn hatte sich die Dunkelheit gesenkt.
    Alles war so anders geworden, so fremd und kühl. Auch am Ufer hatte sich Dunst gebildet. Der Himmel war dunkler geworden, obwohl er im Westen noch einen breiten und rötlich schimmernden Streifen zeigte, denn dort war die Sonne dabei, langsam zu versinken.
    Helen überlegte, wie sie dieses Bild und die ganze Stimmung beschreiben sollte. Sie suchte nach den Worten, nach einem Vergleich und kam zu dem Entschluß, über den sie sich selbst wunderte. Für sie sah es so aus, als würde vor ihren Augen die Realität entschwinden, um anderen Botschaften Platz zu schaffen.
    Botschaften aus einer fremden Welt, aus dem Unsichtbaren hervorgetreten. Eine Welt schob sich über die andere, und die fremde hatte es geschafft, die eigentliche zu zerstören. Das war genau die Stimmung zwischen Tag und Traum, die Helen im Prinzip mochte.
    An diesem frühen Abend aber dachte sie anders darüber. So romantisch dieses Bild auch für sie hätte sein müssen, sie empfand einfach nicht so.
    Es war ihr nicht wohl. Es kam ihr einfach unnatürlich vor. Da stimmte etwas nicht.
    Ihr wurde klamm ums Herz!
    War es Furcht?
    Stieg etwas hoch, was man mit einer Urangst umschreiben konnte.
    Die drei Freunde interessierten sie nicht, sie packten noch immer aus, sie hörte auch das Zischen, als die Laschen der beiden Bierdosen aufgerissen wurden.
    Geräusche, die aus der realen Welt in ihre ungewöhnlichen Träumereien drangen.
    Die Gestalt war kein Traum!
    Zuerst dachte sie zwar daran, zwinkerte, schaute sich noch einmal um, sah sie wieder.
    Am Ufer stand jemand!
    Hochgewachsen, starr, mit an den Körper angelegten Armen. Er rührte sich um keinen Millimeter und schien mit dem weichen Boden dort verwachsen zu sein.
    Der Unbekannte schaute über den See, hielt den Blick direkt auf sie und das Boot gerichtet, und er sah aus wie ein böses Omen. Sie hatte ihn nicht kommen sehen, obwohl sie das Ufer nicht aus den Augen gelassen hatte. Aber vom Himmel konnte dieser Unbekannte auch nicht gefallen sein. Was sie genau erkannte, war diese große Gestalt, die auch kompakt wirkte. So ein Mann ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Trotz der Entfernung spürte Helen, daß etwas Unheimliches, Drohendes und zugleich Wissendes von diesem Unbekannten ausging.
    Er war böse, gefährlich….
    Er hob seinen rechten Arm und wies über den See hinweg, als wollte er dem Wasser etwas befehlen.
    Das war der Augenblick, als Helen die Nerven verlor, und sie schrie leise auf…
    ***
    Ihr Schrei wurde gehört!
    Jimmy, der die Bierdose an seine Lippen gesetzt hatte, verschluckte sich fast. Die Dose rutschte ab, das Bier schoß aus der Öffnung und landete auf seinem rechten Hosenbein, was ihn zu einem wilden Fluch veranlaßte. Sein Freund Gil drehte sich so heftig um, daß ihr Boot anfing zu schwanken und sie hastig nach den Bordwandwulsten griffen, um sich dort festzuklammern.
    »He, was hast du?«
    Helen konnte Gil sofort keine Antwort geben. Sie mußte sich selbst fangen, und sie sah auch den erstaunten Blick ihrer Freundin Nelly auf sich gerichtet. »Da… da … ist jemand.«
    »Wo? Was…?«
    »Am Ufer. Ein Mann, ein großer Mann. Ich habe ihn gesehen. Er hat dort gestanden. Zwischen unseren Zelten und dem Auto. Wie eine Statue, wie ein Denkmal. Er hat sich nicht gerührt, aber verdammt noch mal, ich habe Angst bekommen.«
    Die anderen drei sagten nichts. Nur Nelly streichelte Helens Schulter, während die beiden jungen Männer ihre Blicke gegen das Ufer gerichtet hielten, dort aber nur das sahen, was sie zurückgelassen hatten und keine Gestalt.
    »Da ist doch nichts«, sagte Jimmy.
    »Ich habe ihn gesehen.«
    »Dann hast du dich geirrt.«
    »Nein, habe ich nicht!« Helen war wütend. Sie hatte eine Hand zur Faust geballt und schlug damit auf ihren rechten Oberschenkel.
    »Was ich gesehen habe, das habe ich gesehen. Da hat einer gestanden. Er hat zu uns herübergeschaut und sogar seinen Arm gehoben, als wollte er dem Wasser hier etwas befehlen. Ich habe eine schreckliche Angst bekommen. Ich fühle mich hier nicht mehr sicher.« Sie schaute sich auf dem schmalen Boot um. »Bitte, laßt uns wieder
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