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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
Autoren: Jason Dark
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Kopf.
    Ich fuhr weiter, und sehr bald hatten wir die Anhöhe erreicht, um über das flache Land schauen zu können. Wenn ich die vereinzelten Bäume betrachtete, so erinnerten sie mich an kahle Gerippe in einer ebenfalls toten Umgebung.
    Aber ich sah auch die beiden dunklen Flecke im letzten Rest des Tageslichts. Zwischen ihnen lag eine gewisse Distanz, eine sehr freie Fläche, und ich wollte schon fragen, doch Anina kam mir zuvor. Gerade in dem Moment, als ich anhielt.
    »Das sind die beiden Orte West- und Eastbury.« Ihr ausgestreckter Zeigefinger zuckte in verschiedene Richtungen.
    »Dachte ich mir.«
    »Und die Kirche liegt dort!« Sie deutete jetzt geradeaus. Ich hatte Mühe, den Bau zu erkennen. Zum Glück gab es den Turm, der wie ein kantiger Mast in die Höhe ragte.
    »Was ist mit dem Kloster?«
    »Es liegt hinter der Kirche. Man kann es von hier nicht sehen.«
    »Aber es führt eine Straße hin.«
    »Mehr ein Weg, John.«
    »Wir werden ihn nehmen.«
    Anina hob die Schultern. »Ich sage dir früh genug Bescheid, wenn du abbiegen musst.«
    »Was ist mit den beiden Dörfern? Müssen wir sie durchqueren?«
    »Das ist nicht nötig.«
    Ich startete. Der Rover rollte über den grauen, feucht schimmernden Belag. An der linken Seite wuchs eine mit Sträuchern bewachsene Böschung hoch. Wenig später erreichten wir eine Kreuzung, wo ich auf die beiden Wegweiser sah. Der eine zeigte nach West-, der andere nach Eastbury.
    Längst hatte ich die Scheinwerfer eingeschaltet. Ihr Licht wirkte ungewöhnlich hell. Mir kam es noch künstlicher vor als sonst.
    Wenn es die Krüppelgewächse streifte, so machte es diese zu bleichen Gespenstern.
    »Bitte, halt an, John!«
    Der Vorschlag traf mich dermaßen überraschend, dass ich automatisch gehorchte. Ich ließ den Wagen am linken Straßenrand ausrollen und wartete auf eine Erklärung meiner Begleiterin.
    »Lösch das Licht – bitte!«
    »Okay.« Ein Handgriff, und es wurde dunkel um uns herum. Im Wagen saßen wir wie erstarrte Gespenster mit bleichen Gesichtern und schauten nach vorn.
    »Der Platz hier ist gut gewählt«, flüsterte Anina.
    »Inwiefern?«
    »Ich kann es dir nicht genau sagen, aber ich fühle es einfach. Das musst du mir abnehmen.«
    »Gut, aber was fühlst du?«
    Sie löste den Sicherheitsgurt. Mit einem schnarrenden Geräusch fuhr er in die Höhe. »Es hat sich etwas verändert«, sagte sie leise und presste dabei die Handflächen gegen ihre Wangen. »Du bist doch auch durch dein Kreuz sensibilisiert. Spürst du es nicht?«
    »Bisher nicht.«
    »Aber ich.« Anina ließ die Hände sinken. Sie blieben auf ihren Oberschenkeln liegen. »Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich etwas zu unseren Ungunsten verändert hat.«
    »Was und wo?«
    »In der Umgebung«, sagte sie leise. »Nur ist das nicht alles, John. Denn diese Veränderung kommt nicht von ungefähr. Sie muss einen Ursprung haben.«
    »Sehr gut, damit kommen wir der Sache schon näher. Kannst du mehr über den Ursprung sagen?«
    »Ja, denn er liegt dort, wo ich hergekommen bin und wo ich wieder hin will.«
    »Damit kann nur das Kloster gemeint sein!«
    »Sehr gut«, flüsterte sie.
    »Ich gehe davon aus, dass du von einer negativen Veränderung sprichst. Wenn das zutrifft, müsste dieses Kloster ebenfalls ein Ort mit nicht positiven Strömungen sein.«
    »Genau.«
    Ich befeuchtete meine trockenen Lippen mit der Zungenspitze.
    »Das aber hast du nicht immer so empfunden, denke ich.«
    »Ja.«
    »Hat es sich verändert?«
    »Ja und nein«, erwiderte sie. »Es hat sich nur gezeigt, was schon immer latent vorhanden gewesen ist. Ich weiß, dass ich in Rätseln rede. Du kannst mich fragen, doch ich weiß keine Antworten, das ist ja das Schlimme daran. Etwas hat sich nach meiner Flucht aus dem Kloster getan. Etwas ist befreit worden, es fühlte sich erlöst, nachdem ich nicht mehr dort gewesen bin.«
    »Kannst du es erkennen?«
    Sie warf sich zurück und prallte wieder nach vorn. »Nein, John, das kann ich leider nicht. Ich weiß nur, dass es böse ist. Ich fühlte mich so unruhig, so aufgepeitscht und gleichzeitig auch voller Angst steckend. Da ist etwas freigekommen.«
    »Wir werden es sehen, wenn wir hinfahren.«
    Anina drehte den Kopf und schaute mich mit offenem Mund an.
    Sie überlegte, ob sie zustimmen sollte. Dabei wechselte ihr Blick zwischen mir und der Frontscheibe hin und her. »Ich denke, dass es das Kloster bereits verlassen hat, John…«
    »Du sprichst noch immer von dem Bösen?«
    »Dem anderen
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