Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0772 - Die Rache des Toten

0772 - Die Rache des Toten

Titel: 0772 - Die Rache des Toten
Autoren: M.H. Rückert
Vom Netzwerk:
machen. Er gehörte nicht zu den grüblerischen Typen, und ihm war auch nicht leicht Angst zu machen. Dazu hatte er schon zu viel erlebt. Aber aus einem Gefühl heraus spürte er, dass die Drohung ernst gemeint war. Und bisher war er immer gut gefahren, wenn er sich auf sein Gefühl verlassen hatte.
    Er überlegte die nächsten Schritte.
    Zuerst musste er die Bewohner des Châteaus zusammenrufen. Vielleicht hatte jemand etwas bemerkt.
    Mittels der internen Visofonanlage, die alle bewohnten Zimmer des Châteaus miteinander verband, versuchte Zamorra, die anderen Schlossbewohner zu erreichen. Es meldeten sich nur zwei von sechs möglichen Personen.
    William, der schottische Butler, erschien als Erster. Wie immer war er die Zuverlässigkeit in Person.
    Nicole Duval, Zamorras Lebensgefährtin, Sekretärin und Partnerin im Kampf gegen die Dunkelmächte, musste dazu erst aus dem Schlaf geweckt werden. Durch den Kampf gegen die Mächte der Finsternis waren sie und Zamorra zu Nachtmenschen geworden, die erst in den Morgenstunden ins Bett kamen und mindestens bis kurz vor dem Mittag schliefen.
    Heute war Zamorra entgegen seiner Gewohnheit früher wach geworden. Hunger und Nachbrand hatten ihn aus dem Bett getrieben. Vor einem kleinen Imbiss wollte er etwas aus seinem Büro holen, und dort hatte er den Zettel und den Dolch vorgefunden.
    Die übrigen vier Bewohner des Châteaus waren nicht anwesend. Zumindest von zweien hatte Zamorra auch nicht angenommen, dass sie derzeit erreichbar waren.
    Lady Patricia nutzte die Zeit vor dem Mittag zum Einkäufen. Ihr zehnjähriger Sohn, Sir Rhett Saris, befand sich gerade in der Schule.
    Der Wolf Fenrir war nur in der Lage, sich telepathisch zu verständigen. Mit der Visofonanlage konnte er nichts anfangen. Auf sein Knurren reagierte die Spracherkennung nicht, und mit seinen Pfoten konnte er die Tastatur nicht bedienen. Von ihm war daher auch keine Rückmeldung zu erwarten.
    Zamorra dachte sich also nichts dabei, dass von beiden Briten keine Antwort kam. Er hatte es nicht anders erwartet, denn bei einem Rundruf reagierte die Visofonanlage automatisch, indem sie auf alle Zimmer zugriff. Doch von einem Bewohner hätte er eine Rückmeldung erwartet.
    Von Fooly, dem Hausdrachen des Schlosses.
    Schließlich war er die Hauptperson der ominösen Drohung. Wobei Zamorra sich nicht vorstellen konnte, wie jemand mit Fooly fertig werden wollte. Der Drache besaß enorme magische Kräfte, das hatte er schon oft genug bewiesen.
    Zamorra überlegte, ob er gleich die Zeitschau starten sollte, entschied sich dann aber dagegen. Er fühlte sich noch nicht fit genug dafür. Vorher wollte er sich noch unbedingt stärken. Und auf zehn Minuten mehr oder weniger kam es bestimmt nicht an.
    Für die Zeitschau benötigte er Merlins Stern, die handtellergroße Silberscheibe, die er an einer silbernen Halskette vor der Brust trug, und die per Schnellverschluss rasch ein- und ausgehakt werden konnte.
    In der Mitte von Merlins Stern befand sich ein stilisierter Drudenfuß, der bei der Zeitschau als Bildschirm diente. Um diesen zog sich ein Kreis mit den Symbolen der 12 Tierkreiszeichen. Den äußeren Rand bildete ein Silberband mit hieroglyphischen Zeichen, die etwas erhaben gearbeitet waren.
    Um die Zeitschau durchführen zu können, musste Zamorra sich in eine Art Halbtrance versetzen. Er war dadurch in der Lage, bis zu 24 Stunden in die Vergangenheit der unmittelbaren Umgebung zu schauen. Die Bilder erschienen dabei nicht nur vor seinem inneren Auge, sondern auch wie auf einem Mini-Bildschirm in der Mitte des Amuletts und konnten so von anderen Personen gesehen werden. Dieser Prozess war sehr kraftraubend, daher stellten die 24 Stunden eher eine Art physische Grenze dar.
    Genau aus diesem Grund wollte Zamorra sich vorher noch stärken.
    Das Amulett besaß noch eine Funktion: Bei schwarzmagischem Zauber hätte das handtellergroße Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana, das der Zauberer Merlin vor fast einem Jahrtausend aus der Kraft einer entarteten Sonne schuf, reagieren müssen.
    Was in diesem Fall bei der M-Abwehr um Château Montagne indessen überflüssig war.
    »Vielleicht spricht er wieder mit seinem Freund, dem Baum«, sagte Nicole Duval gähnend.
    Fooly konnte laut eigener Aussage tatsächlich mit Bäumen reden.
    Sie rieb sich die müden Augen und lehnte sich an Zamorra. Dann warf sie einen Blick auf den Zettel.
    »Dort hast du ihn gefunden?«, erkundigte sie sich und zeigte auf den Schreibtisch. Den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher