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0568 - Die Braut des Wahnsinns

0568 - Die Braut des Wahnsinns

Titel: 0568 - Die Braut des Wahnsinns
Autoren: Jason Dark
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Schale hochkrochen und sich über der Öffnung verteilten.
    »Es ist süß wie Nektar!« sagte Arisis. »Und es wird dir die Kraft eines Löwen geben, wenn du es getrunken hast. Du wirst eingereiht in den Kreis der Wissenden und der Vorbereiter für das Grauen, das bald in dieser Stadt Einzug halten wird. Trink jetzt!«
    Wendy wollte die Schale anheben, nur kam sie nicht mehr dazu, weil etwas anderes sie störte. Sie hatte noch einen Blick in das Gesicht ihres Bräutigams geworfen und erkannte auf seiner Stirn die Veränderung. Hinter der Haut tat sich etwas.
    Dort schien sich das Blut an einem bestimmten Punkt gesammelt zu haben. Es pochte, so daß die Haut anfing zu zittern. Gleichzeitig dunkelte sie an dieser Stelle nach. Von innen nach außen drängte sich etwas vor.
    Zunächst nur ein Schatten, ein Umriß, der jedoch eine bestimmte Form bekam.
    Es war ein Buchstabe!
    Wendy konnte ihn genau erkennen, denn er dunkelte noch immer nach und zeigte ein tiefes Rot. Aus dieser Farbe kristallisierte sich der Buchstabe überdeutlich hervor.
    Ein D!
    Es stand auf der Stirn des Mannes, als wäre es hineingeschnitten worden. Wie mit Blut gefüllt sah es aus, und Simon Arisis war in den letzten Sekunden über sich hinausgewachsen. Von ihm strahlte eine Kraft aus, die schon ins Unfaßbare ging.
    Er hatte Wendys Blick bemerkt und fragte leise: »Wartest du auf eine Antwort?«
    »Ja – bitte, eine Erklärung!«
    Er hob den rechten Arm und spreizte dabei den Zeigefinger ab.
    »Du müßtest eigentlich wissen, um welches Zeichen es sich handelt. Ich habe von der Kraft des alten Blutes gesprochen und von den Wesen, die das Urbild aller Dämonen abgegeben haben, von den Vampiren. Sie sind es doch gewesen, aus denen alles entstanden ist. Jeder Dämon ist irgendwo ein Vampir, weil er töten will und Lebenssaft raubt. Und so ist dieses Zeichen das Synonym für einen besonderen Vampir, dessen Namen mit einem D anfängt, und der allen bekannt sein sollte. Kennst du ihn?«
    Wendy Wilde überlegte. Sie kam plötzlich auf den Namen, wollte ihn aber nicht wahrhaben.
    »Nun?«
    Endlich gelang es ihr, sich zu einer Antwort aufzuraffen. »Dracula?« hauchte sie.
    Er nickte und erwiderte: »Ja, es ist Dracula. Hüte dich vor Dracula, werden wir unseren Feinden sagen, denn seine Rückkehr steht dicht bevor. Wir sind die Wegbereiter, wir allein. Und du, Wendy, gehörst bald dazu. Deshalb trink das alte Blut, damit sich dein Horizont für die Rückkehr des Blutsaugers öffnen kann.«
    Sie konnte es einfach nicht begreifen. Das war unfaßbar, doch Simon hatte seine Erklärungen mit einem derartigen Ernst abgegeben, daß sie es trotzdem glaubte.
    »Bitte!« sagte er. Es klang wie ein Befehl.
    Sie hob die Schale an. Mittlerweile hatte Wendy festgestellt, daß sich der Inhalt erhitzt hatte. Er gab diese Wärme ab. Sie spürte sie an ihren Handflächen und schluckte, als würde sie bereits das Blut auf ihren Lippen spüren. Die Augen zuckten, die Wimpern bewegten sich hektisch. Je näher sie die Schale an ihren Mund heranbrachte, um so intensiver nahm sie den Geruch wahr, der ihr aus dem Gefäß entgegenströmte.
    Sie schauderte zusammen, ihr Inneres verkrampfte sich, Furcht raste durch ihren Körper. Der Geruch drang durch ihre Nase und erfüllte sie mit Ekel.
    Liebte sie diesen dämonenhaften Menschen wirklich so stark, um sich über die natürlichen Hindernisse hinwegzusetzen? War er das wert? War das Leben mit ihm es wert?
    Sie zögerte plötzlich, doch Arisis ließ es nicht zu. »Trink!« fauchte er sie an.
    »Ja!« flüsterte Wendy, die wußte, daß sie nicht mehr zurück konnte. Sie berührte den Rand der Schale mit ihren Lippen und kippte sie langsam. Dabei schaute sie in das Gesicht des Mannes, das sich aufzulösen schien, wobei das D allein blieb.
    Dann schrie sie.
    Nicht vor Schmerz, vor Schreck, denn wie ein Geist war neben ihr jemand erschienen, der ihr mit einem Schlag die Schale aus der Hand hämmerte, so daß sie zu Boden fiel, kippte und sich der Rest verteilen konnte…
    ***
    Die Hand war nicht aus dem Geisterreich erschienen, sie gehörte mir. Denn mir war es gelungen, mich in diese Kapelle zu schleichen und mich ungesehen über den Boden kriechend bis in die Nähe des ungewöhnlichen Altars zu bewegen.
    Ich wollte nicht, daß Wendy dieses verdammte Zeug trank, denn ich hatte genug gehört.
    Die Schale war ihr aus der Hand geglitten. Wendy selbst bekam von mir einen Stoß, der sie bis gegen die hohe Tür katapultierte. Ich hoffte nur,
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