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053 - Der Brigant

053 - Der Brigant

Titel: 053 - Der Brigant
Autoren: Edgar Wallace
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Freund.
    »Was ist los?« flüsterte er.
    »Sieh dorthin!« erwiderte Anthony und beleuchtete Mr. Poltue. Es war nicht nötig, irgendwelche Erklärungen zu geben. Der Millionär war tot. Der Griff eines Messers steckte in seiner Seite, und die Lagerstatt war völlig mit Blut befleckt.
    »Das sieht ganz wie eine Falle aus!« sagte Anthony schnell.
    »Wir müssen aus dem Hause, so rasch es geht!« Schweigend flohen sie die breite Treppe hinunter und erreichten die erste Etage. Plötzlich faßte Bill Anthonys Arm und hielt ihn zurück.
    »Hörst du nicht jemand sprechen?«
    »Er telefoniert«, zischte Anthony.
    Sie hörten ein schwaches Klingeln und schlichen sich den Gang entlang, bis sie an die Tür kamen, hinter der sie das leise Sprechen hörten.
    Anthony drückte die Klinke herunter. Es war Licht in dem Raum, und sie sahen, wie sich Kato mit dem Rücken zur Tür über einen Tisch beugte. Er hatte den Telefonhörer in der Hand.
    »Ist dort die Polizeistation?« fragte er. »Kommen Sie schnell zu Mr. Poltues Haus am Grosvenor Square. Es ist ein Mord geschehen .«
    So weit war er gekommen, als Anthony sich auf ihn warf. Der Hörer polterte auf den Tisch, und die beiden rangen auf dem Boden miteinander. Anthony hielt dem Japaner den Mund zu und drückte ihm das Knie auf die Brust. Er und Bill hatten mehrere Minuten zu tun, bevor sie den sich heftig wehrenden Kato gefesselt und geknebelt hatten, und die Zeit war kostbar.
    »Wir wollen ihn schnell nach oben in das Schlafzimmer tragen«, sagte Anthony wild.
    Mit großer Mühe schleppten sie ihn die Treppe hinauf, denn er wehrte sich bei jedem Schritt.
    »Löse schnell den Strick«, rief Anthony atemlos, und Bill gehorchte erstaunt.
    Anthony ging zur Wand und drehte das Licht an.
    »Sie sind aber ein niederträchtiger Kerl!« sagte er grimmig zu dem Geknebelten. »Sie haben noch das Blut des Ermordeten an Ihren Händen und rufen die Polizei! Sie dachten wohl, Sie könnten uns eine Falle stellen, wie? Und Sie könnten uns die Folgen Ihrer Privatrache aufbürden?«
    Der Japaner antwortete nicht, sondern sprang ihn wieder wie ein wildes Tier an. Anthony wich einen Schritt zurück, hob seine Hand und ließ sie niedersausen. Kato fiel wie ein Stück Holz zu Füßen des Bettes nieder, auf dem sein Opfer lag.
    »Nimm den Knebel aus seinem Mund! Beeile dich und nimm auch den Strick mit!«
    »Hast du ihn mit dem Sjambok geschlagen?«
    Anthony nickte, nahm die aus Rhinozeroshorn verfertigte Waffe aus seiner Tasche und zeigte sie ihm. Sie war das einzige Verteidigungsmittel, das er bei sich trug; aber es war wirksam.
    Sie erreichten das Erdgeschoß und eilten durch die Hinterstraße, nachdem Anthony vorher die Tür verschlossen hatte. Den Schlüssel warf er über die Gartenmauer. Sie waren gerade abgefahren, als das Polizeiauto um die Ecke der Straße bog.
    »Das war noch zu rechter Zeit!« meinte Anthony. Er war aufgeregt und sah bleich aus.
    »Aber der Japaner wird sprechen und uns beschuldigen«, sagte Bill bedrückt. »Er muß es ja schon sagen, um sich zu verteidigen.«
    »Er wird nichts sagen«, entgegnete Anthony kurz.
    »Wo ist denn der Smaragd? Hast du ihn?«
    »Ich hatte ihn schon in meiner Tasche, aber ich habe ihn zurückgelassen.«
    »Du hast ihn dort gelassen?« fragte Bill atemlos. »Wo denn?«
    »In Katos Tasche. Wenn die Polizei kommt, Poltues Leiche mit einem japanischen Messer in der Seite auffindet und später seinen Smaragd in Katos Tasche entdeckt, dann gibt es nur eine Lösung.«
    Und er hatte richtig prophezeit, denn sechs Wochen später wurde Kato auf einen Indizienbeweis hin wegen Mordes verurteilt.

12. KAPITEL
Ein Spezialist
    Anthony Newton war ein Opportunist und besaß wie alle diese Menschen die Fähigkeit, eine Situation sofort zu überschauen und auf Grund der gegebenen Lage unglaublich schnell zu handeln. Gut ausgearbeitete Schlachtpläne, die mühevolle Vorbereitungen erforderten, lagen ihm nicht. Das Leben bot ihm viele günstige Gelegenheiten, aber die meisten wies er sofort zurück; einige, weil sie nicht genügend Aussicht auf Erfolg hatten, andere wieder, weil sich der Erfolg nicht recht lohnte und ihm die Mittel, mit denen er das Ziel hätte erreichen können, zu zweifelhaft erschienen.
    Es war eigentlich zu erwarten, daß die Erscheinung eines jungen Mannes, der keinen offensichtlichen Verdienst hatte, auf großem Fuß lebte, stets elegant auftrat und immer viel Geld ausgab, die Neugierde anderer Glücksritter erregte, die jedoch nicht auf
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