Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen
Autoren: Jose Michel
Vom Netzwerk:
trugen mich in mein Bett zurück.
    Als Ariane ins Zimmer kam, informierte Eliane sie. Ariane setzte sich auf mein Bett und betrachtete mich. Ich glaubte, in ihren grünen Augen eine gewisse Zufriedenheit zu lesen.
    Durch meine Tränen starrte ich sie an. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, daß es sie glücklich machte, mich so zu sehen … Sie liebte Eric, und wenn ich ihr nicht mehr im Weg stünde, würde sie die triumphierende Siegerin sein. Anders konnte ich mir dieses Strahlen in ihren Zügen nicht erklären.
    »Lise«, sagte sie und senkte die Lider, »das hört von selbst auf. Wir werden Ihnen eine dreifache Dosis von Dr. Setonis Mittel geben, und innerhalb von zwei Tagen werden Sie die Rückentwicklung deutlich bemerken.«
    »Ich kann nicht arbeiten«, stieß ich schluchzend hervor. »Ich kann kaum aufstehen. Meine Beine sind wie aus Watte.« Wie eine ältere Schwester trocknete sie mir die Tränen und streichelte meine Wange.
    »Weinen Sie nicht. Ich bin sicher, daß alles gut gehen wird. Dr. Flamants liebt Sie, Sie wissen es. Er wird alles tun, um Ihnen zu helfen.«
    Ich nickte. Sie erhob sich, lächelte und entfernte sich mit einem kleinen, erleichterten Seufzer.
    Plötzlich jagte Ariane mir Angst ein!
    Wäre sie nicht fähig, aus Eifersucht das gute Serum mit dem Sarlieffs zu vertauschen? Oder zumindest mit einem wirkungslosen? Vielleicht war sie zu allem fähig, um Eric für sich zu gewinnen. Und sie war es, die die Injektionen gab …
    Meine Freundinnen respektierten mein Schweigen. Sie kamen nicht zu mir und richteten kaum das Wort an mich. Sie alle hatten das schon durchgemacht und mußten wissen, was ich empfand.
    Um neun Uhr begann Ariane mit den Injektionen.
    Es war ein seltsamer Zufall, daß immer ich als erste behandelt wurde. Ich versuchte angestrengt zu erkennen, ob zweierlei Ampullen in der Schachtel steckten. Aber Ariane war sehr schnell, mit einem kurzen Handgriff saugte sie die Flüssigkeit in die Spritze.
    »Reichen Sie mir Ihren Arm«, bat sie.
    Mit einer kurzen Bewegung zog ich die Knie an und stieß sie gegen die Schachtel, in der die Ampullen steckten. Die leere Ampulle begann zu rollen, und ich erkannte, daß sie das Etikett einer pharmazeutischen Fabrik trug. Die Ampullen Dr. Setonis trugen keine Aufschrift, denn sie wurden ja hier, in der Klinik, angefertigt.
    Ich zog meinen Arm zurück und versuchte, von ihr wegzukommen.
    Ihre Augen wurden hart.
    »Lise, seien Sie kein Kind!« sagte sie heftig. »Geben Sie mir Ihren Arm!«
    Angesichts meines Widerstandes rief sie Sidonie zu Hilfe. Offensichtlich war es zwecklos, sich zu wehren. Meine Kräfte reichten bei weitem nicht aus, die beiden abzuschütteln, und ich mußte Zusehen, wie die Flüssigkeit in meine Ader strömte.
    Ariane stand auf und sagte: »Und nun versuchen Sie zu schlafen, das wird Ihnen gut tun. Ich finde, Sie sind sehr nervös, Lise. Aber Dr. Flamants wird in einer Stunde hier sein.« Sie beugte sich zu mir herab und brachte ihren Mund dicht an mein Ohr. »Er hat Sie gefragt, ob Sie seine Frau werden wollen, nicht wahr?«
    Ich vergrub mein Gesicht im Kissen und weinte.
    »Ich habe gehört, wie er es sagte«, meinte sie boshaft. »Als Ehefrau werden Sie doch ein bißchen klein aussehen, glauben Sie nicht, Lise? Und Ihre Heilung ist noch sehr ungewiß, mein Kleines … Vielleicht sind Sie in einer Woche nicht mehr auf dieser Welt. Aber dem guten Eric wird es an schönen Frauen nicht mangeln, die Sie ersetzen könnten. Und jetzt schlafen Sie gut.«
    Was habe ich ihr bloß getan? Ich habe Eric nicht gesucht, er war es, der zu mir gekommen ist. Mußte ich deshalb sterben?
     

     

Ich starrte auf die Zeiger meiner Uhr. Ungeduldig wartete ich darauf, daß Eric kam. Ich war entschlossen, ihm alles zu sagen.
    Ariane trat vor ihm ein. Man hatte ihn sichtlich über meinen Zustand informiert, denn er zeigte seine Überraschung nicht. Er nahm mich in die Arme.
    »Mein Kleine?«, murmelte er. »Ich werde Setoni rufen lassen. Er wird ein Mittel finden …«
    Ich wollte allein mit ihm sprechen, aber Ariane stand bei uns und rührte sich nicht vom Fleck. Schweigend beobachtete sie uns.
    »Ariane«, sagte Eric. »Rufen Sie bitte Dr. Setoni. Er soll sofort kommen.«
    Widerstrebend verließ sie uns, um zu telefonieren. Ich warf mich in Erics Arme und erzählte ihm von der Vertauschung der Ampullen. Zuerst wollte er mir nicht glauben, dann aber wurde er nachdenklich.
    »Sie haben gut getan, mir davon zu berichten«, sagte er. »Ich werde das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher