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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall
Autoren: Brenda Joyce
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Mondschein, und die kostbaren Edelsteine an seinem Hemd glänzten. „Sie sind sehr edelmütig."
    Anne holte tief Luft. Er wußte es tatsächlich. „Nein, das bin ich nicht... Kein bißchen." Anne wünschte, sie würde endlich aufhören zu stottern. Aber sie war furchtbar nervös. Außerdem starrte Dominick ständig auf ihren Mund.
    „Wie alt sind Sie, Anne?" fragte er plötzlich.
    Sie feuchtete ihre Lippen an. „Achtzehn", krächzte sie.
    „Sie sehen jünger aus, erheblich jünger." Er drehte den Kopf ein wenig, so daß sie nur sein makelloses Profil im Schatten erkennen konnte.
    „Ehrlich gesagt, ich bin erst siebzehn", gestand sie flüsternd.
    Sein Kopf fuhr herum, und seine topasfarbenen Augen blitzten. „Noch ein halbes Kind!"
    „N... nein!" stotterte Anne. „Ich bin kein Kind mehr. Ich bin wirklich fast achtzehn!"
    „Heute abend sind Sie siebzehn und keine achtzehn. Also ein Kind", erklärte er barsch. Plötzlich wurde sein Blick weich. „Es geht vorüber, Anne. Ganz bestimmt."
    Sie schaute in seine unergründlichen Augen. „Nein. Es wird nie vorübergehen."
    Er straffte sich ein wenig, sah erneut auf ihren Mund und wandte sich rasch ab.
    „Gehen wir wieder hinein, bevor sich die Gäste Gedanken über unser gemeinsames Verschwinden machen."
    „Lieben Sie sie?" hörte Anne sich fragen. Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Aber sie mußte es unbedingt wissen.
    „Nein." Langsam hob er die Hand und legte sie zärtlich an ihre Wange.
    Anne erstarrte vor Schreck. Dominick hatte sie noch nie berührt. Es war ein einmaliges Gefühl. Unwillkürlich schloß sie die Augen und schmiegte sich fester an die warme Haut.
    „Nein", wiederholte Dominick heiser. „Ich liebe Felicity nicht." Plötzlich ballte er die Hand zur Faust.
    Anne öffnete erschrocken die Lider und blickte direkt in seine Augen. Ihr stockte beinahe der Atem. Dominicks Augen glühten, wie sie es noch nie bei einem Menschen erlebt hatte. Federleicht strich er mit den Knöcheln über ihr Kinn. „Liebe ist und war niemals der entscheidende Grund für eine Verlobung."
    Seine Finger streiften ihre feuchten geöffneten Lippen.
    Anne flüsterte seinen Namen.
    „Bist du schon einmal geküßt worden, Anne?" fragte Dominick rauh. Seine Faust zitterte unmerklich.
    Schweigend schüttelte Anne den Kopf.
    Er preßte die Faust in ihren Nacken, öffnete plötzlich die Finger und schob sie hinter ihren Kopf. „Dann habe ich die große Ehre, der erste zu sein", flüsterte er und beugte sich zu ihr hinab.
    Anne rührte sich nicht. Sie bebte vor Erwartung.
    Federleicht strich er mit den Lippen über ihren Mund. Sie war ziemlich enttäuscht.
    Er wiederholte die Berührung, und Anne hob die Hände auf seine Schultern. Er erstarrte und legte den Kopf an ihre Wange. Dann öffnete er die Lippen und nahm ihren Mund in Besitz. Anne zuckte zusammen und hätte vor Schreck beinahe aufgeschrien.
    Dominick zog sie fest in seine kräftigen Arme, schob die Zunge zwischen ihre Zähne und sog immer wieder an ihrer Unterlippe. Anne war keines Gedankens mehr fähig.
    Sie drängte sich an Dominick, hielt ihn so fest sie konnte und nahm alles, was er ihr zu geben bereit war. Plötzlich berührte er ihre Zungenspitze und schnellte ebenso rasch zurück.
    Anne stöhnte unwillkürlich auf.
    Keuchend machte er sich von ihr los. „Wir müssen zurück", erklärte er grob und wollte sie von sich schieben.
    „Nein!" Anne stellte sich auf die Zehenspitzen und preßte die Lippen ekstatisch auf seinen Mund.
    Für den Bruchteil einer Sekunde rührte er sich nicht. Dann schlang er die Arme um ihre Taille. Anne küßte ihn leidenschaftlich, wenn auch unbeholfen. Er öffnete den Mund und begann ein sinnliches Spiel, das Anne beinahe die Besinnung raubte. Sie wankte, die Beine wollten ihr nicht mehr gehorchen. Gemeinsam sanken sie auf das Gras.
    Kurz darauf erfüllten Annes Liebesschreie die stille Nacht.

1. KAPITEL
    Waverly Hall, 1856
    Es war ein wunderschöner Sommertag: warm, sonnig und wolkenlos. Nur eines störte die Vollkommenheit: Der Mar-quess of Waverly wurde zu Grabe getragen.
    Sein Tod war für alle unerwartet gekommen. Philip St. Georges war erst fünfzig gewesen und scheinbar bei bester Gesundheit. Sein Vater, der Duke of Rutherford, war sogar mit vierundsiebzig noch recht rüstig. Dann war der Marquess plötzlich an einer schweren Grippe erkrankt und innerhalb weniger Tage gestorben.
    Da die Beisetzung auf dem Lande stattfand, hatten sich nur etwa hundert
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