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0042 - Der Totenbeschwörer

0042 - Der Totenbeschwörer

Titel: 0042 - Der Totenbeschwörer
Autoren: Jason Dark
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bereits seinen Arm und einen Teil der Schulter. Das Leichenhemd war schon zerstört. Ich dachte in diesen schrecklichen Sekunden nur daran, diese Bestie nicht aus dem Grab steigen zu lassen.
    In die rechte Hand nahm ich mein Kreuz.
    Ich fühlte die Wärme des geweihten Silbers und spürte auch etwas von der Kraft, die von diesem Kruzifix ausging.
    Jetzt mußte es mir wiederum helfen.
    Der Arm des Nachzehrers stand fast senkrecht. Einen Augenblick blieb er wie ein Denkmal stehen, dann senkte er sich nach vorn und fiel genau auf mich zu.
    Gegen das Kreuz!
    Arm und Kruzifix berührten sich. Gut und Böse prallten aufeinander. Das Lichte kämpfte gegen die Dunkelheit.
    Wer gewann?
    Aus den Tiefen des Grabes drang ein grauenhafter Schrei an meine Ohren. Die Hand war dort, wo sie das Kreuz berührt hatte, verbrannt. Und sie löste sich auf.
    Wie bei einem Vampir.
    Ich zog das Kruzifix zurück. Wieder der Schrei. In dem Grab mußten sich grauenhafte Dinge abspielen. Ich war heilfroh, daß ich dem Treiben nicht zuzusehen brauchte.
    Der Arm verschwand und zerfiel gleichzeitig. Er wurde eins mit dem Boden.
    Wir hatten den Nachzehrer besiegt.
    Einen von zehn!
    Ein Tropfen auf dem heißen Stein.
    Erst jetzt merkte ich, daß Bill Conolly seine Hände in meine Schulter gekrallt hatte. Auch ihn hatte der Vorgang stark mitgenommen.
    Ich atmete mit offenem Mund, gönnte mir keine Pause. »Wir müssen weiter, Bill. Es war nur der erste.«
    »Und dabei wird es auch bleiben!« erklang hinter uns eine kalte Stimme.
    Wir wirbelten herum.
    Vor uns stand Myxin, der Magier!
    ***
    Draußen ging es dem alten Hanson besser.
    Nach wenigen Schritten blieb er stehen und schaute zu der halbrunden Scheibe hoch.
    »Weiter!« forderte die Frau. »Der Meister wartet auf uns. Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    Der Untote schüttelte den Kopf. »Ich muß noch warten. Ich will Kraft schöpfen. Die Kraft der Finsternis…«
    Elisa gönnte ihm eine halbe Minute.
    Dann zog sie ihn fort. »Du darfst jetzt nicht aufgeben.«
    Sie stolperten auf den Friedhof zu. Elisa hatten den Nachzehrer an der Hand gefaßt. Um Mitternacht sollte alles vorbei sein. Bis dahin mußten die anderen ihre Gräber verlassen haben.
    Und die Zeit drängte.
    Viel war noch zu tun. Denn nach der Tageswende würden sie in Richtung Gatway gehen, um Energie zu tanken. Sie feuerte den Nachzehrer immer wieder an. »Der Meister wird dir deine Kraft zurückgeben. Du mußt nur schnell bei ihm sein.«
    »Ja, ja!« keuchte der alte Hanson und stolperte durch die Dunkelheit…
    ***
    Gaylord Hanson schaute seinen um zwei Jahre älteren Bruder Michael besorgt an.
    »Wo geht Mom hin?« wisperte er.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wer war denn bei ihr?« fragte Gaylord. Er klammerte seine Hände um die Stäbe des Geländers.
    »Ich glaube…« Michael sprach nicht weiter, weil er plötzlich Angst bekommen hatte.
    »Meinst du Großvater?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Der ist doch tot.«
    Gaylord nickte ernst. »Das stimmt. Aber vielleicht ist er aus dem Grab gekommen«, folgerte er in seiner kindlichen Naivität und ahnte nicht, daß er mit dieser Vermutung nicht weit danebenlag.
    Sein älterer Bruder gab darauf keine Antwort. Er ging zwei Stufen nach unten und schaute in den Flur. Dämmerlicht hüllte ihn ein. Die Konturen der Garderobe verwischten. Die beiden an den Haken hängenden Mäntel sahen aus wie Geister aus der Jenseitswelt.
    »Du, Michael, ich habe Angst«, sagte Gaylord leise.
    »Das brauchst du nicht. Ich bin doch bei dir.« Michael fühlte sich für seinen Bruder verantwortlich.
    »Trotzdem…« Gaylord begann zu schluchzen. »Außerdem ist Dad nicht da.«
    »Er sitzt bestimmt im Wohnzimmer und ist vor dem Fernsehapparat eingeschlafen«, vermutete Michael.
    »Nein, glaube ich nicht.«
    Michael drehte sich um. »Sollen wir nachsehen?«
    »Ja. Aber halte mich fest.« Gaylord erhob sich aus seiner sitzenden Haltung, und sein älterer Bruder nahm ihn bei der Hand. Gemeinsam schlichen die beiden Jungen die restlichen Stufen hinab und huschten auf Zehenspitzen in Richtung Living-room.
    Sie lauschten an der Tür.
    »Alles still«, raunte Gaylord. »Er ist bestimmt nicht mehr hier.« Der Neunjährige begann wieder zu weinen.
    Michael tröstete ihn, indem er ihm seine Hand auf die Schulter legte. »Wir werden ihn suchen, Gaylord«, versprach er.
    »Aber wo?«
    Darauf wußte der Ältere auch keine konkrete Antwort.
    Die beiden standen im kalten Hausflur und schauten sich an. Gaylord zitterte, die
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