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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon
Autoren: Jason Dark
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schüttelte den Kopf. »Nein, Suko, es war kein Scherz.«
    Bill kam auf uns zu. Sein Gesicht war gerötet, die Augen leuchteten. »He, ihr trüben Tassen, jagt euch mal ein paar Drinks durch die Gurgel. Hinterher heißt es wieder, der Conolly war als einziger blau.« Bill lachte lauthals. Dann wechselte er fast übergangslos das Thema. »Weißt du was, John, ich habe Lust, eine Partie Schach mit dir zu spielen. Komm, wir weihen das Spiel ein.«
    »Aber nicht jetzt!«
    Bill ließ nicht locker. Er faßte meinen Arm und zog mich zum Schachbrett hin.
    Ich hatte es auf einen kleinen Tisch gestellt und die Figuren fein säuberlich aufgebaut. Er sah so harmlos aus, wie es da stand. Und ich merkte nichts. Kein sechster Sinn warnte mich. Ich nahm einen Springer in die Hand. »Eine sagenhafte Arbeit«, murmelte ich. »Wunderbar.«
    »Ja, da hat Sheila einen guten Griff getan«, lobte Bill seine Frau. »Allein die Zeichen auf den Feldern.«
    Ich bückte mich.
    Bill Conolly hatte recht. Die Felder waren tatsächlich mit einer sehr feinen Intarsienarbeit bestückt. Das konnte nur ein wirklicher Künstler – geschaffen haben.
    Ich sah mir die Zeichen genauer an. Regelrechte Motive konnte ich nicht erkennen. Ich entdeckte ein Durcheinander von Linien und Strichen. Außerdem war die Beleuchtung nicht so gut, daß ich sämtliche Einzelheiten erkennen konnte.
    Bill schlug mir auf die Schulter. »Ich merke schon, mein Lieber, du hast keine Lust.«
    Ich stellte die Figur wieder auf das zugehörige Feld. »Du bist mir ja nicht böse, Bill?«
    »Nein, heute an deinem Ehrentag kannst du alles mit mir machen.« Er blickte auf sein leeres Glas. »Teufel, ich brauche noch einen Drink.« Bill drehte sich um und rief nach seiner Frau. »Darling, reich mir die Flasche. Nach dir der einzige Halt in meinem Dasein!«
    Ich mußte lachen. Der gute Bill war wieder in Form.
    Noch fünf Minuten bis zur Tageswende…
    Ich kannte den Brauch. Um Mitternacht würden wir uns alle noch einmal zuprosten und auf den anstoßen, der den nächsten Geburtstag feierte. Es war warm in meiner Wohnung. Der Zigarettenrauch hing in Schleiern unter der Decke. Ich hatte mein Jackett inzwischen ausgezogen und auch die Krawatte in die Ecke gefeuert, schwitzte aber trotzdem.
    »Ich mache mich nur ein wenig frisch«, sagte ich zu Suko und ging zum Bad.
    Jane Collins lächelte mir zu. Sie knabberte an einer Salzstange.
    »Denk an die Kalorien, Mädchen«, sagte ich und hob warnend den Zeigefinger.
    Jane vollführte einen gekonnten Augenaufschlag und beugte bei einer akrobatisch anmutenden Bewegung das Kreuz durch. »Muß ich wirklich aufpassen?« erkundigte sie sich mit, einem verschmitzen Lächeln.
    »Du darfst nicht alles so wörtlich nehmen, Darling!«
    Sie lachte und ich verschwand in der kleinen Diele.
    Im Bad war es kühler. Ich knipste die Leuchtstoffröhre an, schlüpfte aus meinem Oberhemd und drehte den Kran des Waschbeckens auf.
    In einem fingerdicken Strahl strömte das Wasser aus der Öffnung. Ich ließ mir das eiskalte Naß über die Hände laufen und wusch mir flüchtig den Oberkörper.
    Zufällig fiel mein Blick auf die Uhr.
    Sechzig Sekunden vor Mitternacht…
    Ich griff zum Handtuch, trocknete mich ab und sprühte noch etwas Achselspray. Dann zog ich das Hemd wieder über, ging noch einmal mit dem Kamm durch meine Haare und wandte mich zur Tür.
    Da hörte ich den Schrei!
    Für Bruchteile von Sekunden stand ich starr. Dann schlug ich die Hand auf die Türklinke, wollte aus dem Bad stürmen und prallte gegen die Tür.
    Sie war verschlossen!
    Eine magische Sperre hinderte mich daran, das Bad zu verlassen…
    ***
    Superintedent Powell war der Prototyp eines Engländers. Er ließ nichts auf die Queen kommen, trug nur Anzüge aus schweren, teuren Stoffen und liebte vor allen Dinge das Clubleben.
    In wie vielen Clubs er Mitglied war, konnte er selbst nicht einmal sagen, doch die wichtigsten, die hatte er behalten.
    Als ehemaliger Offizier traf er sich monatlich mit seinen alten Kameraden bei Whisky, Gin und dünnem Bier. Und da wich selbst ein Mann wie Powell von seinen Prinzipien ab.
    Er trank Alkohol.
    Zwei Gläser am Abend. Ein Glas Bier und einen doppelstöckigen Scotch.
    Drei Stunden hielt Powell es im Club aus. Es wurde über den Tod eines alten Kameraden gesprochen. Der ehemalige Colonel war vor acht Tagen gestorben und hatte noch in Indien gedient. Seine Orden waren in einer Glasvitrine des, Clubs ausgestellt.
    »War ein feiner Kerl, der alte McDonald«,
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