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Zwölf tödliche Gaben 3: Drei französische Hühner

Zwölf tödliche Gaben 3: Drei französische Hühner

Titel: Zwölf tödliche Gaben 3: Drei französische Hühner
Autoren: Stuart MacBride
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wäre. Sie würden ihre gute Kritik bekommen und ein zweites Restaurant eröffnen, Le Coq Rouge – es würde zum Mekka aller Freunde der französischen Küche in und um Oldcastle werden. Ach was, in ganz Schottland. Es würde drei Michelin-Sterne bekommen. Und alles nur, weil Alexander so klug gewesen war, nicht die Polizei anzurufen.
    Sogar Marguerite war schließlich noch gekommen, wenn auch mit sieben Stunden Verspätung, mit einem weißen Verband am Hinterkopf. Angeblich war sie überfallen worden. Sie tauschte ein paar vielsagende Blicke mit Philippe, aber das hatte sicher nichts zu bedeuten. Es war schon in Ordnung. Alles würde gut werden.
    Um zehn vor sieben ließ Alexander alle Angestellten antreten und hielt ihnen eine Motivationsansprache: Martin White war heute Abend ihr Gast. Sie sollten nicht nervös sein, sie waren ein Team von Profis, sie waren das beste französische Restaurant in der Stadt, sie mussten nur ihr Bestes geben, dann würde heute Abend alles perfekt laufen!
    Und dann zog er sich in sein Büro zurück, um an seinen Fingernägeln zu kauen und auf die Uhr zu starren, die Minuten zu zählen bis acht Uhr – für diese Zeit hatte Martin White einen Tisch für eine Person reserviert.
    »Und?« Alexander trat auf dem gefliesten Küchenboden von einem Fuß auf den anderen.
    Philippe schwenkte geschickt Hummerschwänze in einer heißen Pfanne mit Knoblauch und Kräuterbutter. »Es ist eine Verbreschen, dass wir keine Loup de mer haben, aber …«
    »Was hat er bestellt?«
    Philippe schüttelte die Pfanne noch einmal und gab dann die Hummerschwänze über ein Glattbutt-Filet auf einem Bett aus Limabohnenpüree mit grüner Sauce. »Suppe, Pâté und Shrimps als Vorspeise, dann Kalbfleisch, Entrecôte, Steinbutt und Lamm.« Er wischte den Rand des Tellers ab und verzierte ihn mit einem Estragonzweig. »Service!«
    »Gut, gut …«
    Marguerite erschien und trug den Teller flink ins Restaurant.
    Alexander sah zum Kühlraum. »Und was ist mit … du weißt schon … diesem Ding?«
    »Ich ’abe Colin gesagt, er soll die Hälfte von dem Schweinehack wegwerfen. ’ab ihm gesagt, es wäre verdorben.«
    »Hervorragend. Ja, das ist gut. Sehr schön.« Er rang die Hände und grinste nervös. Dann ging er zur Tür und spähte durch die kreisrunde Scheibe ins Restaurant, ließ den Blick über die Gesichter wandern, bis er den Mann gefunden hatte, der sämtliche Restaurantinhaber erzittern ließ: Martin White – schwammiges Gesicht, bleiche Haut, schwarz gefärbter Haarschopf, so saß er allein an einem Tisch, der Platz für vier bot. Marguerite goss ihm gerade den ersten Schluck aus einer Flasche Wein zum Probieren ein. Whites Miene verdüsterte sich, als er den edlen Tropfen im Mund hin und her schwenkte, ehe er ihn in ein anderes Glas spuckte und sich bitterlich beschwerte.
    »O Gott …« Alexanders gute Laune schwand rapide. Plötzlich lief es gar nicht mehr so gut.
    Eine halbe Stunde später stocherte White in seinen Hauptgerichten herum. Er fing mit dem Lamm an, probierte dann die anderen Gerichte und sprach dazu abfällige Kommentare in ein Diktaphon.
    Marguerite kam tränenüberströmt in die Küche gestürmt, ging geradewegs auf den Kühlraum zu, knallte die Tür zu und fing an zu schreien.
    Alexander musste sie fünf Minuten lang beknien, damit sie wieder herauskam.
    »Er ist so gemein«, sagte sie. Sie lehnte sich an die Durchreiche und trocknete sich mit einem Geschirrtuch die Augen. »Der Wein ist zu warm, der Wein ist zu kalt, das Salz ist zu salzig, die Suppe ist zu nass, die Kerzen riechen nicht gut …« Und dann fluchte sie noch ein wenig auf Französisch, doch Alexander hörte nicht hin; er starrte ängstlich durch das Guckloch auf den Mann, der sein Restaurant ruinieren würde.
    » Merde! «
    O Gott, was war jetzt passiert?
    Philippe kniete vor einem der Öfen und starrte in das leere Rohr.
    »Was? Was ist jetzt wieder schiefgegangen?« Heute ging aber auch alles schief!
    »Die …« Philippe spähte noch einmal in den leeren Ofen. »Er … Sie sind weg.«
    »Was ist weg? Philippe? Was ist weg?«
    »Die Knochen.« Er knallte die Ofentür zu und richtete sich auf, blickte sich gehetzt in der Küche um. »Angus!«
    Der Hilfskoch fuhr so heftig zusammen, dass es beinahe Fingerscheibchen zum Sellerie gegeben hätte.
    »Ja, Chef?« Er nahm Haltung an.
    »Knochen – in diese Ofen. Wo?«
    Angus’ besorgter Blick schlug in ein erleichtertes Lächeln um. »Ich hab Brühe gemacht,
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