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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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Nicht für meinen BMI, aber für mein Seelenheil.
    Heute gibt es keine Großeltern mehr, und leider auch keine Freundinnen, die ich in ihren gemütlichen Studienorten besuchen kann. Meine Freundinnen von früher leben nicht mehr in Heidelberg, Freiburg oder Münster, in Städten, die so übersichtlich und heimelig sind, dass sie den Liebeskummer dämpfen. Meine Freundinnen von früher wohnen jetzt in Hamburg, München oder Berlin, anstrengenden Städten mit schwer attraktiver Bevölkerung, alle hip, alle trendy, alle unantastbar. Große Städte machen einsam, mich zumindest, und ein gebrochenes Herz passt nicht so gut auf den Kurfürstendamm.
    Also muss ich weg, RICHTIG weg, diesmal. Und weil ohnehin noch ein Motto fehlt und ich ein bisschen Gesellschaft wohl brauchen kann, buche ich eine Woche Kreta. Mit Singles. Vollpension und 3-Sterne-Hotel. In einer Woche geht es los. Oh Mann.
    Mädchen und Rabauken
    Donnerstag, 02. September um 18:19 Uhr
    Es hat sich etwas verändert. Nein, nicht nur, dass Moritz über alle sieben Berge verschwunden ist, dass ich wieder alleine in meiner Wohnung sitze und mich selbst bei der Vermüllung (niemand da, der die leeren Duschflaschen wegschmeißt) beobachte, nein, es hat sich etwas GRUNDLEGENDES verändert. Erschreckenderweise: in mir.
    Am Dienstag habe ich noch eine Stunde draußen auf der Terrasse des Cafés gesessen, in dem ich Moritz zum ersten und wohl auch zum letzten Mal getroffen habe. Ich habe geheult, geflucht und den Kopf geschüttelt, eine halbe Schachtel Zigaretten geraucht, resigniert, tief durchgeatmet, einen Schnaps bestellt, zwei Schnäpse getrunken (die Kellnerin spendierte einen aufs Haus), mich aufgerafft und bin dann von der Bühne gegangen.
    Zu Hause habe ich die letzten Reste der verwischten Mascara von meinem Gesicht gerubbelt, mich in meine hässlichste, aber gemütlichste Schmusehose gekuschelt und bin erschöpft und leergeweint auf dem Sofa eingeschlafen.
    So weit war alles im grünen Bereich.
    Am nächsten Morgen aber wachte ich auf und fühle mich zu meiner absoluten Überraschung nicht ganz so abgrundtief und fürchterlich, weltenverachtend und zu Tode betrübt mies wie normalerweise. Es war – okay. Traurig, irgendwie, nüchtern, mit einem faden Nachgeschmack im Mund, aber eben okay. Und nicht katastrophal.
    Ich denke natürlich trotzdem unentwegt an Moritz. Und das zwickt dann sehr. Und wenn ich aus Versehen mal drei Minuten nicht an Moritz gedacht habe, erschrecke ich ganz schlimm, und direkt danach schäme ich mich, weil ich anscheinend noch nicht genug Buße getan habe. Aber dann geht es auch schon wieder.
    Gewöhne ich mich langsam an Liebeskummer? Werde ich zu einer Art Liebeskummerspezialistin? Scheint so. Immerhin füge ich mir 99 Prozent des Liebeskummers selbst zu. Vielleicht bin ich ja süchtig nach dem Schmerz, der Erniedrigung, dem Wälzen im Staub. Keine schöne Vorstellung. Gar nicht schön! Gruselig! Lieber schnell wieder an Moritz denken.
    Ah – der Schmerz. Da ist er der puckernde, polternde, pulsierende Schmerz. Der mir sagt: Du willst Moritz. Mehr denn je. War ja auch klar.
    Verzeih mir
    Dienstag, 07. September um 19:52 Uhr
    Es hilft ja alles nichts. Ich muss mich irgendwann auch bei Konrad melden, es hat keinen Sinn, den Kopf weiter im Sand stecken zu lassen, denn früher oder später, und ich befürchte schwer, dass es früher sein wird, werde ich ihm ohnehin über den Weg laufen, und dann wird es richtig peinlich.
    Ich schlucke schwer, als ich Konrads Nummer wähle. Warum, verdammt, ist mein Mund so trocken? Es ist Konrad Paulsen, liebes zentrales Nervensystem, NUR Konrad Paulsen. Meine Hände werden feucht. Verdammte Hacke, was soll der Mist? Ich starre böse auf meine glänzende Handfläche und verstehe die Welt nicht mehr. Nur Konrad!
    Nach dem dritten Tuten wird die Leitung frei. Ich höre ein Schmatzen.
    »Äh – hallo?«, frage ich mal vorsichtig an. Vielleicht verspeist die Schwarze Witwe (Nadine) ja gerade die Überreste ihrer letzten Beute (Konrad).
    »Hallo!«, höre ich von der anderen Seite, jemand schluckt. »Hi! Na?« Kurzer Systemcheck: Mein Gehirn erkennt Konrads Stimme. Mein hinterhältiges Herz führt einen Freudentanz auf. Ich atme schwer aus. Konrad lacht. »Wieso schnaufst du so schwer? Ist es so schlimm, bei mir anzurufen? Schön, dass du dich trotzdem getraut hast!« Und dann lacht er wieder.
    »Hallo, Konrad«, sage ich zerknirscht. Wir gratulieren zum ersten geraden Satz. Der Kandidat ist eine Runde
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