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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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gute Besserung!«, sagt Sarkozy und gibt mir noch nicht einmal mehr die Hand.
    Ich hab Magen-Darm-Grippe. Von wegen. Ich hab neue Visitenkarten. 1000 Stück, um genau zu sein. Zusammen mit den übrigen 473 von vorher kann ich mir damit jetzt die Wände tapezieren. Toll.
    Gedanken aus der Warteschleife
    Sonntag, 11. Oktober um 17:56 Uhr
    Ich warte. Ich warte darauf, dass es hier endlich losgeht. Seit elf Tagen verfolge ich den waghalsigen Plan, bei einem großangelegten Single-Experiment einen Mann kennenzulernen. Es passiert vorerst nichts. Außer dass ich kleinwüchsige Druckereifachangestellte noch vor dem ersten Viertel Weißwein im Wohnzimmer abfrühstücke und mich ein ganzes Wochenende lang schäme. Durchfall! Darauf muss man erst einmal kommen! Statt dass mir ein glamouröser und aufsehenerregender Grund einfällt, lasse ich die Staphylokokken antanzen. Und alles nur, weil Sarkozy so ganz und gar anders war, als ich erwartet hatte. Normalerweise bin ich diejenige, die abgefrühstückt wird. Die weggeschubst, aussortiert, fallen gelassen wird. Diejenige, die wartet: auf Erklärungen, Entschuldigungen, Rückrufe, Antwortschreiben, Blumensträuße und Heiratsanträge. Warten. Warten auf den Richtigen, die richtige Zeit, den richtigen Ort, das richtige Gefühl, eben einfach nur auf DAS Richtige. Warten auf einen Ton, auf einen Laut, auf irgendwas, was besser ist als diese Stille, die in den Ohren rauscht. Warten auf die Einsicht, die Umsicht, die Nachsicht, die Vorsicht, die Weit- und die Gleitsicht, warten auf den Einen, den Anderen und über alledem bitte: NIEMALS wartend wirken.
    Ich sitze seit geschlagenen drei Jahren im Wartezimmer der Liebe. Wenn ich die Katastrophen von vorher mit einrechne, warte ich sogar noch länger. Wenn ich noch viel länger warten muss, werden sich meine Eierstöcke zu Brezeln verformen und ich werde ein sozial inkompetenter, neurotischer Langzeit-Single, der zu Hause nur noch im Jogginganzug rumläuft und die zwischenmenschliche Kommunikation komplett einstellt. Ich werde zu einer von diesen kauzigen Tanten, die immer so schlimm nach Tosca riechen und sich mit ihren Pflanzen unterhalten. Und das alles nur, weil ich mein Leben lang GEWARTET habe, bis sich irgendeiner mal entscheidet oder nachdenkt oder aufhört nachzudenken oder damit anfängt; einer, der handelt oder einfach nur mal sagt, dass er mir ein Eis spendieren will. Ich hab’s SO SATT!
    Schluss jetzt. Ich werde meinen Durchfall und Guido vergessen, mir eine neue Druckerei suchen und ganz schnell mit der Suche fortfahren. Ich brauche Nachschub, also Material, also Testobjekte, kurz: Männer. Zusendungen bitte nur mit Bild. Und Größenangabe.
    Angezeigt
    Mittwoch, 14. Oktober um 10:27 Uhr
    Ich habe mich von meinem fulminanten Fehlstart erholt und bin bereit, das Experiment fortzuführen. Mein Motto lautet immer noch: Flirten am Arbeitsplatz. Super, dann such ich mir doch mal einen. Zuerst einen Arbeitsplatz und dann einen Flirt. Vor ein paar Tagen habe ich eine Stellenausschreibung gelesen, die interessant und gewinnbringend klang. Gewinnbringend deshalb, weil Theodor von Sponheim, der freundlich von der Personalseite eines erfolgreichen Verlags für Reiseführer auf mich niederlächelt, ein Sahneschnittchen allererster Güte ist. Juli von Sponheim. Das klingt doch nach was! Theodor und ich werden uns bei einem Bewerbungsgespräch kennen und lieben lernen, so mein Plan. Eigentlich suche ich ja gar keinen Job, meinen bisherigen finde ich, wenn auch schlecht bezahlt, ganz okay. Aber das kann ich Theodor ja später sagen. Die Anforderungen für den Job erfülle ich allerdings auch nicht ganz. Der Verlag erwartet gute bis sehr gute Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch. Good, bien und bene sag ich da nur. Trotz meiner mangelhaften Qualifikation beschließe ich, Mut zur Lücke zu beweisen und fälsche ein wenig an meinem Lebenslauf rum: Aus den drei Wochen London, die ich ohnehin schon völlig angeberisch als Auslandsaufenthalt bezeichnet hatte, werden anderthalb Jahre; aus meinen Gelato-Italienisch-Kenntnissen wird ein »flüssig in Wort und Schrift«, und auch mein eingerostetes Schul-Französisch wird ordentlich aufgewertet. Le magnetophone ne marche pas. Egal. Ich schicke meinen gepimpten Lebenslauf, das nette Anschreiben und ein sehr vorteilhaftes Bild mit tiefem Ausschnitt an meinen zukünftigen Arbeitgeber und Ehemann und freue mich bereits darauf, gemeinsam mit Theodor die Verlagswelt zu erobern. Auf
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