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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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ist ja total scheiße! Deine Wohnung ist also grade nicht besuchsfähig, was? Schade«, er senkt verschwörerisch die Stimme, »ich wollte dir anbieten, die Visitenkarten bei dir vorbeizubringen.«
    ZUGRIFF! »Das macht doch nichts – ich kann ja einfach bei dir vorbeikommen«, säusele ich profimäßig.
    Guido freut sich. »Soll ich dann für zwei kochen?«
    Kochen klingt großartig! Es ist wohl nicht zu hoch gegriffen, wenn ich sage, dass essen zu meinen liebsten Hobbys gehört. Das kann ich gut, da kann ich punkten! Ich freue mich. Wir verabreden uns für Freitag. Und mein Chef verspricht eine Gehaltserhöhung.
    Petit Nicolas
    Freitag, 09. Oktober um 23:45 Uhr
    Ich bin aufgeregt! Gleich habe ich das erste Date meines Experiments! Irgendwie kann ich ja immer noch nicht fassen, dass das alles so einfach war – sicherheitshalber habe ich vorab auch schon eine Kleinigkeit gegessen, nur für den Fall, dass wir uns schon im Flur so scharf finden, dass wir es nicht in die Küche schaffen. Nichts ist uncooler als ein knurrender Magen, wenn man einem tollen Kerl gegenübersitzt. Doch eine Sache gibt’s, die noch uncooler ist: Sich mit einem Typen, von dem man weder weiß, wie er aussieht noch wie er kochen kann, zum Essen in seiner Wohnung zu verabreden. Was soll ich tun, wenn Guido wie Hacksteak aussieht? Oder mir welches anbietet?
    Ach, egal, wenn Guido nur halb so gut aussieht, wie er sich anhört, hat es sich gelohnt, dass ich mir heute Abend die Beine rasiert habe.
    Um halb acht klingele ich an seiner Tür. Ich fühle mich wie bei Rudi Carells Herzblatt! Ich höre Schritte in der Wohnung. Dann verdunkelt sich kurz die kleine runde Öffnung des Türspions, durch die ein feiner Lichtstrahl in den Flur hinausfällt. Guido guckt mich grade an! Er guckt! Ich setze mein verführerischstes Lächeln auf.
    Die Tür öffnet sich. Und ich muss mir große Mühe geben, dass mir mein verführerischstes Lächeln nicht einfach so aus dem Gesicht kippt.
    »Hi, Juli!«, strahlt Guido mich an. Von unten. Guido ist nämlich, und ich trage heute keine Absatzschuhe und bin mit 1,68 Meter auch nicht gerade eine Riesin, einen Kopf kleiner als ich. »Schön, dass du da bist!« Er beugt sich vor, um mir die obligatorischen Küsschen auf beide Wangen zu geben. Ich beuge mich runter. Mein Lächeln ist auf meinen Backen festgetackert. Ich bin schockiert. Und trauere der Rasierklinge des Monats hinterher.
    »Hast du Hunger?«, fragt mich Guido.
    »Nee!«, sage ich. Hab ja auch schon gegessen.
    »Aber ein Weinchen darf’s doch sein?«, legt der kleine Mann nach und geht vor mir her ins Wohnzimmer. Er dreht sich zu mir um und mustert mich einmal von oben bis unten. »Du bist noch viel hübscher, als du dich anhörst!«, sagt er, und ich versuche in Sekundenschnelle ein Kompliment zusammenzuschustern, das nicht allzu gelogen und nicht allzu unverschämt ist. Was sag ich denn jetzt? Du bist noch viel kleiner, als du dich anhörst! Das klingt nicht. Ich könnte vielleicht etwas Aufbauendes sagen. Wie zum Beispiel: Alle großen Männer waren kleine Männer! Cäsar. Einstein. Und sogar der französische Staatspräsident. Wenn ich Guido so genauer betrachte, sieht er tatsächlich ein klein wenig wie M. Sarkozy aus. Ob er das als Kompliment auffasst?
    »Das ist also mein bescheidenes Reich!«, flötet Le Petit Nicolas.
    »Ja«, sage ich, »echt bescheiden.«
    Das müssen M. Sarkozy und ich erst mal sacken lassen. Ja, echt bescheiden. Mann, Mann, Mann. Verdammt, kann ich nicht einmal die Klappe halten? Ich trete die Flucht nach vorne an. »Du, hör mal«, sage ich zerknirscht und mit auf den Boden gerichteten Augen, »sei mir nicht böse, aber ich hab eine schlimme Magen-Darm-Grippe bekommen, vielleicht magst du mir nur schnell die Visitenkarten geben?«
    Sarkozy guckt mich verständnislos an. Dafür muss er allerdings seinen Kopf in den Nacken legen. »Eine Magen-Darm-Grippe? Oh Gott, du Arme. Willst du einen Tee?«
    Nein, ich will keinen Tee! Ich will hier raus. Ich muss wohl zu drastischeren Mitteln greifen. »Nee, weißt du – ich hab ganz schlimmen Durchfall, da hilft auch kein Tee mehr.« Ich habe gelogen, als ich sagte, essen sei mein größtes Hobby. Ich hatte die Selbsterniedrigung vergessen.
    Guido grinst mitleidig und ein wenig angeekelt, ich kann es ihm nicht verübeln. Er flitzt zur Kommode, auf der ein kleines Paket steht, drückt es mir unter Einhaltung eines gewissen Sicherheitsabstands in die Hand und bringt mich zu Tür.
    »Na dann,
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