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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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sind aber trotzdem beeindruckend. Das erste englische Bitter
Beer an Bord schmeckt gut. Und es ist uns völlig egal, daß wir kurz vor Dover
noch von einem schnellen Hovercraft überholt werden.
    Die
Situationen an den Fähranlegern sind oft sehr verwirrend. Auch hier scheint
alles improvisiert, Fahrbahnen sind mit mobilen Zäunen abgegrenzt, Hinweise
fehlen. Ein freundlicher Angestellter nimmt sich unserer an, leitet uns durch
schmale Zauntore, die er mit einem Schlüssel öffnet, auf einer Abkürzung zur
Paßkontrolle. So müssen wir nicht zwischen stinkenden Lastwagen unseren Weg
suchen. Thank you!
    Durch das
gemütliche, bunte, im Sonnenschein leicht mediterran wirkende Dover gelangen
wir zur Railway Station. Weiter geht’s mit der Bahn. Allerdings nicht wie
geplant. Wir hatten uns überlegt, ähnlich wie vor drei Jahren auf dem Weg nach
Wales, südlich von London über Reading nach Bath, von dort Richtung Fishguard
zum Fähranleger zu fahren.
    Nach
Reading? Über Guildford? Die Bahnbeamten schütteln die Köpfe. Aber vor drei
Jahren..., wagen wir einzuwenden. Yes, three years ago! But not yet! Die
Verbindung ist umständlicher geworden oder existiert teilweise nicht mehr,
nein, für die Strecke wollen sie uns keine Fahrkarten verkaufen. Wir müssen auf
jeden Fall über London. Wir wehren uns noch. Denn mit den Rädern quer durch
London, von Kopfbahnhof zu Kopfbahnhof, das möchten wir nicht.
    Genau das
geschieht. Eineinhalb Stunden später sieht man uns bei Sonnenschein durch den
Hyde Park radeln.
    Die
Bahnexperten hatten uns überzeugt, uns einen Stadtplan mitgegeben und
empfohlen, die Strecke durch den Hyde Park zu nehmen. No problem! Jedenfalls
mußten wir unsere Räder mit Gepäck genau wie vor drei Jahren über die Treppen
und Brücken auf den Bahnsteig 2, Platform 2, wuchten, egal wohin wir fahren:
Platform 2.
    Wir kamen
zur sehr schönen Victoria-Station, einer hellen, hohen Glas- und Stahlhalle aus
dem vorigen Jahrhundert. Kopfbahnhof natürlich, wie das in Weltstädten so
üblich ist. Ach Essen!
    Wir
erwischten die Rush Hour, erreichten aber nach drei Kilometern den Eingang mit
der Achilles-Statue zum Hyde-Park. Fast kein Problem. Keep left!
    Der Park ist
reichlich bevölkert, Menschen sonnen sich in den kostenlos bereitgestellten
Liegestühlen. Am Serpentinen-See vorbei suchen wir den Ausgang zur Paddington
Station. Das hätten wir uns heute morgen nicht träumen
lassen. Die Abenteuer sind noch nicht zu Ende. Ein Dank den europäischen
Staatsbahnen. Buchen Sie und erleben Sie Unvorhergesehenes. Trotzdem nähern wir
uns unaufhaltsam unserem Ziel, der Fähre nach Irland, zwischen Fishguard und
Rosslare. Leider müssen wir die breiteste Stelle Großbritanniens dafür durchqueren.
Man kann auch fliegen, von Düsseldorf direkt nach Shannon, das ist inzwischen
nicht mehr viel teurer als die Bahn. Aber wir fliegen nicht so gern, und dann
gibt es noch die ökologische Frage, die Bahn ist in dieser Beziehung das
günstigere Verkehrsmittel.
    In
Paddington wird es zeitlich knapp, aber wir schaffen es, zwei Stunden
Aufenthalt zu vermeiden. Mit einem schnellen Intercity 125 fahren wir nach
Bath-Spa. Alles ist im Zug, der Schweiß rinnt, wir sinken erleichtert in die
Polster.
    Was war noch
vorher? Rote Doppeldeckerbusse, noch viele alte, schwarze Taxen und in Fülle
ganz normale Autos natürlich. Ach England! Ilses Fahrrad ist im Zug so
intelligent im Gepäckabteil umgefallen, daß Lampe und Rücklicht stark
beschädigt sind.
    Bevor wir
heute morgen auf die Fähre geklettert sind, hatte sich
eine von Ilses neuen Gepäcktaschen gelöst. Die Muttern der
Aufhängevorrichtungen waren nach innen gefallen, die Schrauben fanden wir unter
dem Fahrrad wieder. Glück gehabt. Wir schraubten alles wieder fest und blockierten
die Muttern mit Tesaband. Kauft, kauft beim Spezialisten. Ilse sagt, ich soll
nicht so schimpfen.
    Pünktlich
und programmgemäß erreichen wir gegen Nachmittag Bath-Spa. Sage keiner etwas
gegen British Railways. Der auf unserer Karte angegebene Campingplatz liegt
einige Meilen außerhalb im Grünen auf dem Gelände einer ehemaligen Wassermühle.
Hinter unserem Zelt rauscht der Mühlenbach unter Weiden hindurch, es gibt ein
Restaurant am Platze, und so können sich unsere Nerven beim Bier, diesmal einem
Guinness Stout, und bei Chips mit Würstchen und Pie beruhigen. Ein englischer
Gast trinkt an der Theke Dortmunder Union-Bier aus einem Literkrug und meint,
das sei typisch deutsch. Da kann ihn Ilse aber
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