Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
Vom Netzwerk:
Head of Kinsale, an deren Hängen unzählige Möwennester hängen, kann man weitüber das Meer schauen. Man bekommt eine Ahnung von dem Unglück, das sich hier 1915 während des 1. Weltkrieges in Sichtweite der Küste abspielte.
    Das britische Passagierschiff ‘Lusitania’war von Boston aus unterwegs nach England. Unter den Passagieren befanden sich auch 128 Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika, einer von ihnen der Millionärssohn Alfred G. Vanderbilt. Bis heute ist umstritten, ob auch Waffen und Munition an Bord waren. Historiker haben herausgefunden, daß einige der Ladepapiere gefälscht worden sein müssen. Auch mit den Passagierlisten stimmte wohl einiges nicht.
    Stetig gleitet der Luxusliner durch die See. Bald ist es geschafft, der Zielhafen in England erreicht. Und bis jetzt ging alles gut, trotz des U-Boot-Krieges. Die amerikanischen Bürger an Bord gewährleisten vermeintlich Sicherheit, noch befinden sich die USA nicht im Krieg mit Deutschland. Doch warten einige amerikanische Trusts sehnsüchtig auf den Kriegseintritt, weil sie sich auch in Europa erhebliche Profite versprechen.
    Da treffen Torpedos des deutschen U-Bootes U 20 die ‘Lusitania’. Das Schiff sinkt vor dem Old Head of Kinsale innerhalb weniger Minuten, 1.198 Menschen müssen sterben, Opfer eines der vielen deutschen Kriegsverbrechen.
    Vielleicht auch wegen dieses (provozierten?) Zwischenfalls gaben die USA später ihre Neutralität auf und erklärten Deutschland den Krieg. Die große Freude des deutschen Kronprinzen über diesen Sieg, ein entsprechendes Telegramm ist erhalten, war nur von kurzer Dauer. Das Unglück vor der Südküste Irlands sollte weitreichende Folgen haben.
    Bei diesen Gedanken ist die Zeit wie im Fluge vergangen, mein Hintern schmerzt vom harten Felsen. Ilse hat ihren Leuchtturm auf den Block gebannt, wir machen uns auf den Rückweg. Ein Restaurant liegt am Weg. ‘The Spinnaker’, innen und außen als maritimes Lokal aufgemacht. Die weiße Hausfassade ist mit blauen Fischen bemal t, auf dem blechernen Wirtshausschild weht das blaue Ballonsegel. In der Bar hängen zwei Ölbilder von der schmucken Fassade des Hauses, eine Szene im Winter, Schnee liegt auf dem Weg.
    Das kann die Malerin nicht ruhen lassen. Und so entsteht das Aquarell ‘The Spinnaker’, Bar & Restaurant, Scilly, Kinsale, County Cork, geführt von T. + E. Mullen, einem jungen Paar.
    Später am Hafen malt Ilse zwei Fischkutter ‘en detail’, während ich dem Marina Manager bei dem zuschaue, was er als seine Arbeit bezeichnen würde. Er führt Aufsicht, trägt etwas in Listen ein, verläßt häufig sein Bürohäuschen und muß mit allen Menschen, die er trifft, viel reden. Er scheint alle, die er trifft, zu kennen. Ein hagerer, wildschöpfiger Mann mit Vollbart, der aussieht wie ‘dreimal Einhand um die Welt gesegelt’. Einige der anderen, mit denen er fachsimpelt, sehen ebenfalls so aus, sind mindestens für ‘zweimal über den Atlantik’ gut. An einem Fischkutter schweißen etliche junge Männer in blauen Overalls, es wird viel geblödelt und gebalgt. Das Boot muß wohl nicht bis morgen fertig werden. Einer der Jungs mit langen Haaren könnte glatt in Doolin bei Mc Gann’s die Fiddle spielen... Zumindest würde er sich gut auf dem Foto für das Plattencover machen.

    Der letzte Bus um viertel vor acht schaukelt uns in schneller Fahrt zurück zu unserem Airport. Ich nehme an, die Fähre wird ruhiger auf dem Wasser liegen.
    Der Busfahrer hält, auch ohne Schild, genau an der richtigen Stelle.

    Nach Cork!
    »Nun, nach Cork?«
    »Da würde ich überhaupt nicht von hier losgehen .«
    So sagt man außerhalb Corks.
    Wir gehen trotzdem los. Mit dem Bus, wir kennen uns jetzt aus.
    Cork. Wie es im Reiseführer steht: 140.000 Einwohner, gelegen am River Lee. Großer Hafen, farbenfrohe Hausfassaden aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Historischer Stadtkern mit Geschäftsarkaden, Pubs und Märkten.
    Was wir sehen: Neben dem Quay Coop, einem Alternativzentrum mit Buchläden, vegetarischer Küche und Lebensmittelläden sowie Treffpunkten für Frauen und andere Gruppen, haben sich auch Büromonster angesiedelt. Cork wirbt um Industrieansiedlungen, was die Stadt sicher verändern wird.
    Verwundert lesen wir, daß Besucher und Besucherinnen sich Fahrräder leihen sollen, um die abwechslungsreiche Küste zu entdecken. Zum Beispiel bei Kinsale.
    Nun, nach Cork, das urkundlich erstmals um 1286 erwähnt wird, heute mit der deutschen Stadt Köln twinned, d. h.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher