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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition)
Autoren: Kristin Hannah
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gern.«
    »Bist du sicher?«
    »Wichtig ist nur, dass wir zusammen sind.«
    »Ist gut. Dann bin ich um acht zu Hause.«
    Noch bevor er auflegte, war er mit den Gedanken schon wieder woanders.

Z WEI
    An diesem Abend zog Jolene sich sorgfältig an. Sie und Michael hatten schon seit Ewigkeiten nicht allein – als Paar – zusammen zu Abend gegessen, und sie wollte, dass alles perfekt war. Romantisch. Nachdem sie den Kindern Essen gemacht hatte, nahm sie ein duftendes Schaumbad, cremte sich mit Zitruslotion ein und zog sich dann bequeme Jeans und einen schwarzen Pulli mit U-Boot-Ausschnitt an.
    Als sie wieder nach unten ging, saß Betsy am Couchtisch vor ihren Hausaufgaben, während Lulu sich auf dem Sofa in ihre gelbe Lieblingskuscheldecke gewickelt hatte und Die kleine Meerjungfrau sah. Auf dem Esstisch waren noch die Überreste ihrer improvisierten Geburtstagsfeier. Der Kuchen mit den Kerzenspuren; das rosafarbene Tagebuch, das Betsy Jolene geschenkt hatte; Lulus Geschenk, eine Glitzerhaarspange; und ein Haufen zerknülltes Geschenkpapier und zerschnittenes Schleifenband.
    »Sie hat mir nichts zu sagen«, verkündete Lulu, als Jolene ins Zimmer kam.
    »Sag ihr, sie soll still sein, Mom. Ich will meine Hausaufgaben machen«, erwiderte Betsy. »Sie singt zu laut.«
    Und dann ging’s los. Sie versuchten, einander zu übertönen, und ihre Stimmen wurden immer schriller.
    »Sie hat mir nichts zu sagen«, wiederholte Lulu immer entschiedener. »Sag ihr das.«
    Betsy verdrehte die Augen, verließ das Zimmer und stampfte die Treppe hinauf.
    Eine Welle der Erschöpfung überkam Jolene. Sie hatte nicht gewusst, wie ermüdend es sein konnte, ein präpubertäres Mädchen zu erziehen. Wie aufmüpfig konnte man eigentlich sein? Hätte Jolene sich nur ansatzweise so benommen, dann wäre sie von einer Ohrfeige ihres Vaters quer durchs Zimmer gefegt worden.
    Lulu rannte zur Spielkiste in der Ecke und stöberte darin. Als sie ihren Katzenohrhaarreif gefunden hatte, der zum letzten Halloween-Kostüm gehörte, setzte sie ihn auf und drehte sich um.
    Jolene musste unwillkürlich lächeln. Da stand ihre vierjährige Tochter, die Hände in die Hüften gestemmt, mit grauen Katzenohren, die schon etwas fadenscheinig aussahen. Die spitzen grauen Dreiecke umrahmten Lulus erhitztes Gesicht und ließen sie noch elfenhafter als sonst aussehen. Aus unerfindlichem Grund glaubte Lulu, sie wäre mit diesem Haarreif unsichtbar. Jetzt miaute sie.
    Jolene runzelte dramatisch die Stirn und sah sich um. »O nein … was ist denn mit meiner Lucy Lou passiert? Wohin ist sie verschwunden?« Sie fing an, theatralisch im ganzen Zimmer zu suchen, hinter dem Fernseher, unter dem gelben Sessel, hinter der Tür.
    »Hier bin ich, Mommy«, piepste Lulu und präsentierte sich kichernd mit ausgebreiteten Armen.
    »Da bist du ja«, seufzte Jolene auf. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht.« Sie hob Lulu auf den Arm und trug sie die Treppe hinauf. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich Lulu die Zähne geputzt und den Schlafanzug angezogen hatte, aber Jolene wartete geduldig, weil sie wusste, dass ihre Jüngere großen Wert auf Selbständigkeit legte. Als sie schließlich fertig war, legte Jolene sich zu ihr ins Bett, zog sie an sich und griff nach dem Buch Wo die wilden Kerle wohnen . Als sie es zu Ende gelesen hatte, schlief Lulu schon fast.
    Sie küsste sie auf die Wange. »Nacht, Mieze.«
    »Nacht, Mommy«, murmelte Lulu schläfrig.
    Danach ging Jolene den Flur hinunter zu Betsys Zimmer, klopfte und trat ein.
    Betsy saß auf dem Bett und hatte ihr Gesellschaftslehre-Buch auf dem Schoß. Ihr seidiges weizenblondes Haar fiel ihr in Ringellocken über den Rücken und die nackten, dünnen Arme. Eines Tages würde Betsy ihre Porzellanhaut, ihre blonden Haare und die braunen Augen zu schätzen wissen. Aber jetzt nicht. Jetzt war glattes Haar angesagt, und Pickel verunstalteten ihren Teint.
    Jolene ging zu ihrer Tochter und setzte sich auf die Bettkante. »Du könntest ein bisschen netter zu deiner Schwester sein.«
    »Sie ist ’ne Nervensäge.«
    »Du auch.« Jolene sah, wie Betsy die Augen aufriss, und lächelte versöhnlich. »Und ich auch. So ist das eben in Familien. Außerdem weiß ich den wahren Grund für dein Verhalten.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ich hab gesehen, wie Sierra und Zoe dich heute Morgen behandelt haben.«
    »Du spionierst mir ständig nach«, sagte Betsy mit brüchiger Stimme.
    »Ich hab dir nachgesehen, als du in die Schule gingst. Das ist doch kein
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