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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen
Autoren: Benedikt Altmann , Berthold F. Bauer
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Tutor die Tasche hinterher und putzten unaufgefordert und ganz »freiwillig« sein Zimmer. In den freien Stunden am Nachmittag und oft auch nachts und an den Wochenenden außerhalb der Ferien verbrachten sie regelmäßig und ungestört viele, viele Stunden allein zusammen, ganz so, wie es der Brauch von Alters her verlangte.
     
    Die Elfer grinsten mir inzwischen jetzt so offen zu, als wäre ich mittlerweile einer von ihnen. Und zumindest irgendwie stimmte das wohl auch. Aber selbstverständlich war es von mir absolut unprofessionell, so etwas zu dulden. Ich musste doch meine professionelle Distanz wahren. Verdammt. Aber scheiß drauf. In drei Tagen war ich ja eh wieder weg.
    Nicki wollte aber unbedingt, dass ich in drei Wochen schon wieder vorbeikam. Er würde dann nämlich hier im Internat seinen achtzehnten Geburtstag feiern. Ich könnte dann ja ganz problemlos übers Wochenende privat bei ihm im Zimmer wohnen. Keine gute Idee, dachte ich mir, und sagte ihm gleich, dass es wohl leider nicht klappen würde, da am Anfang eines neuen Semester erfahrungsgemäß immer so viel Liegengebliebenes aufzuarbeiten wäre, dass man dann nicht einfach schon wieder ganz spontan ein paar Tage freimachen konnte. Aber ich würde an diesem Tag ganz bestimmt vorm Einschlafen intensiv an ihn denken.
    Er an mich auch, grinste Nicki zurück, um mich dann gleich drauf für den inoffiziellen Höhepunkt eines jeden Schuljahres sofort wieder einzuladen. Hierbei ging es um die so genannte Lange Klosternacht , die immer in der Nacht zum 30. Juni zelebriert wurde. Sie stellte wenige Wochen vor dem Schuljahresende das eigentliche Ende der Klosterzeit und damit auch das Ende der ganz besonderen Beziehung zwischen Tutor und Untergebenen dar. Streng genommen endeten ja die Bestimmungen über die bedingungslose Unterwerfung und den Objektstatus der neuen Elfer schon beim Beginn der Herbstferien. Aber die Grenzen waren da wohl, wie so oft hier an diesem Ort, sehr fließend. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich die Sitten der Langen Klosternacht hier nun kurz so schildern soll, wie sie mir von Nicki beschrieben worden sind. Er war sich ziemlich sicher, ich würde die ganzen alten Bräuche, die hier immer in dieser besonderen Nacht mit ihrer ganz besonderen Tradition verrichtet würden, einfach nur saugeil finden.
    Auch wenn ich mir nun womöglich den Zorn einer ganz bestimmten einflussreichen Personengruppe zuziehe, will ich es aber nun dennoch versuchen, ein klein wenig davon zu berichten, obwohl mir dabei beim Niederschreiben dieser Zeilen inzwischen der Füller in meiner Hand zittert.

 
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Wie ich schon kurz umrissen habe, endet in der Langen Klosternacht endgültig die Klosterzeit , also die ganz besondere Verbindung der neuen Elfer zu ihrem Tutor aus der Zwölften, die am Schuljahresanfang in der so genannten Klosternacht am Ende der so genannten Klosterwoche begründet worden ist. Bei der diesjährigen Klosternacht am ersten Wochenende des neuen Schuljahres war ich ja persönlich anwesend gewesen.
    Wenige Wochen vor Schuljahresende erfolgt nun in der Langen Klosternacht jetzt gewissermaßen die LossprechungdesUntergebenen von seinen Verpflichtungen gegenüber seinem Tutor. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung dar, damit der Elfer im kommenden Schuljahr selbst Tutor eines neuen Elfers aus dem Kloster werden kann. Der bisherige Tutor wird dann als Dreizehner sein Mentor, der sich aber dann im Grunde aus allem raus hält und nur noch als Ratgeber fungiert. Muss die elfte Klasse wiederholt werden oder tritt man in der Kursphase ein Jahr zurück, dann bleibt der Betroffene eben ein Jahr länger auf seinem bisherigen Status. Also der betreffende Zwölfer wird noch einmal für weiteres Jahr Tutor eines neuen Elfers frisch von unten aus dem Kloster. Und der schulisch erfolglose Elfer bekommt für ein weiteres Jahr nochmals einen neuen Tutor und bleibt für ein weiteres Jahr Untergebener, was für so manchen Elfer wirklich echt hart und oft auch extrem frustrierend ist. Deshalb setzten die Elfer erfahrungsgemäß auch alles, ja wirklich alles daran, um gleich im ersten Anlauf erfolgreich zu sein.
     
    In der so genannten Langen Klosternacht, immer in der Nacht zum 30. Juni geschieht nun Folgendes: Der Elfer und sein Tutor müssen in dieser Nacht nochmals im selben Zimmer und im selben Bett schlafen. Dabei sollen sie in dieser Nacht beide nochmals zusammen einen gemeinschaftlichen Samenerguss erleben. Ich möchte
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