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Zwillingsblut (German Edition)

Zwillingsblut (German Edition)

Titel: Zwillingsblut (German Edition)
Autoren: Jennifer , Schreiner
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mich ein Vampir nicht nur, sondern verwandelt mich auch noch, um mich dann allein zu lassen?
    Sofia sprang auf und hastete die Stufen hinauf, den einzigen Ausweg aus dem kleinen Raum. Die schmiedeeiserne Tür am Ende stoppte sie.
    Sie rüttelte und zog an ihr, versuchte sich unmenschliche Kräfte einzureden, aber es half nichts. Sie war eingesperrt. Allein in einer Gruft.
    Sie schloss die Augen und rang um Kontrolle über sich und ihre Gefühle.
    Hat der Fremde mich hier eingesperrt um mich verhungern zu lassen? Als Strafe für irgendetwas?
    Wieder stieg unbändige Wut auf ihn in ihr hoch. Durch Manipulation hatte der Fremde sich genommen, was sie ihm nicht freiwillig gegeben hatte, hatte seinen unsterblichen Willen gegen ihren eingesetzt und ihre Fantasien gegen sie benutzt. Hass, so rein und lodernd, wie sie ihn noch nie verspürt hatte, flammte in ihr auf und fraß an ihren Empfindungen. Der Vampir hatte sie in etwas verwandelt, was sie nicht sein wollte, sich nie gewünscht hatte und sie dann ihrem Schicksal überlassen. – Sie wusste, dass er nicht zurückkommen würde. – Außerdem hasste sie Blut!
    Ihre rationalen Gedanken setzten schlagartig wieder ein, wie sie es immer taten und riefen Sofia zur Ordnung. Von ihrer eigenen Logik bezwungen stieg sie zurück in den eigentlichen Raum der Gruft, um einen anderen Ausweg zu finden.
    Am Fuße der Treppe blieb sie stehen und sah sich um: Eine Grabkammer, vom Gefühl her absolut unterirdisch, gemauerte und verputzte, mit sauberen Wänden, kreisrund und wahrscheinlich noch nie benutzt. Sie war leer bis auf das steinerne Kreuz in der Mitte und einem offenem, leeren Sarg gegenüber der Treppe.
    Sofia schritt um das riesige Kreuz und beäugte die andere Seite. Die zwei Inschriften, die hineingemeißelt waren, wirkten neu:
    Melanie Walker 21.07.05 – Des Lebens müde und zum Leben gezwungen
    Sofia Walker 22.07.05 – Ein Opfer für das Leben der Leblosen
    Sie las die Buchstaben und Zahlen dreimal, um sicherzugehen, dass sie richtig gelesen hatte. Dann schüttelte Sofia den Kopf. Melanie konnte nicht einen Tag vor ihr gestorben sein, sie hatte noch gelebt, als Sofia sich von ihr verabschiedet hatte. Wenige Straßen und Minuten später war sie selbst dem Vampir begegnet. Am 21. – Und sie selbst sollte heute sterben. Und…sie las die Anmerkungen noch einmal.
    Dann kontrollierte sie den Sargdeckel, auf dem noch einmal:
Sofia Walker 22.07.05 – Ein Opfer für das Leben der Leblosen stand
.
    Sie blinzelte, als erneutes Hungerkrampfen sie zu einer Erkenntnis führte: Melanie war am 21. zum Vampir geworden, fand sich in einer Gruft mit der Botschaft wieder und brachte ihre Schwester Sofia einen Tag später um.
    Sie hustete und versuchte die Schmerzen in ihrem Magen zu ignorieren.
    Aber warum? Es ergab keinen Sinn. – Nicht einmal, wenn man bedachte, dass der Vampir einen fatalen Fehler begangen hatte. Ihr hungriges Würgen ging in ein hysterisches Lachen über.
    Also können selbst Unsterbliche Zwillinge nicht auseinander halten! Aber wieso soll Melanie mich töten? Melanie liebt mich und sie ist des Lebens überdrüssig. Nicht einmal ein Vampir kann daran etwas ändern. Um kein ewiges Leben der Welt würde Melanie mich umbringen!
    Wieder spuckte Sofia Blut, zwang sich aber, stehen zu bleiben. Ihre Wut und ihr Hass auf den unbekannten, finsteren Mann, der plötzlich in ihr Leben gedrungen war, es mit einem Biss vernichtet und sich zum finstern Gott über ihre Entscheidungen aufgeschwungen hatte, halfen ihr dabei.
    Mit zitternden Fingern nahm sie den Schlüssel von dem kleinen Haken in der Mitte des Kreuzes und las die Gravur. Dort stand noch einmal ihr Name und das Datum des heutigen Tages.
    Eine Warnung? Eine Drohung? Oder eine Erinnerung an das, was ich – Melanie – tun soll, tun muss?
    Sofia ballte die Hand um den Schlüssel, bis sie spüren konnte, wie sich das isen in ihre Haut bohrte und sich die Schmerzen ihres Körpers mit dem Hunger und ihrer Aggression verwob.
    Leise schwor sie sich und ihrer Schwester, dass sie den Vampir finden würde. Finden und töten!

2
     
    Der Schlüssel passte. Rasch und ohne Probleme ließ er sich drehen und öffnete die Tür in die Freiheit.
    Sofia sondierte aufmerksam die Umgebung, bevor sie sich traute, die fragwürdige Sicherheit der Gruft zu verlassen. Niemand schien sich auf dem Friedhof zu befinden.
    Sie stolperte beinahe über den Stoffhaufen, der vor der Tür lag. Ihre Kleidung. Eine Hose, Pulli und Jacke, Socken und Schuhe.
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