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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Verkauftes Sterben
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nach verständigt.«
    Brischinsky sah Baumann an. Der nickte verstehend. »Wenn jemand behauptet, dass Gas aus einem Haus austritt, das eine Stunde zuvor in die Luft geflogen ist, dann ist er entweder ein Spinner…«
    »… oder es handelt sich um eine Warnung, die dummerweise zu spät gekommen ist«, ergänzte der Hauptkommissar.
    »Dann sind wir ja wirklich zuständig«, stellte Baumann fest.
     
    3
    »Das darf doch wohl alles nicht wahr sein.« Frustriert schmiss Rainer das Handbuch auf den Schreibtisch. »Von wegen Plug and Play. Dass ich nicht lache! Nichts funktioniert. Gar nichts.
    Ich werde die Telekom auf Schadensersatz verklagen. Uns geht wertvolle Arbeitszeit mit diesem Mist verloren. Ich…«
    »Jetzt bleib ruhig. Ich kriege das schon hin. Außerdem ist Samstagabend. Ich kann mich nicht erinnern, dass ihr da jemals Mandanten hattet.« Cengiz Kaya versuchte, die Netzwerkkarte des Computers zur Zusammenarbeit mit der Telefonanlage der Kanzlei Schlüter und Esch zu bewegen.
    »Na und? Aber wir könnten welche haben. Wir könnten. Und darauf kommt es an. Telekom!« Rainer spukte das Wort förmlich aus. »Kein Wunder, dass deren Aktien auf Talfahrt sind.«
    Cengiz schmunzelte. Er wusste, was er von diesen leicht cholerischen Anfällen seines Freundes zu halten hatte. Nach fünf Minuten waren sie wieder Geschichte.
    Rainer und Elke Schlüter, Rainers Lebensgefährtin und Mitinhaberin der gemeinsamen Anwaltssozietät, hatten beschlossen, nicht nur die drei Computer zu vernetzen, sondern auch die Telefonanlage auf ISDN umzustellen und die Rechner an das Internet anzuschließen. Nach erfolgter Umstellung war Rainer sofort in den nur wenige Meter entfernten Verkaufsladen der Telekom gelaufen und hatte dort die entsprechende Hardware gekauft. Eine Stunde später stand der Anwalt wieder in seinem Büro, war um zweihundert Euro ärmer und kurz darauf um die Erfahrung reicher, dass zwischen Werbung – Einfach nur anschließen – und der Realität – Fehlermeldung: Capi-Treiber nicht gefunden –
    häufig eine sehr große Lücke klafft.
    Deshalb bastelte sein Freund nun schon seit etwa zwei Stunden an den vorsintflutlichen Computern der Kanzlei herum. Rainer kannte Cengiz schon seit Jahren. Der Türke war ursprünglich Bergmann auf der Recklinghäuser Zeche Eiserner Kanzler gewesen, bis er sich vor zwei Jahren mithilfe eines Förderprogramms seines ehemaligen Arbeitgebers mit einem Computerfachgeschäft selbstständig gemacht hatte. Rainer war damals trotz seines angeborenen Optimismus davon überzeugt gewesen, dass Cengiz nach wenigen Monaten aufgeben und entnervt das Handtuch werfen würde, musste sich aber vom Gegenteil überzeugen lassen. Sein Freund hatte seinen Laden vergrößert, in den fußläufigen Teil der Recklinghäuser Innenstadt in die Nähe des Alten Marktes verlegt und beschäftigte mittlerweile drei Angestellte.
    »Für was braucht eigentlich ein geistig gesunder Mensch das Internet?«, fragte Rainer, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten, und blätterte wieder in den Unterlagen. »Cengiz, was ist ein TAE-Stecker?«
    »Das Ding am Telefonkabel, das du in die Dose steckst.«
    »Aha. Und eine NTBA?«
    »Rainer, du nervst. Reich mir den
    Kreuzschlitzschraubenzieher. Ich bin gleich fertig.«
    »Dann läuft alles?«
    »Hardwareseitig. Ich muss aber die Software noch installieren.«
    Esch steckte sich eine Reval an. »Ich habe Hunger. Wann bist du fertig?«
    Nach weiteren zwei Stunden betraten Cengiz und Rainer Elkes Büro. Sie hatte es sich mit Kaffee und einem Buch auf dem Besprechungssofa bequem gemacht.
     
    Cengiz ließ sich in den einzigen Sessel fallen. »Erledigt. Eure Anlage läuft.«
    »Auch das Netzwerk?«, erkundigte sich Elke.
    »Klar. Internet funktioniert, elektronische Briefchen schreiben klappt, kurz: Ihr seid drin.«
    »Toll. Vielen Dank.«
    »Nur…«
    »Was?«
    Cengiz grinste sein breitestes Grinsen und zeigte auf Rainer.
    »Ihm würde ich einen Arbeitsplatz weit weg von einer Computertastatur geben. Sonst werde ich in eurer Praxis Dauergast.«
    Bemerkungen dieser Art überhörte Rainer aus Prinzip.
    »Gehen wir nun essen? Es ist gleich zehn.«
    »Wer zahlt?«, fragte sein Freund.
    »Ich«, meldete sich Rainer ohne Zögern.
    »Du?«, wunderten sich Cengiz und Elke wie aus einem Mund.
    Das Neokyma war noch gut gefüllt, als die drei das griechische Lokal in der Herner Innenstadt betraten. Rainer hatte natürlich keinen Tisch reserviert und so machten sie erst ziemlich lange Gesichter,
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