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Zwei Neue auf Burg Schreckenstein

Zwei Neue auf Burg Schreckenstein

Titel: Zwei Neue auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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hatten sie dazugeholt, obwohl er noch nicht zum Kreis der führenden Ritter gehörte. Er saß auf der Streckbank und verteidigte sich gegen Ottokars Vorhaltungen.
    „Wer ist denn zu früh losgelaufen. Du oder ich?“
    „Das war mein Fehler. Das gebe ich ja zu“, entgegnete Ottokar.
    „Ich wollte ganz sichergehen... Aber du! Du hättest dich mehr einsetzen müssen, um mich doch noch zu erreichen.“
    Noch blieb Jerry ruhig. „Hab ich ja. Aber ich war am Ende von der Aufholjagd. Schneller ging’s einfach nicht mehr.“
    Doch Ottokar ließ nicht locker. „Du hättest noch einen Hechtsprung versuchen können.“
    „Ist doch glatter Irrsinn“, rief Jerry, „meinst du, ich stürze freiwillig?“
    „Aha! Endlich gibst du zu, dass du dich nicht genug eingesetzt hast.“
    Dampfwalze, Mücke, Andi, Stefan, Klaus, Dieter und Hans-Jürgen wechselten Blicke. So hatten sie Ottokar noch nicht erlebt.
    Jerry winkte ab: „Ach, lass mich doch in Ruhe mit deinen Spitzfindigkeiten! Da hätte der schönste Hechtsprung nichts mehr genützt.“
    „Du hast es ja gar nicht versucht!“ fuhr Ottokar ihn an. „Du bist einfach stehen geblieben.“
    Jetzt wurde es Jerry zu dumm: „Ich glaub, du spinnst. Ich riskiere doch nicht, dass mir einer mit seinen Spikes in die Hand tritt, weil du die Nerven verloren hast. Bloß damit eure Scheißburg vielleicht doch noch gewinnt! Diese Art von Einsatz ist für mich kein Sport mehr. Gute Nacht, allerseits.“
    „Irgendwo hat er recht“, brummte Dampfwalze, während Jerry die steile Treppe zum Burghof hinaufstieg.
    „Das muss ich auch sagen“, pflichtete Andi dem Muskelprotz bei.
    Klaus, der Witzbold, flachste: „Ja, Ottokar, ich weiß: Du hattest von Anfang an ein merkwürdiges Gefühl mit einem Neuen in der Mannschaft. Du hast geglaubt, unser Kampfgeist würde darunter leiden. Aber das einzige was darunter gelitten hat, war unser Selbstvertrauen. Du hast den Brunnen vergiftet.“
    Stefan sah, wie Ottokar schluckte. Klaus hatte ihm aus der Seele gesprochen. Und jetzt war der Augenblick da, dem Freund die Hand zu reichen. Er schwang sich von dem steinernen Richtertisch herunter, streckte Ottokar seine Hand entgegen und sagte, an alle gerichtet, den Satz, mit dem die Ritter Zwist und Ärger aus der Welt zu schaffen pflegen: „Erledigt und vergessen!“
    „Erledigt und vergessen!“ riefen die anderen, und Ottokar brachte sein erstes Lächeln seit Tagen zustande.
    „Mann!“ sagte er. „Wie du gesagt hast, vielleicht müssen wir mal verlieren — da ist bei mir die Sicherung durchgebrannt. Da dachte ich: Jetzt geht’s dahin mit allem, was uns hier auf der Burg etwas bedeutet.“ Und er boxte Stefan freundschaftlich auf die Brust.
    „So“, sagte Mücke, er saß auf dem mit deren der drei steinernen Richtersessel, „damit kommen wir zum Hauptproblem: die Sache mit Beni, Stefan, erzähl die Geschichte.“
    Stefan berichtete von der Ruderfahrt. Die Ritter kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    „Das ist vielleicht ein irrer Typ!“ sagten Hans-Jürgen und Dieter. „Aber eines muss man ihm lassen, was er macht, das macht er ganz.“
    „Leider ist es das Falsche“, witzelte Klaus, „sonst wäre Beni gar ein Super-Ritter.“
    „Vielleicht lernt er’s noch“, meinte Dampfwalze, „wenn wir ihm ein bisschen behilflich sind.“
    „Prima!“ sagte Andi. „Machen wir aus einem Raucher einen Ritter!“
    „Jetzt, wo er fliegt?“ fragte Dieter.
    „Abwarten.“ Ottokar war wieder ganz der alte. „Wenn der Rex immer das täte, was die Horn will, gäbe es schon lange kein Schreckenstein mehr.“
    „Wie können wir nur dem guten Jungen helfen, damit er ein braver Bube wird?“ alberte Klaus und stützte den
    Kopf auf, als ob er sich große Sorgen mache.
    „Wir müssen ihm etwas Gutes tun. Das sind wir ihm schuldig bei seiner schweren Kindheit. Etwas, damit er uns nie mehr vergisst“, antwortete Andi im gleichen Ton.
    „O ja, was richtig Liebes!“ spottete Mücke. „Anhängliche Knaben sind überall beliebt und bekommen auch viel mehr zu Weihnachten.“
    „Ich wüsste, womit wir ihm eine...ks... Freude machen können“, sagte Stefan mit dünner Stimme und dem Ks-Laut Mauersäges, den die Ritter „schalten“ nannten. „Aber dazu muss ich... ks .,. erst einmal mit meinem Diener... ks... äh... ich meine Jean... ks... sprechen.“
    Ottokar gab sich geziert und flötete wie Fräulein Dr. Hörn, wenn Mauersäge in der Nähe ist. „Wie immer, verehrter Graf, haben Sie den Nagel
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