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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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nicht, wenn man zu zweit ist. Auch mit Mehrheitsentscheidungen tut man sich leichter, wenn es sich nicht nur um ein Duo handelt. Die Zweiersituation ist aber eigentlich auch kein richtiges Problem – vorausgesetzt, man mag sich.
    Ich aber hasse meinen Partner.
    Wobei ich kaum Partner sagen kann, denn jeden Tag mutet er mir aufs Neue derart Unglaubliches zu, dass ich manchmal vermute, es sei sein eigentlicher Daseinszweck, mir das Leben zu vergällen. Von oben gesandt als eine der Sieben Plagen. Ach, was heißt da eine? Alle Sieben Plagen zusammen. Ich traue ihm alle Schlechtigkeit der Welt zu und bin ihm trotzdem ausgeliefert, weil es ohne ihn nicht geht.
    Jetzt wissen Sie es. Ich verachte meinen Computer. Ja, genau, von dem rede ich, was dachten Sie denn? Und ich glaube, er weiß das auch. Denn unsere täglichen Arbeitssitzungen werden immer wieder durch lautstarke Streitigkeiten unterbrochen, die durchaus auch einmal körperliche Gewalt beinhalten können. Finden Sie übertrieben? Nur ein Beispiel:
    Als ich, nennen wir ihn mal Nemesis , als ich Nemesis also heute Morgen einschalte, ploppt er eines seiner garstigen Fenster auf. Sie wissen schon: blauer Rand, graue Füllfarbe, die nur einem einzigen Zweck dienen: uns Computerbenutzer mit kryptischen Nachrichten an den Rand des Wahnsinns zu treiben – und manchmal noch einen Schritt weiter ( SUWIN verursachte eine allgemeine Schutzverletzung in Modul SETUPX . DLL ). Bin ich Suwin? Nennt er mich so? Aber womit sollte ich ihn verletzt haben? Ich habe ihn ja die ganze Nacht nicht angefasst. Oder war es vielleicht genau das? Erwartet er auch nachts meine tastenden Hände auf seinen handlichen Tasten?
    Jedenfalls ist er sauer und ich machtlos. Der Tag ist praktisch gelaufen, wie neulich, als er mir einen schweren Ausnahmefehler vorgeworfen hat. Na, hallo, jeder macht mal Fehler, aber deshalb gleich so ausfallend zu werden? Und was kann ich dafür, wenn die Speicheradressen nicht gefunden werden? Ich hab sie nicht verlegt, aber ich darf es ausbaden.
    Ja, und wenn wir dann überhaupt nicht weiterkommen, auch gutes Zureden, Streicheln oder manchmal auch etwas festeres Tätscheln nichts hilft, dann wird damit gedroht, in den abgesicherten Modus zu wechseln. All das ohne brauchbaren Hinweis auf Möglichkeiten, mein Fehlverhalten wiedergutzumachen. Ins Zwischenmenschliche übersetzt ist das so, als befinde die Lebenspartnerin: »Also, wenn du da nicht selbst draufkommst, dann gibt es zwischen uns nichts mehr zu sagen.«
    Auch mit meinen ( leeren , aber woher weiß er das) Drohungen laufe ich regelmäßig gegen die Wand: Wenn ich beispielsweise sage: Ich formatiere dich neu, zeigt er mir einfach sein sarkastisches Dauergrinsen ( blauer Bildschirm ).
    Die Worte: »Ich steig um auf Apple«, beantwortet er lediglich mit einem gleichgültigen Schulterzucken ( Hilfe und Support kann nicht geöffnet werden. Starten Sie Hilfe und Support, um dieses Problem zu beheben. ).
    Neulich dann der Tiefpunkt unserer Hassliebe – das Wort »Beziehung« scheint deplatziert: Versuch, verschachtelte Maskenereignisse auszuführen . Hä? Wie bitte? Nein, ich verlange ja gar keine Maskenereignisse. Und schon gar nicht, wenn sie verschachtelt sind. Tu einfach nur deine Arbeit, so wie ich, wenn ich nicht damit beschäftigt bin, mich mit deinem verkorksten Innenleben zu beschäftigen.
    Oder ist das alles Teil eines großen Plans? Einer Weltverschwörung der Softwareprogrammierer? Aber halten die uns für so blöd? Glauben die, wir vermuten kleine Männchen in den Maschinen, die mit kleinen Filzstiftchen den Bildschirm mit all den Fensterchen bemalen, mit denen wir uns dann rumärgern müssen? Jede Erklärung des PC -Innenlebens mithin sinnlos? Oder lachen die sich ins Fäustchen beim Verfassen derart kryptischer Fehlermeldungen? Quasi »Verstehen Sie Spaß« mit der versteckten Webcam? Oder, und das ist die beunruhigendste Vermutung, wissen die selbst nicht, was in den Computern vorgeht und verschachteln diese Erkenntnis in Maskenereignissen?
    Ich werde wohl nie eine Antwort auf diese Fragen bekommen. Allerdings ist für heute mein Leben gerade noch mal gerettet, denn was mir da morgens schadenfroh entgegenleuchtete, war gar keine Fehlermeldung, nur die Aufforderung meines Internet-Webmasters (schon wieder der!), mein Kennwort zu ändern, und zwar von nun an bis in Ewigkeit alle drei Monate, wegen der Sicherheit und überhaupt. Tag also doch irgendwie im Eimer, auch ohne Fehlermeldung. Weil: Woher ein
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