Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten
Autoren: K.H. Scheer
Vom Netzwerk:
nicht die Absicht, weiter als bisher an den Strahlgürtel heranzugehen.
    Hannibal maß seine Waffe mit dem Gammazähler. Das helle Pingen der einzelnen Durchgänge erzeugte in mir ein dumpfes Gefühl der Angst. Hier war alles radioaktiv. Es waren keine gefährlichen Werte, aber sehr lange durfte ein normaler Mensch nicht bleiben, wenn er nicht schwere Schäden davontragen sollte.
    „Friert der Sumpf noch?“ fragte ich leise.
    „Darauf kannst du dich verlassen. Wir haben weit unter Null Grad, und der Wind ist eisig. Wo bleibt Wolfsohr?“
    Damit hatte er das ausgesprochen, woran ich nicht zu denken wagte. Ich antwortete mit einem wilden Fluch, und er ließ ein knurriges Gelächter hören.
    Als draußen wieder ein schriller Schrei verzittert war, meinte er betont ruhig:
    „Mach dir selbst nichts vor, Großer! Vielleicht hat es ihn heute erwischt. Er kann rennen wie ein Hirsch, aber unter den Negativen dürfte es auch Burschen mit Sehnen aus Edelstahl geben. Die sind nicht alle plump und unbeweglich! Wenn die uns zwischen die Pranken kriegen –!“
    Er schwieg, und ich schob die Schießscharte im eichenen Fensterladen etwas weiter auf.
    Draußen huschte etwas vorüber, was ich nicht klar erkennen konnte. Es war schnell und beweglich. Weiter vorn, dort wo die Bäume begannen, erstarrte es zu einem Standbild.
    Mein Zischeln jagte den Kleinen durch den Raum. Er lief fast lautlos, nur die weichen Plastiksohlen seiner Pelzschuhe quietschten etwas über den rauhen Bohlenbelag.
    „Wo?“ hauchte er. Die Mündung seiner Maschinenwaffe glitt durch die zweite Scharte. Wir hatten ringsum schmale Fenster, nur auf der Rückseite nicht. Dort war die alte Jagdhütte an einen steinigen Felshang angelehnt worden.
    Fast gleichzeitig erkannten wir die Umrisse eines langgestreckten Körpers. Er strahlte infrarot, also war er lebend und warm.
    Zwei hellglühende Punkte verengten sich, um kurz danach wieder rund zu werden. Deutlich bemerkten wir mit unseren überempfindlichen Augen den warmen Atem. Er stand leuchtend in der Dunkelheit, die durch aufziehende Wolkenbänke noch vertieft wurde.
    „Ein Wolf, denke ich.“
    „Der Nachkomme eines Wolfes, meinst du!“
    „Na gut, dann eben ein mutierter Wolf“, knirschte Hannibal. „Ein schlauer Bursche. Er scheint zu wissen, daß seine Augen leuchten. Eben kneift er sie fast vollkommen zu.“
    Er ging hinüber zum anderen Vorderfenster. Zwischen uns lag nun die verriegelte Tür. Wir hatten ein ausgezeichnetes Schußfeld.
    In der hochempfindlichen Infra-Optik meiner Waffe erschien das Tier klar und deutlich. Das war ein Riesenbursche mit einem übermäßig langgestreckten Schädel und gekrümmten Reißzähnen. So hatten Wölfe niemals ausgesehen, bis die Explosion kam.
    „Nicht schießen“, warnte ich. „Abwarten, wie er sich verhält. Iwan ist noch draußen.“
    Der Kleine sagte nichts. Dafür ging er zu den beiden Seitenwänden und hielt dort Ausschau. Links hatten wir Sumpfgelände, rechts schlängelte sich ein breiter Bach durch die Gegend. Er mochte aber kein Hindernis sein.
    Der Riesenkerl zog sich langsam unter die Bäume zurück, und da konnte ich nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrücken.
    Wie – hatten sich hier Menschennachkömmlinge mit den mutierten Tieren verbündet?
    Hannibal kam wieder angeflitzt. Ich hörte das Klicken der Sicherung, und da schob auch ich den Hebel herum.
    „Wo nur Iwan bleibt!“ hauchte er unruhig. „Da draußen ist es zu verdammt still. Was macht das Biest da?“
    Ich hätte lachen mögen – laut und schrill! Der seltsame Wolf stand dicht vor einem breitgebauten monströsen Gebilde, das sich nur langsam auf dem Reflexschirm des Visiers abzeichnete.
    „Da drüben auch. Es kommen immer mehr. Eben haben sie uns. Ich sehe zwei Kerls im Unterholz. Wie ist es?“
    Er war auffallend ruhig geworden. Trotzdem gab ich noch keine Feuererlaubnis!
    „Noch warten. Sie kreisen uns ein. Mach die Ofenklappe zu und achte auf die beiden Seiten. Iwan fehlt eben als dritte Wache.“
    Leise fluchend stob er wieder durch den Raum. Ich sah weiter nach draußen. Der Wolf war jetzt nicht mehr zu sehen. Nur gewahrte ich überall hinter den Bäumen Schreckensgestalten von total verschiedener Form.
    Ich fuhr zusammen, als das tönende Heulen aufklang. Dem einzigen Ruf eines stimmgewaltigen Wolfes folgte die ganze Meute. Es heulte und brüllte durch die Nacht, daß sich meine Hände automatisch um den Schaft der Waffe klammerten.
    Dann kamen sie angehetzt. Von allen Seiten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher