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Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten
Autoren: K.H. Scheer
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bisherigen Ereignisse durch. Ich konnte auf meinen gefahrbringenden Sender verzichten.
    Im Schiff klang ein leiser Brummton auf. Er steigerte sich zu heulenden Geräuschen, und da setzte Uljitschin schleunigst eine metallisch glänzende Haube auf. Er schützte damit sein empfindliches Gehirn vor den hohen Schwingungen des anlaufenden Triebwerks.
    Ich dachte an den starken Schallwerfer in Manzos Höcker. Notfalls konnte er uns nutzbar sein.
    Das Heulen blieb, und da verwandelte sich das Fernbild.
    Der Raumer stieg senkrecht aus dem Felskessel heraus. Der Boden fiel förmlich zurück, und schon waren die gesamten Niglin-Berge zu übersehen. Wesentliche Ausschnitte der Oberfläche folgten, und plötzlich tauchte am fernen Horizont der strahlende Glutball der Sonne auf.
    Noch etwas später hing der Mond als mächtige Kugel unter uns. Der Raumer schien auf Kurs zu gehen, und da konnte ich auch die Sichel der Erde bemerken.
    Alles zeugte dafür, daß wir mit starken Beschleunigungen flogen, und doch verspürte ich nicht den geringsten Andruck. Ich wollte Hannibal spöttisch angrinsen, mußte es jedoch unterlassen. Der Kapitän sah sich eben wieder prüfend um.
    Sie hatten also doch Maschinen, mit denen sie die Kräfte des anscheinend so unüberwindbaren Beharrungsvermögens beseitigen konnten. Die normale Schwere blieb erhalten. Nichts änderte sich, und geortet wurden wir auch nicht.
    Dabei standen Hunderte von modernsten Radar-Objekttastern auf dem Mond.
    In mir kam die Verzweiflung auf. Wir mußten Erfolg haben, wir mußten einfach! Wenn die eines Tages mit einer ganzen Flotte solcher Schiffe kamen, waren wir rettungslos erledigt.
    Der Mond verschwand. Ich fixierte einige helle Sterne am Rand der Bildfläche an. Kaum entdeckt, wanderten die Leuchtpunkte schon wieder aus. Andere schossen hinein, glitten immer schneller darüber hinweg und waren auch schon wieder verschwunden.
    Ich schätzte die Zeit. Es mochte seit dem Start vielleicht eine gute halbe Stunde vergangen sein, und da konnte ich die Sterne überhaupt nicht mehr als klargezeichnete Punkte erkennen.
    Sie waren zu verwaschenen Linien geworden, zu Leuchtbändern, die das Auge nicht mehr auflösen und in Einzelsterne trennen konnte.
    Ehrfurcht wollte mich überkommen. Als das tiefe Röhren hinter uns leiser wurde, um fast gänzlich zu verstummen, wußte ich, daß wir ganz knapp unterhalb der einfachen Lichtgeschwindigkeit durch den Raum rasten.
    So war das also! Wenn die fernen Sterne auf den Bildflächen zu Leuchtbändern wurden, hatte man den verwegensten Traum eines jeden Wissenschaftlers erreicht. Dann flog man dicht unterhalb der Lichtmauer, dann bewältigte man pro Sekunde fast dreihunderttausend Kilometer.
    Ich brauchte mich um meine geschauspielerte Starre nicht mehr zu bemühen. Sie war ganz von selbst über mich gekommen. Ich war überwältigt, hingerissen von diesem einmaligen Erlebnis.
    Uljitschin ließ das völlig kalt. Er achtete nur noch auf uns und die lauter gewordenen Mutanten. Einige schrien kläglich, andere hatten sich angstvoll in die Ecken verkrochen.
    Ich lauschte mehr auf das titanische Heulen weit hinten im Rumpf. Es mußte dort sein, wo ich vor dem Start die heftige Wärmestrahlung bemerkt hatte.
    Es war das Haupttriebwerk, das ahnte ich. Es lief nach wie vor mit voller Kraftentfaltung. Ich mußte an unsere physikalischen Gesetze denken, an den alten Einstein. Ein jeder Körper, der sich der Lichtgeschwindigkeit nähert, sollte in seiner Masse dem Unendlichkeits-Faktor zustreben.
    Das war hier der Fall. Die Masse des Schiffes wurde langsam unendlich, natürlich nicht in der bildlich vorstellbaren Ausdehnung, sondern im relativen Verhältnis zur Leistungsfähigkeit des Triebwerks. Ein freier Fall wie in niederen Geschwindigkeitsbereichen schien nicht mehr möglich zu sein. Bei dieser hohen Fahrt mußten die Aggregate laufend mit Vollwerten arbeiten, damit die Fahrtstufe auch konstant blieb.
    Ich fragte mich, warum sie nicht auf Überlichtgeschwindigkeit gingen, bis mir die Logik sagte, daß dies bei dieser lächerlich kurzen Strecke völlig fehl am Platze wäre. Vielleicht konnten sie es innerhalb eines von Gravitationsfeldern und Kraftlinien angefüllten Sonnensystems auch nicht machen oder riskieren. Was wußten wir über die Fakten einer überlichtschnellen Fahrt! Überhaupt nichts.
    Nach wenigen Minuten begann wieder das Rohren hinter der Querwand. Die Hilfsmaschinen setzten erneut mit vollsten Leistungswerten ein. Ich hielt das für
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