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Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Liebe verführt: Roman (German Edition)
Autoren: Janet Chapman
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aus Boston, der sie zum Verkauf überreden wollte – entdecken müssen, dass es sich in seiner Hemdtasche lebhaft regte, und hatte erschrocken fest gegen seine Brust geschlagen. Die nächsten zwei Tage hatte Charlie sich in einem Karton neben dem Holzofen auskuriert.
    »Husch, Jungs«, sagte sie, als sie durch die Haustür eintrat, worauf ein Schwarm winziger schwarzer, grauer und weißer Vögel auf den Vorhangstangen landete. Bear raffte sich von seinem Lager neben dem Ofen auf und trottete ihr von Arthritis geplagt und verschlafen blinzelnd entgegen.
    »Hallo, Bear. Na, ist etwas Aufregendes passiert?«, fragte sie, als sie sich in einem weich gepolsterten Sessel niederließ und Bears Kopf auf ihren Schoß zog. Er blicke mit fast völlig getrübten Augen zu ihr auf und bellte leise und schnaufend.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst, Alter.« Sie kraulte ihn hinter den Ohren. »Na, heute keine Geisterbesuche? Keine
Bauleute, die angeklopft haben?« Sie kitzelte ihn am Kinn. »Keine fanatischen Historiker, die hier überall herumschnüffeln?«
    Anna beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Schnauze. »Du würdest ja nicht mal merken, wenn über dir das Dach einbricht, alter Knabe. Komm jetzt. Du bekommst etwas für deine Wehwehchen, und dann nehme ich selbst etwas von deiner Medizin.« Sie rieb vorsichtig ihren Kiefer an seinem breiten Schädel. »Du hast wohl nicht bemerkt, dass ich heute einiges abgekriegt habe.«
    Als seine einzige Mitleidsbekundung sich auf ein weiteres leises Jaulen beschränkte, stand Anna auf und ging in die Küche. Das Scharren von Bears Klauen auf dem Boden verriet ihr, dass er ihr folgte. Aber ehe sie ihm das Schmerzmittel verabreichen konnte, musste Anna ein paar Sonnenblumenkerne auf das Brett neben dem Fenster verteilen. Die wilde Aufregung, mit der die Vögel ihr in die Küche gefolgt waren, ging in eine manierliche Mahlzeit über, als ein halbes Dutzend Meisen sich auf dem Brett niederließ.
    Anna fiel auf, dass alle Eicheln verschwunden waren. Ihr Blick folgte dem Pfad staubiger Eichhörnchenspuren bis zu einem mit einer Lederklappe verdeckten Loch in der Außenmauer. Samuel musste zu der Einsicht gelangt sein, dass er gut daran tat, auch die Eichhörnchen zu füttern, wenn er nicht wollte, dass sie sich über alles hermachten, was sich hier anbot.
    Anna setzte Wasser auf, dann öffnete sie den Küchenschrank. Sie nahm eine braune Pillenflasche heraus und strich mit dem Finger über den Namen auf dem Etikett. Samuel Fox. Gramps hatte sie ihn immer genannt. Anna
drückte die Flasche an die Brust und tastete hinter sich nach einem der Küchenstühle. Sie setzte sich und brach in Tränen aus.
    »Ach, Gramps«, flüsterte sie. »Achtzehn Jahre glatt vergeudet, nur weil wir beide zu eigensinnig waren, um den ersten Schritt zu tun.«
    Bear trottete herbei und legte seufzend den Kopf auf ihr Knie. Anna streckte blindlings die Hand aus und tätschelte ihn. »Ich weiß, ich weiß. Dir fehlt er genauso«, sagte sie und tröstete das Hundeherz ihres alten Freundes. Der Kessel auf dem Herd pfiff, das Wasser blubberte laut, und Anna stand mit einer letzten Liebkosung für Bear auf. »Vielleicht war es Gramps, der sich letzte Nacht hier herumgetrieben hat«, überlegte sie laut und trocknete ihre Tränen. »Er könnte unser Hausgeist sein.«
    Anna goss das siedende Wasser in eine Teekanne, die sie zum Ziehen auf der Herdplatte stehen ließ. Sie ging wieder an den Schrank, um das Pillenfläschchen an seinen Platz zu tun, und griff nach dem magenschonenden Aspirin. Dann ging sie zum Kühlschrank, holte eine Schnitte Käse heraus und umhüllte damit eine Tablette.
    »Da, nimm, Kleiner. Gleich wirst du dich besser fühlen«, sagte sie, als sie den medizinischen Leckerbissen an Bear verfütterte. Dann steckte sie sich vier Aspirin in den Mund und spülte sie mit einem Glas Wasser hinunter. Wenn sie Ethans Hieb überlebt hatte, würden ein paar zusätzliche Aspirin sie nicht umbringen.
    Sie nahm ein altes Handtuch vom Haken und öffnete die Hintertür, um eine Hand voll Schnee vom Verandageländer in das Tuch zu packen, das sie fest zuknotete und vorsichtig
an ihre Backe hielt. Der Eisbeutel kam ziemlich verspätet, fühlte sich aber angenehm an. Wieder in der Küche goss sie sich eine Tasse Tee ein und ging ins Wohnzimmer, wo sie ein paar Zeitschriften vom Sofa schob, auf dem sie sich mit einem Seufzer ausstreckte. Ihr Tee blieb vergessen auf dem Couchtisch stehen. Anna schlief ein, noch ehe
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