Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht
Autoren: Andrew Hathaway
Vom Netzwerk:
sah, nickte er nur.
    »Ich passe auf dich auf, Gwen«, sagte er. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Das niedrige Gittertor fiel hinter Gwendolin Haskill mit einem leisen Schnappen zu. Bei dem metallischen Geräusch blieb das Mädchen wie von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten stehen und blickte mit einem leichten Frösteln auf die hellgrün gestrichene Eingangstür des kleinen Reihenhauses, das sie für sich und ihre Schwester gemietet hatte.
    Backsteinmauern, braun, nackt, nicht besonders einladend, aber unglaublich gemütlich, sobald man sich zwischen sie zurückgezogen hatte. Gwendolin liebte dieses Haus vom ersten Augenblick an, und bedenkenlos hatte sie es zu einem unverhältnismäßig hohen Preis gemietet. Aber sie konnte es sich leisten, ihre Eltern hatten genug Geld hinterlassen, um ihren Töchtern finanzielle Unabhängigkeit zu sichern.
    Nicht sichern hatte das Ehepaar Haskill das Glück seiner Töchter gekonnt. Bevor der Wagen der Haskills gegen den Baum krachte – das war immerhin schon zehn Jahre her —, hatten sie ihre Töchter nach bestem Wissen erzogen und beide gleich behandelt und dennoch zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten geschaffen: die tüchtige Gwendolin und die scheue Jane.
    Gwendolin rief ihre Gedanken zur Ordnung. Das hier hatte nichts mit ihren verstorbenen Eltern zu tun, sondern es war einzig und allein eine Sache zwischen Jane und ihr. Ein solches Benehmen ließ sie sich einfach nicht gefallen. Sie hatte nicht die Absicht, die nächsten Jahre mit Jane im selben Haus zu verbringen, wenn sie sich dermaßen schlecht benahm, noch dazu auf offener Straße und vor Peter. Was sollte der Junge denn von ihr denken?
    Gwendolin gab sich einen Ruck und ging mit weit ausholenden Schritten auf die Tür zu. Sie streckte die leicht zitternde Hand nach der Klinke aus und drückte sie nieder. In der winzigen Diele roch es dumpf und muffig wie immer, wenn nicht alle Fenster des Hauses offenstanden. Janes Mantel hing an der Garderobe, daneben ihr unmöglicher Hut, der besser einem Hirtenhund als einem jungen Mädchen gepaßt hätte.
    »Jane?« Gwendolin legte lauschend den Kopf schief. »Jane, bist du zu Hause?«
    »Im Wohnzimmer!« tönte es zurück. »Dann mal los mit der Gardinenpredigt«, sagte Gwendolin, versetzte der Wohnzimmertür einen kräftigen Stoß und marschierte in den Raum.
    Jane saß auf dem Drehstuhl vor dem kleinen Schreibtisch, an dem Gwendolin arbeitete, seit sie in Oxford studierte. Sie kehrte der Eintretenden den Rücken zu. Die Vorhänge waren halb zugezogen, so daß das Tageslicht nur gedämpft einfallen konnte und die Gegenstände im Zimmer in ein eigenartig unwirkliches Schimmern tauchte. »Jane, ich glaube, daß wir einige Dinge klarzustellen haben«, zwang sich Gwendolin zu einem schroffen, strengen Ton, wie sie ihn ihrer »kleinen« Schwester gegenüber noch nie angeschlagen hatte. »Du wirst dich sicherlich für dein Benehmen vorhin entschuldigen wollen, nehme ich an.«
    »Das solltest du aber nicht tun«, sagte Jane langsam und betont. Sie schwang mit dem Drehstuhl herum und blickte ihrer fassungslosen Schwester offen ins Gesicht.
    »Wie meinst du das?« fragte Gwendolin, einen Schritt zurücktretend.
    »Ich werde mich nicht entschuldigen, Gwen! « Die Worte wurden mit einer Eiseskälte ausgesprochen, die Gwendolin das Blut in den Adern stocken ließ. »Es gibt keinen Grund, weshalb ich mich bei dir für irgend etwas entschuldigen sollte, Gwen.«
    Jane erhob sich und kam ganz dicht an ihre Schwester heran. Ihre blauen Augen hatten die Härte von Stahl angenommen. Ihr Gesicht war bleich, aber vollkommen ruhig. Es zeigte keinerlei Gefühlsaufwallung.
    »Hör mir gut zu, Gwen!« Nun schwang sogar ein leicht drohender Unter ton mit. »Hör mir gut zu und merke dir, was ich dir jetzt sage! « Schritt für Schritt mußte Gwendolin rückwärts ausweichen, während Jane wie ein Roboter auf sie zukam.
    »Jane, bitte . . .«
    »Gwendolin!« zischte Jane zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Mische dich nie mehr in meine Angelegenheiten, hörst du! Laß mich in Ruhe, sonst ergeht es dir schlecht!«
    »Du willst mir doch nicht drohen, Jane? Wir sind . . .«
    »Doch, Gwen, ich will dir drohen!« Jane war stehengeblieben und blickte ihrer Schwester mit einem höhnischen Lächeln in die verstörten Augen. »Ich will dir drohen, ganz richtig. Zwinge mich nicht, meine Drohung wahrzumachen. Ich habe die Macht dazu, vergiß das nie!«
    Gwendolin taumelte, von dem veränderten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher