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Zug der Traeume

Zug der Traeume

Titel: Zug der Traeume
Autoren: Ruthie Knox
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die Art von Kerl, der sich in seine eigene Stimme verliebt hat.
    Heute Abend ist es nur seine schmutzige Handfläche auf dem blassen Weiß meiner nackten Brust. Sein hartes Glied, das sich in dem weichen Bereich zwischen meinen Schenkeln reibt, während er mich gegen den Sitz presst.
    Die Polsterkante trifft mich ungünstig am unteren Rücken. Meine Knie sind gebeugt, ich stehe auf den Zehenspitzen, und als er sich an mich drückt, verliere ich den Kontakt zum Boden.
    Er nähert sich mit seinem Mund. Dann zögert er. Ein Atemzug, seine Lippen schweben über meinen. Noch einer.
    »Ist schon gut«, flüstere ich. Mehr als gut. Ich giere nach seiner düsteren, physischen Wahrheit. Seiner Leidenschaft. Seiner Begierde. »Ich will dich.«
    Heißhungrig presst er seine Lippen auf meine. Raue Hände machen sich an seinem Reißverschluss zu schaffen, dann an meinem, doch er kann ihn nicht finden. Er ist an der Seite. Ich helfe ihm, ziehe ihn hinunter, schiebe meine Hose bis zu den Knöcheln hinunter. Er macht sich nicht die Mühe, mir meine pfirsichfarbenen French Knickers mit dem blauen Spitzenrand auszuziehen. Er schiebt sie bloß beiseite und liebt mich, hart.
    Ich gerate aus dem Gleichgewicht, also klammere ich mich an ihn. Er stößt in mich, die Augen fest zugekniffen, und zittert und bebt mit der Bewegung des Zugwaggons. Dreißig Tonnen Kohle. Sechshundert PS . All die Energie und der Schmutz.
    Ich halte mich fest und denke:
So war das nicht ausgemacht.
Er ist heute eine Katastrophe, ein gebrochener Mann.
    Ich nehme ihn in mir auf. Ich will ihn wieder zusammensetzen.
    Als er kommt, wölbe ich meinen Rücken in seine Handfläche. Meine Lippen formen seinen Namen.
    Nicht Mack. Sondern Tyler.
    Danach verlässt er schwankend den Waggon, steckt sich im Weggehen das Hemd in die Hose. Er hat kein Kondom benutzt. Er benutzt sonst immer eins.
    Ich nehme die Pille. Ich sollte Angst vor Krankheiten haben, vor einer Katastrophe – vor ihm –, aber ich habe nur Angst
um
ihn. Er war ein Arschloch.
    Er leidet, und ich weiß nicht, warum.
    Ich höre seine Tritte auf dem Eisensteg, dann die Treppe hinunter, die den Heizraum mit dem Boden, viereinhalb Meter darunter, verbindet. Er bleibt stehen, bevor er unten ankommt. Ich stelle mir vor, dass er sich da hinsetzt und denkt:
Was zum Henker ist da gerade passiert?
    Geht mir auch so.
    Ich richte mich wieder her, so gut es geht. Meine Bluse hat nicht genug Knöpfe, um mich wieder ordentlich anzuziehen, und zwischen meinen Beinen fühle ich mich geschwollen und geschunden.
Hart geliebt und dann abgestellt.
    Ich setze mich neben ihn auf die Treppe und warte, dass er was sagt.
    Er holt ein zerknülltes Päckchen Zigaretten aus der Tasche und zündet sich eine an.
    Ich denke, dass er dafür gefeuert werden könnte, dass er im Gebäude raucht. Für Unzucht in den Zügen allerdings auch, und das hat mich bisher auch nie abgehalten. Als er mir eine Zigarette anbietet, nehme ich sie. Ich lasse sie mir anzünden und nehme einen Zug, der mir direkt zu Kopf steigt und alles scharf und viel zu hell macht. Ich rauche nicht gern. Trotzdem halte ich mich an der Zigarette fest, um ihm Gesellschaft zu leisten.
    Er raucht seine zur Hälfte, dann drückt er sie aus und steckt sich den Stummel in die Tasche, ein geübter, aber ganz sicher gespielter Handgriff. Er riecht nie nach Zigaretten.
    »Hast du schon mal gedacht, dass du vielleicht das falsche Leben lebst?«, fragt er mich.
    »Ja«, antworte ich. »Früher.«
    »Manchmal denke ich«, sagt er langsam, »wenn ich noch eine Sache mehr tun muss, raste ich aus.«
    Ach, Schatz
, denke ich.
Bist du doch gerade.
    Aber vielleicht meint er etwas anderes. Vielleicht meint er, dass er anfängt, zu schreien oder zu heulen. In eine Cafeteria marschiert und Leute abknallt.
    »Die verheizen mich.«
    Er hat den Kopf gesenkt. Sein Nacken ist verschmiert. In seinen Locken hängt Kohlenstaub.
    Ich schaffe es nicht, sie in meinem Kopf zu trennen, Tyler und Mack. Er klingt, als redete er über
die da oben
, über Unterdrückung und harte Arbeit. Er klingt, als meinte er es ernst, als hätte er es aus tiefster Seele satt.
    Ich frage mich, wovon er wirklich redet. Es scheint mir unwahrscheinlich, dass dies ein Gespräch über die Archivierung von Fotos ist. Ich bin nicht sicher, ob es ein Gespräch über irgendwas ist.
    »Dann lass es nicht zu!«
    Ich streiche mit den Fingern seinen Rücken auf und ab und halte zwischen seinen Schulterblättern inne. Ich will ihn mit nach
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