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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Autoren: Mary Hooper
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Hand am 30. Tag des Monats August 1665.
    Maria Beauchurch
    Als Sarah das Ende des Briefes erreicht hatte, wurde Lady Jane ganz blass und ihr Mund verzog sich vor Gram. Sie schüttelte einige Male den Kopf hin und her, sagte jedoch nichts.
    »Ich bin Hannah, und dies ist meine Schwester Sarah«, unterbrach ich das lange Schweigen, das folgte. »Abby war Mrs. Beauchurchs Dienstmagd und meine liebe Freundin. Sie..., sie starb an der Pest.«
    »Ebenso wie Eure Schwester, kurz nachdem sie diesen Brief geschrieben hatte«, sagte Sarah sanft. »Und da ihr Gemahl bereits gestorben war, haben wir Grace geholt und sie zu Euch in Sicherheit gebracht, wie sie es wünschte.«
    Lady Janes Gesicht blieb unverändert, doch sie schnupperte einige Male an ihrem Blumensträußchen.
    »Sonst wäre Grace allein in dem Haus in London zurückgeblieben«, sagte ich, »und sie wäre gestorben.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Lady Jane endlich.
    »Ich habe einen Boten zum Haus geschickt, der mir Nachrichten bringen sollte, doch er ist nicht zurückgekehrt.«
    »London ist von der Seuche vollkommen verwüstet«, sagte Sarah. »Die Leute sterben wie die Fliegen.«
    »Allein letzte Woche starben achttausend Menschen«, sagte ich. »Vielleicht ist Euer Bote ebenfalls erkrankt.«
    »Aber die kleine Grace ist gesund und voller Leben«, fuhr Sarah fort, »obwohl wir leider nicht in der Lage waren, sie richtig zu ernähren. Wir hoffen zu hören, dass es hier eine Amme gibt.«
    »Eine Amme!«, sagte Lady Jane verächtlich. »Wie soll ich denn eine Amme für ein Kind finden, von welch hohem Stand es auch sein mag, das aus einem Haus kommt, in dem sein Vater und seine Mutter von der Pest hinweggerafft worden sind?«
    »Aber Grace ist gesund«, protestierte Sarah, »genauso gesund wie wir. Seht doch!«
    Sie streckte ihr Grace entgegen, doch Lady Jane wedelte wild mit den Armen und wich vor uns zurück. »Nein! Tretet zurück!«
    »Wir haben Gesundheitsbescheinigungen, die der Lord Mayor höchstpersönlich unterzeichnet hat«, sagte ich und merkte erst dann, wie dämlich diese Bemerkung war.
    »Sie sind nicht auf Eure Namen ausgestellt!«, sagte Lady Jane sofort. »Sie bescheinigen die gute Gesundheit meiner Schwester und ihrer Dienstmagd - und wie wenig sie wert sind, beweist die Tatsache, dass sie beide inzwischen tot sind!«
    »Aber habt doch Mitleid ...« Ich hielt Grace so hoch, dass sie sie gut sehen konnte. »Hier ist Eure Nichte, und sie ist ein wunderschönes Kind.« Meine Stimme zitterte, weil es so aussah, als würde nicht nur nichts aus dem Überschwänglichen Empfang werden, den ich erwartet hatte, sondern als wollte sie uns abweisen. »Ihr werdet uns doch gewiss bei Euch aufnehmen?«, rief ich aus.
    Lady Jane schwieg einen Augenblick, so dass ich furchtbare Angst bekam, wieder weggeschickt zu werden. Schließlich sagte sie: »Ich werde Euch nicht ganz und gar abweisen. In der Tat schmerzt es mich, mein eigen Fleisch und Blut von mir fern halten zu müssen, doch ich muss auch an meine Familie hier denken. Ihr müsst in Quarantäne gehen, bis ich sicher bin, dass Ihr die Seuche nicht mitgebracht habt.«
    »Aber wir sind doch gesund.«
    »Bitte denkt daran ...«, setzte Sarah an, doch ihre Stimme erstarb, denn ebenso wie ich spürte sie, dass jeglicher Protest sinnlos war. Lady Jane hatte sicher von den Zuständen in London gehört und wusste also, wie schnell sich die Pest verbreitete - und hatte ich ihr nicht selbst die Zahl derer genannt, die in der vergangenen Woche daran gestorben waren?
    »Wie könnte ich es mir je verzeihen, wenn ich dafür verantwortlich wäre, die Pest nach Dorchester gebracht zu haben?«, fragte Lady Jane. »Nein, um die
    Sicherheit meiner Familie zu gewährleisten, müsst ihr drei für eine gewisse Zeit in einem Pestilenzhaus isoliert werden.«
    Sarah rang nach Atem. »Oh nein, bloß das nicht!«, rief sie aus, trat zu mir und legte den Arm um mich.
    Ich spürte, wie mir vor Angst Tränen in die Augen schossen. All das durchzumachen, was wir durchgemacht hatten, nur um an einen dieser jämmerlichen, übel riechenden Orte geschickt zu werden, wo der Todesengel von morgens bis abends neben den Betten Wache hielt! Es wäre besser gewesen, Überhaupt nicht hierher zu reisen, sondern trotz allem in London zu bleiben.
    »Und was ist mit Mr. Carter?«, fragte die Frau in Schwarz Lady Jane. Sie hatte die ganze Zeit Über nicht gesprochen, sondern nur seltsame hicksende Geräusche von sich gegeben. »Er hat sich auch
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