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Zu Schnell

Zu Schnell

Titel: Zu Schnell
Autoren: John Boyne
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Aber jetzt geh ich erst mal unter die Dusche. Das muss sein. Ich bin ja total versifft.«
    »Danke, dass du mich gerettet hast«, murmelte ich. Er schaute mich an und grinste.
    »Dafür sind große Brüder da.«

    Bevor die Schule wieder anfing, fuhren wir ein paar Tage zu den Großeltern. Allerdings ohne Pete, weil er sagte, er könne immer noch nach Wien und Berlin fahren, wenn er sich gleich auf den Weg machte. Deshalb fragte Mam Luke Kennedy, ob er mitkommen wolle. Wie sich herausstellte, war Luke an dem Tag, als er mit Sarah davonradelte, zu ihren Eltern gegangen und hatte ihnen gesagt, ich sei gar nicht so schrecklich, wie sie dächten. Doch dieses Zusammentreffen war auch nicht so richtig gut verlaufen, glaube ich. Es dauerte trotzdem gar nicht lang, bis wir drei gute Freunde wurden. Was später zu neuen Problemen führte, aber das ist eine andere Geschichte.
    »Du siehst schon wieder viel besser aus, junger Mann«, sagte Benjamin Benson zu mir, als ich zum Auto ging. »Du hast uns allen einen ziemlichen Schrecken eingejagt.«
    »Aber das ist jetzt alles vorbei«, sagte Mrs Kennedy. »Die Sommerferien waren für dich nicht leicht, stimmt’s, Danny?«
    »Ja, stimmt«, sagte ich und packte meine Tasche ins Auto. »Danke, dass Sie Luke erlauben, mit uns mitzufahren.«
    Sie lachte. »Dass wir es ihm erlauben? Du meine Güte, Danny – ich hätte keine ruhige Minute mehr gehabt, wenn ich nein gesagt hätte. Ehrlich gesagt – Luke hatte auch keine besonders schönen Ferien. Eigentlich hätte er den größten Teil bei seinem Vater verbringen sollen, aber …« Sie zuckte die Achseln und trat einen Schritt zurück. Mr Benson legte den Arm um sie. »Ah, da kommt er ja!«, rief sie, als Luke mit meiner Mutter aus unserem Haus kam. Er trug eine der Taschen für sie.
    »Ist er nicht der perfekte Gentleman?«, fragte Mam und lächelte zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit. Sie war am Tag vorher beim Friseur gewesen und sah allmählich fast wieder aus wie sie selbst. Sie trug eine neue Jeans und ein weißes T-Shirt, und man hatte den Eindruck, als könnte sie es kaum erwarten, endlich ein paar Tage von hier wegzukommen. »Er hat gefragt, ob er mir helfen kann, die Sachen zu tragen. Du hast ihn erstklassig erzogen, Alice.«
    Mrs Kennedy lachte wieder. »Zu Hause ist er leider überhaupt nicht so«, sagte sie.
    »Doch«, brummte Luke und verfrachtete das Gepäck in den Kofferraum.
    Die nächsten Tage verbrachten wir hauptsächlich damit, durch die Wiesen und Felder in der Nähe vom Haus meiner Großeltern zu streunen. Luke erzählte mir, er habe seinen Vater das letzte Mal kurz vor Weihnachten gesehen. Und wenn er ihn anrief, lief es immer gleich: Am Anfang klang sein Dad so, als würde er sich freuen, aber nach ein paar Minuten sagte er dann schon, er müsse leider los. Außerdem versprach er Luke immer wieder, er könne kommen und ihn besuchen – aber jedes Mal fand er kurz vorher einen Grund, warum er absagen musste. Deshalb hatte Luke beschlossen, ihn gar nicht mehr zu fragen, weil er immer so furchtbar enttäuscht war, wenn es wieder nicht klappte.
    »Benjamin – Benjamin ist gar nicht so übel, oder?«, sagte er an einem Nachmittag zu mir, als wir auf dem Bauernhof nach Kaninchen fahndeten.
    »Ich finde ihn nett«, sagte ich. »Er ist so lustig.«
    »Aber irgendwie ist er doch bescheuert.«
    »Ja, irgendwie schon«, gab ich zu, »aber lustig ist er trotzdem.«
    Luke nickte. »Bevor wir losgefahren sind, hat er mir zwanzig Pfund gegeben und gesagt, ich soll Mam nichts verraten und mir lauter Süßigkeiten kaufen und überhaupt lauter Sachen, die nicht gut für mich sind. Und außerdem hat er noch gesagt, wenn ich wieder in die Schule gehe und die neue Spielzeit anfängt, dann geht er mit mir ins Stadion, wenn ich Lust habe.«
    »Und was hast du gesagt?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe gesagt, dass ich nichts dagegen habe.«
    Da wusste ich, dass er gehen würde.

    Am letzten Ferienabend klopfte Mam bei mir, als ich schon im Bett lag.
    »Störe ich?«, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf und rückte ein bisschen zur Seite, damit sie sich auf die Bettkante setzen konnte. Sie schaute mich eine ganze Weile an, als würde sie versuchen, irgendetwas zu verstehen. Dann schüttelte sie lächelnd den Kopf.
    »Alles fertig für morgen?«, fragte sie.
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Es tut mir leid, dass du keine richtig schönen Sommerferien hattest.«
    »Nicht so wichtig.«
    »Doch, es ist wichtig, Danny«,
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