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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind
Autoren: Sean Slater
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Gegend tatsächlich ideal, um dort ein Fluchtfahrzeug abzustellen.«
    »Folglich haben wir nichts in der Hand.«
    »Nicht ganz.« Striker schwenkte den Handschuh. »Der ist von dem Flüchtigen. Hab ich ihm bei der Verfolgungsaktion von der Hand gerissen.«
    »Okay, der muss auf jeden Fall ins Labor.« Sie angelte die Autoschlüssel aus seiner Tasche, lief zum Polizeiwagen und kam mit einer braunen Papptasche zurück. Sie schrieb mit dickem Filzer Zeitpunkt, Ort und Fallnummer auf den Umschlag und hielt ihn dann Striker hin. Sobald er den Handschuh hineingesteckt hatte, legte sie die Tüte in den Wagen und gab ihm die Schlüssel zurück.
    Nachdem sie sich den Zeitpunkt der Übergabe in ihrem Notizbuch notiert hatte – lückenlose Dokumentation war vor Gericht ein absolutes Muss –, musterte sie Striker lange und intensiv.
    »Was ist mit deiner Stirn passiert?« Sie hob die Brauen, ihr Blick wurde weicher. Sie streckte die Hand nach der Platzwunde aus.
    Er bog unwillkürlich den Oberkörper zurück. »Nichts. Komm, lass gut sein.«
    »Es hat geblutet, Jacob.«
    »Ich weiß. Und es hat auch wieder aufgehört.«
    »Wie ist das passiert? Von einem Schlag? Hat er dich angegriffen? Damit musst du unbedingt zum Arzt!«
    »Hey, Feleesh, ich lebe noch, klar?«
    Sie bedachte ihn mit einem weiteren langen, mütterlich-besorgten Blick, was Striker jedoch ignorierte. Bevor sie noch etwas sagen konnte, schwenkte er herum und wandte sich abermals dem Eingang des Lucky Lodge zu.
    Es war fünf Uhr nachmittags. In der Abenddämmerung sah die Pension noch verwahrloster aus. Mit seiner kleinen Maglite leuchtete er die von Unkraut überwucherte Zuwegung nach möglichen Fußabdrücken ab. Er ging langsam, sorgfältig darauf bedacht, keine Spuren zu vernichten.
    Felicia gesellte sich zu ihm, um ihm bei der Suche zu assistieren.
    »Er ist in diese Richtung geflüchtet«, erklärte Striker. »Sieh dich mal nach Fußabdrücken und elektronischem Equipment um. Kabel, Adapter, egal was. Vielleicht hat er irgendwas verloren.«
    »Ist er verletzt?«, fragte seine Kollegin ohne aufzublicken.
    »Was weiß ich? Schon möglich – so wie der vom Dach gehechtet ist.«
    »Ich ruf mal die Krankenhäuser in der Gegend an.«
    »Gute Idee.« Striker zeigte nach Osten. »Möglicherweise hat er sich was gezerrt. Oder gebrochen, das wär ’n echtes Glück.«
    Felicia überlegte. »Wenn er high war, kann er sich was gebrochen haben und merkt es erst, wenn die Wirkung des Stoffs nachlässt.« Sie kontaktierte die Zentrale und wies die Telefonistin an, sich in allen Kliniken nach Patienten mit Verletzungen zu erkundigen, die von einem Sprung aus hoher Höhe stammen könnten.
    Währenddessen suchte Striker weiter den Außenbereich nach Spuren ab. Akribisch, Zentimeter um Zentimeter. Es war ein aufwendiger Prozess, aber in Fällen wie diesem führte kein Weg daran vorbei.
    Jeder Hinweis konnte nützlich sein.
    Kaum drei Minuten später entdeckte er den Abdruck eines Schuhs. Nicht weit entfernt von der Stelle, wo der Flüchtige in dem weichen Erdaushub gelandet war.
    Striker beugte sich über den Abdruck. Er war von einem rechten Schuh. Standardgröße, schätzungsweise Größe vierundvierzig. Aber das war nicht wirklich wichtig. Was ihn viel mehr interessierte, war das Profil der Sohle in der weichen Erde. Rauten und tiefe Rillen. Der Abdruck war eigentlich gut erkennbar, nur der Zehenbereich nicht.
    Striker schaute sich weiter um und entdeckte den Abdruck eines linken Schuhs. Er passte in Größe und Profil zu dem anderen. Er registrierte, dass die Sohle im Zehenbereich dieses Schuhs nicht so abgenutzt war wie die rechte.
    Nach ihrem Telefonat gesellte Felicia sich wieder zu ihm. Er zeigte ihr seinen Fund.
    »Was sagt dir das abgenutzte Profil im Bereich der Zehen?«, wollte er wissen.
    »Dass der Träger einen auffälligen Gang hatte. Vielleicht von irgendeiner früheren Verletzung. Oder dass ein Bein länger ist als das andere.«
    Striker nickte bekräftigend.
    Sie markierten den Bereich um die Schuhabdrücke für die Spurensicherung. Dann setzten sie ihre Suche fort.
    Eine gute halbe Stunde später konnten sie die Straße und das westlich gelegene freie Grundstück abhaken und widmeten sich abermals der Stelle, wo der Flüchtige nach seinem Sprung gelandet war. Striker schaute nach oben zu dem Fenster. Apartment 305. Von hier unten sah es verdammt hoch aus.
    Felicia stupste ihn an. »Er trug eine Maske, nicht?«
    »Ja. Ein schwarzes Lederteil. Mit schmalen
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