Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind
Autoren: Sean Slater
Vom Netzwerk:
verdammt viele Verstecke.
    Angefangen mit den großen Müllcontainern im Hinterhof über die Tiefgarage an der Gore Avenue bis hin zu den dichten hohen Büschen, die den Prior Street Park flankierten.
    Und jede Menge Fluchtmöglichkeiten, tippte er.
    Constable Wong kehrte zurück.
    »Los, verfolgen Sie einen Verdächtigen in südwestliche Richtung!«, wies Striker den jungen Cop an. »Jemand ist gerade aus diesem Apartment geflüchtet! Fordern Sie weitere Einheiten und einen Spürhund an. Ich nehme die Verfolgung in nordwestlicher Richtung auf!«
    Der junge Constable blieb erschrocken stehen, dann nickte er und lief in südliche Richtung. Als er hinter dem nächsten Gebäude verschwand, schnellte Striker herum und rannte zur Tür. Auf halber Höhe der Kitchenette stieß er mit dem Fuß vor einen Gegenstand. Er blieb stehen und blickte nach unten. Da der Gegenstand im Dämmerlicht schwer zu erkennen war, richtete der Detective den Strahl der Taschenlampe darauf.
    Die Dinger waren nicht aus Plastik, sondern aus dünnem Metallrohr. Irgendwelche Roste oder so was.
    Kühlschrankroste.
    Kaum kam ihm die Erleuchtung, flog die Kühlschranktür auf. Sie traf Striker mit solcher Wucht, dass er nach hinten prallte. Er landete hart auf dem Boden, rollte blitzschnell herum. Und schob sich mit dem Rücken an der Wand hoch, die Waffe im Anschlag, denn er rechnete fest mit einem Schusswechsel.
    Falsch gedacht.
    Stattdessen sprintete jemand zum Fenster – mittelgroß, schlank, dunkle Klamotten.
    »Stopp! Polizei!«, brüllte Striker.
    Der Flüchtende ignorierte die Aufforderung.
    Striker rappelte sich auf und stürzte zum Fenster, doch der Mann war schnell. Und schon halb draußen, als der Detective ihn erreichte. Er packte die Hand des Verdächtigen und riss ihn zurück. Zu spät. Der Verdächtige konnte sich dem Zugriff entziehen, und Striker stand da, einen der schwarzen Lederhandschuhe des Flüchtigen in der Hand.
    Der Mann sprang kurz entschlossen die zwei Stockwerke hinunter. Blitzartig, lautlos. Er traf im Gras auf, rollte den kurzen Abhang hinunter, kam wieder auf die Füße.
    Striker versuchte, den Flüchtenden mit seiner Taschenlampe anzuleuchten, aber der Strahl war auf die Entfernung zu schwach. Er registrierte lediglich die dunkle Kleidung. Ein dunkler Hoodie. Der Mann hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen. Er bückte sich und hob die Kamera auf. Dann, für einen kurzen Augenblick, blickte er zum Fenster hoch. Sein Gesicht war hinter einer schwarzen Ledermaske verborgen.
    »Keine Bewegung!«, brüllte Striker mit Nachdruck.
    Statt der Aufforderung zu folgen, schnellte der Mann herum und rannte in südliche Richtung, wo er im Schatten der Dämmerung verschwand.

5
    Fünf Minuten später trabte Striker nervös die Union Street auf und ab. Verdammt, wo blieb die angeforderte Hundestaffel? Er schnappte sich sein Handy und rief in der Zentrale an. Seine Kollegin Sue Rhaemer meldete sich.
    »Verdammt, wo bleibt der Typ mit dem Hund?«, wollte er wissen.
    Die Telefonistin ließ ihn einen kurzen Moment in der Leitung warten, während sie das GPS checkte. »Müsste gleich da sein. Ist bloß noch ein paar Blocks entfernt.«
    »Okay, wenn er keinen Ärger haben will, soll er seinen Arsch schleunigst hierher bewegen.«
    Er hatte das Gespräch kaum beendet, als das eingeschaltete Signallicht eines weißen Chevy Tahoe die Dunkelheit durchzuckte. Der Mann am Steuer war Harry Hooch, einer ihrer besten Hundeführer.
    Der Tahoe bretterte über die Kreuzung Gore Avenue, bremste auf der vereisten Straße und stoppte direkt vor dem Lucky Lodge. Hooch stieg aus. Er war klein für einen Cop, etwa eins siebzig, schlank und drahtig. Und er hatte Nerven wie Stahlseile. Harry Hooch riss die rückwärtige Wagentür auf, und Sable, eine schwarze Schäferhündin, sprang heraus.
    »Irgendwas, woran sie Witterung aufnehmen kann?«, fragte Hooch.
    Striker gab ihm den Handschuh und zeigte in die Richtung, in die der Unbekannte geflüchtet war. »Dahinten ist er auf dem Boden aufgekommen. Auf dem kurzen Stück unter dem Fenster.«
    »War er allein?«
    »Ja. Die Gegend ist sauber.«
    Hooch machte sich schweigend an die Arbeit. Er ließ den Schäferhund ausgiebig an dem Handschuh schnüffeln, dann führte er ihn zu der betreffenden Stelle.
    Der Ermittler beobachtete gespannt, wie Sable nervös hin und her lief, bis sie Witterung aufnahm. Dann hetzte sie in südliche Richtung der Union.
    Hooch führte sie an der Leine, der Detective schloss sich den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher