Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zorn

Zorn

Titel: Zorn
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Lochs hinaus, wie Marcy es zuvor getan hatte, und sagte: »Ich hab mit Sloan an zweihundert Türen geklopft. Dabei sind wir nie auch nur hier in die Nähe gekommen. Wir waren nicht mal auf dieser Seite des Flusses.«
    »Ein paar von den Häusern in diesem Viertel haben Mark Towne gehört«, mischte sich einer der älteren Polizisten ein. »Deshalb nannten die Leute sie die Towne Houses. Ich weiß nicht, ob die hier auch darunter waren.«
    »Könnte gut sein«, sagte Lucas. »Bevor die Jugend das Viertel entdeckt hat, waren hier hauptsächlich ältere Leute, darunter viele Eisenbahner im Ruhestand. Towne hat die Häuser für ein paar tausend Dollar das Stück aufgekauft.«
    »Das überprüfen wir«, versprach Sherrill.
    »Towne ist vor zehn oder fünfzehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen«, bemerkte jemand.
    Lucas nickte in Richtung der Leichen. »Wie hat man die so heil und flach aus dem Boden gekriegt?«
    »Ich hab den Kellerboden aufgebrochen und aufgeladen«, antwortete ein Mann mit gelbem Schutzhelm und deutete auf seinen Bobcat. »Dabei ist ein Block gekippt, und da waren sie.«
    »Sie konnten sie sehen?«, erkundigte sich Lucas.
    »Die Plastikplane, und das was drin ist. Ich musste nachschauen, falls …« Er versuchte, nicht in die leeren Augenhöhlen der Mädchen zu blicken. »Ich hab eine Gänsehaut gekriegt, noch bevor ich wusste, was drin ist.«
    Lucas nickte. »Schlechter Tag«, sagte er und wandte sich wieder Marcy Sherrill zu. »Ich an deiner Stelle würde die Platten nicht entfernen lassen. Er muss den Beton direkt über sie ausgegossen haben. Möglicherweise befinden sich daran Fingerabdrücke oder andere Spuren.«
    Sie nickte. »Klingt vernünftig.«
    »Außerdem musst du ihre Eltern, die Joneses, informieren. Bevor die Presse davon Wind bekommt. Wenn du willst, setze ich meine Rechercheurin darauf an. Soweit ich weiß, haben sie sich einige Jahre nach dem Mord an den Mädchen scheiden lassen … hundertprozentig sicher bin ich mir allerdings nicht.«
    »Wenn du jemanden für so was hast … Aber er soll mich anrufen.«
    »Sie«, korrigierte Lucas. »Okay, wird gemacht.«
    Als Sherrill und Davenport sich von der Gruppe entfernten, sagte sie: »Wir haben uns eine ganze Weile nicht gesehen. Wie geht’s?«
    »Immer viel zu tun«, antwortete Lucas und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Dieser Jones-Fall war damals eine große Sache – süße blonde Mädchen, die einfach so verschwanden. Wie die Dinge jetzt liegen, bezweifle ich, dass sich noch jemand dafür interessiert. Ist zu lange her. Aber der Täter ist nach wie vor auf freiem Fuß. Wir müssen den Fall neu aufrollen.«
    »Das werden wir«, sagte sie.
    »Aber du hast genug andere Dinge zu tun, genau wie ich. Und die Mädchen sind tot.«
    »Du scheinst ein besonderes Interesse an dem Fall zu haben«, bemerkte Marcy.
    Lucas sah zu den Leichen in der Plastikplane hinüber. »Ich glaube, ich hab damals Mist gebaut, und jetzt bin ich noch mal mit dem Fall konfrontiert.«
    Auf der Straße näherte sich ein Übertragungswagen von Channel Three. Einer der älteren Polizisten rief: »Die Presseleute kommen.«
    Während Lucas mit Marcy zu der Gruppe bei den Leichen zurückkehrte, sagte er zu ihr: »Du hast meine Nummer, falls du etwas brauchst. Und ich besorge dir die Informationen über die Joneses.«
    »Ich bin immer noch ein bisschen angefressen wegen letztem Mal«, brummte sie.
    Im Winter zuvor hatte Lucas die Ermittlungen in einer Mordserie, die ihren Ursprung in einem Krankenhaus in Minneapolis gehabt hatte, einfach an sich gerissen. Am Ende war es zu einer Schießerei im Schneesturm gekommen, bei der sogar Handgranaten geflogen waren und zu der man Marcy ihrer Meinung nach nicht formgerecht eingeladen hatte.
    »Tja, Pech gehabt, Süße«, meinte Lucas grinsend. »Aber in diesem Fall hab ich dir was voraus. Ruf mich an, wenn du etwas brauchst. Das ist ein ernsthaftes Angebot.«
    Ihre Miene wurde ein wenig sanfter – sie und Lucas waren einmal einen Monat lang ein Paar gewesen, und dieser Monat war ausgesprochen stürmisch verlaufen. »Okay.« Und dann: »Wie geht’s Weather?«
    »Besser. Letzten Monat war sie ziemlich schlecht drauf.«
    »Grüß sie von mir.«
    Lucas versprach es ihr, bevor er einen letzten Blick in das Loch mit den Leichen warf. »Mann, es fühlt sich an, als wär’s erst vor kurzem passiert. War damals das Jahr von Madonna. Alle haben Madonna gehört. Und Prince. Soul Asylum war gerade im Kommen. Ich bin zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher