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Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Erscheinung, dann bedeutet schon das eine Revolution in unserer Wissenschaft. Ist dir das klar?“ Delawara nickte stumm.
    „Falls sich das alles wirklich so verhält“, schränkte die CE lächelnd ein, „das muß ja erst mal bewiesen werden!“
    Atacama hatte sich zu dem Gespräch halb auf das Pult gesetzt, so daß sie Schirme und Anzeigen im Rücken hatte. Jetzt bemerkte sie, daß Delawaras Blick starr an ihr vorbeiging. Sie drehte sich um und sah nun auch: Der Peilstrahl wurde reflektiert.
    „Nach dem Impulsrhythmus sind es die ersten Peilimpulse, die das Raumschiff ausgesandt hat, als wir noch schliefen“, meldete Delawara. „Eine Stunde achtundvierzig Minuten Laufzeit, das sind rund eine Milliarde Kilometer.“
    Atacama legte ihr die Hand auf die Schulter - anzuweisen brauchte sie nichts, denn sie sah, daß ihre junge Mitarbeiterin bereits begonnen hatte, das Signal zu analysieren.
    Delawara hatte nun zwei Dinge zugleich zu tun. Erstens mußten die weiteren Reflexionen des Peilstrahls verfolgt werden - sie schaltete dazu den Rechner auf Stereomodell. Das Wort Peilstrahl war eigentlich nur eine sehr vereinfachende Bezeichnung für ein kompliziertes System von Peilimpulsen, die das vor dem Raumschiff liegende Gebiet in einem Winkel von zehn Grad spiralig abtasteten, wobei aber einzelne Impulse auch in einem größeren Winkel ausgesandt wurden. Da bei solcher Entfernung auch die Laufzeiten beträchtlich differierten, konnte also nur ein synchroner Rechner daraus sinnvolle Angaben ermitteln.
    Zweitens aber kam es darauf an, aus der Feinstruktur des reflektierten Signals Angaben über das reflektierende Objekt zu ermitteln. Beim Flug in bekannten Räumen, wo Erfahrungswerte und klassifizierte Daten vorlagen, wurde auch diese Arbeit von Rechnern getan, hier aber erledigte Delawara das lieber selbst, natürlich nicht ohne die Hilfe der Meß- und Rechentechnik.
    Als erstes stellte sie fest, daß die Reflexion außerordentlich schwach war - die Automatik hatte sie beträchtlich verstärkt, damit sie überhaupt auf dem Kontrollschirm sichtbar wurde. Es konnte sich also nicht um ein massives Objekt handeln, am ehesten wohl um eine Staubwolke, mit einer Konzentration, die nur um einige Größenordnungen höher lag als die des Staubes im heimischen Sonnensystem, aber das würde sich herausstellen, wenn sie die Hyperfeinstruktur untersuchte.
    Als nächstes fielen ihr noch schwächere Impulsüberlagerungen auf, sie konnten nur von der zeitlich verschiedenen Reflexion an der äußeren und inneren Grenze der Wolke herrühren. Sie filterte die Überlagerungen aus und verglich die beiden Teilreflexionen - es ergab sich ein Zeitunterschied von etwas über dreißig Sekunden. Wenn es sich also um eine Staubwolke handelte, war sie etwa, zehn Millionen Kilometer dick. Einen Augenblick lang wunderte sich Delawara, daß diese Wolke so scharfe Begrenzungen haben sollte, wie sie eine derart exakte Reflexion aus dieser Entfernung eigentlich voraussetzte, aber da sie das jetzt nicht klären konnte, schob sie den Gedanken beiseite.
    Wichtiger war jetzt, welchen Einfluß die Wolke auf den Kurs des Raumschiffs haben würde. Konnte man sie umfliegen? Delawara wandte sich dem Stereomodell zu, das der Rechner inzwischen gebildet hatte, und staunte. Der gesamte Schnitt durch den Zehngradkegel, den der Peilstrahl voll erfaßte, war von dieser Wolke gefüllt, und die vereinzelten Weitwinkelimpulse riefen neben dieser hellen Scheibe ebenfalls Lichtpunkte hervor - allerdings nur die inneren. Also war die Wolke gut zweihundert Millionen Kilometer breit. Oder halt! Sie vergewisserte sich durch eine kurze Berechnung und fand ihren Verdacht bestätigt: Von den weiter außen liegenden Weitwinkelimpulsen konnte noch gar keine Reflexion vorliegen, die Entfernung war zu groß! Dann aber war es denkbar, daß die Wolke sich seitlich noch weiter fortsetzte und eher schon eine Schicht darstellte... Und in ebendiesem Augenblick leuchtete ein weiterer Lichtpunkt auf, wie um Delawaras Vermutung zu bestätigen.
    Sie gab dem Rechner den Auftrag, das Bild außerhalb des Kegels durch extrapolierende Berechnungen zu vervollständigen, und schon wuchs und dehnte sich die helle Schicht nach den Seiten. Delawara drehte das räumliche Modellbild hin und her, und jetzt sah sie, daß die Schicht nicht eben war, sondern gekrümmt - eine Art Schale. Der Krümmungsmittelpunkt war noch nicht festzustellen, wenigstens nicht bei bloßem Betrachten, aber vielleicht konnte der
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